Grafschaft Der Kinder- und Jugendförderverein engagiert sich für Freizeiten und mehr

GRAFSCHAFT · 1.15 Uhr in der Nacht. Die Party vorbei, der Akku leer, ein Bier zu viel und kilometerweit von zu Hause entfernt. Was tun? Für viele Grafschafter lässt sich diese Frage ganz leicht beantworten. Jugendtaxi. Für kleines Geld bis vor die eigene Haustür. Möglich macht das der Taxischein des Kinder- und Jugendfördervereins der Gemeinde Grafschaft.

 Kreativität: Budenbau als Ferienaktion des Vereins.

Kreativität: Budenbau als Ferienaktion des Vereins.

Foto: GA

Der Grafschafter Förderverein, ein Projekt mit Vorbildcharakter? Ein Jugendtreff mit Musik, Billard und Sport. Ein Jugendbüro, dass sich mit täglichen Problemen beschäftigt, Ferienfreizeiten, Fußballcamps und eben das Jugendtaxi, dass Feiernde nach einer Party sicher nach Hause bringt. Wer hätte sich das in der Jugend auf dem Land nicht gewünscht? Was damals noch fehlte, gehört in der Grafschaft mittlerweile zum Standard.

Als sich Mitte der 90er-Jahre immer mehr Jugendliche in ihrer Freizeit in die Stadt gezogen fühlten, erkannte die Grafschaft das Vakuum an Jugendangeboten in ihrer ländlichen Region. Die Lösung: In Kooperation mit den beiden großen Kirchen wurde 1996 der Förderverein gegründet. Einer der Taufpaten: der damalige Regens im Studienhaus Sankt Lambert in Lantershofen Peter Brahm, heutige Weihbischof im Bistum Trier.

Fast zwei Jahrzehnte nach Gründung blickt Geschäftsführer Michael Schneider auf eine Erfolgsgeschichte zurück. "Wir können uns selbst organisieren und sind unser eigener Träger." Anders, als in umliegenden Gemeinden ist man in der Grafschaft dezentral aufgebaut, mit elf gleichberechtigten Ortsbezirken und einem gemeinsamen Vereinsvorstand. "Oft ist eine Entscheidungsfindung in einem Gremium einfacher und bringt Projekte schneller voran.

Dass diese Vorangehensweise gut ist, zeigt sich später am Erfolg der einzelnen Angebote", so Schneider weiter. Die Landesregierung fördere solche Projekte der "dezentralen Jugendarbeit im ländlichen Raum" besonders, weil sie durch die hauptsächlich ehrenamtliche Arbeit deutlich Kosten einspare.

Eine der ehrenamtlichen Helferinnen ist die 18-jährige Hannah Scholl. "Wenn man sich für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen interessiert ist, kann man mit etwas Engagement auch viel für die Gemeinschaft tun", so die Schülerin des Bad Neuenahrer Are-Gymnasiums. Schneider lobt die Freiwilligen: "Ohne die Arbeit unserer vielen Ehrenamtler sind die anstehenden Aufgaben nicht zu bewerkstelligen. Dazu wären wir zudem finanziell gar nicht in der Lage." Zwei pädagogische Mitarbeiterinnen beschäftigt der Verein in Vollzeit, die im Jugendbüro im Ringener Bürgerhaus Ansprechpartner für die Jugendlichen sind.

Die Profis stärken auch die Qualität der ehrenamtlichen Arbeit. Um die Helfer besser in die Vereinsarbeit zu integrieren, nehmen diese an den sogenannten Juleica-Schulungen teil, wobei Juleica für die bundesweit anerkannte Jugendleitercard steht. Dabei wird den Jugendlichen pädagogisches Handwerkszeug mit auf den Weg gegeben, um auf die Bedürfnisse der Kinder in den Kommunen besser eingehen zu können. Scholl: "Man macht viele Erfahrungen, lernt einiges und wird in verschiedenen Fähigkeiten wie Kreativität und Teamfähigkeit gefördert."

Auch Katharina Ackermann (19) arbeitet freiwillig für den Förderverein. Die angehende Hauswirtschafterin beschreibt ein tolles Arbeitsklima: "Es macht sehr viel Spaß mit den Kindern zu arbeiten. Wir Jugendlichen sind außerdem ein gutes Team und sind gut miteinander befreundet."

"Kreative Freizeitgestaltung der Kinder fördern", das ist eines der Leitmotive mit denen sich die Mitarbeiter auseinandersetzen. "Eine unabhängige Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen, ohne jeden Zwang, ist uns hier besonders wichtig. Die Teilnehmer sollen ihre Freizeit selbst mitgestalten können", so Michael Schneider. Der wöchentlich stattfindende Jugendtreff sei nicht nur Ort für Spiel und Spaß, sondern soll außerdem eine Anlaufstelle für Gespräche sein. Familienprobleme oder Streitereien mit Freunden können hier mit den Pädagogen besprochen werden.

Auf das Angebot des Jugendtaxis ist der Verein besonders stolz, denn es wird "super angenommen". In Zusammenarbeit mit einem Taxiunternehmen werden junge Partygäste aus einem Umkreis von 30 Kilometern abgeholt und sicher heimgefahren. Das Risiko nach einer Party alkoholisiert zu verunglücken wird dadurch minimiert. Dieses Projekt resultiert aus einer Initiative des Jugend- und Seniorenbeirates.

Freizeiten vom Fußballcamp bis zur Kinderbetreuung gehören neben Kanufahrten und Shoppingtouren außerdem zum Programm des Vereins.

"Durch Angebote wie die Ferienbetreuungen werden arbeitende Eltern entlastet. Außerdem kann man durch die ehrenamtliche Hilfe auch einiges für sich selbst mitnehmen", beschreibt Hannah Scholl den für beide Seite positiven Effekt. Viele Angebote, die darauf warten, angenommen zu werden. Der Grafschafter Kinder- und Jugendförderverein der, so ist sich Schneider sicher, auch in Zukunft mit guten Beispiel voran gehen kann. Das Jugendtaxi gibt ihm Recht.

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