Turmgespräch Die Burg Rolandseck im Fokus

SINZIG · Professor Kurt Roessler bot beim Sinziger Turmgespräch neue Einsichten in altes Mauerwerk

 Das Rheintal bei Rolandseck um 1835 in der Lithografie von Nicolas-Marie-Joseph Chapuy (1790-1858) "Rolandseck, Nonnenwerth et Drachenfels". Aus dem Buch "Rolandsbogen - Lyrische Landschaft des Rheins - Geschichte und Gedichte der Burg Rolandseck seit 1122" von Kurt Roessler.

Das Rheintal bei Rolandseck um 1835 in der Lithografie von Nicolas-Marie-Joseph Chapuy (1790-1858) "Rolandseck, Nonnenwerth et Drachenfels". Aus dem Buch "Rolandsbogen - Lyrische Landschaft des Rheins - Geschichte und Gedichte der Burg Rolandseck seit 1122" von Kurt Roessler.

Foto: Repro: GA

SINZIG. "Neueste Erkenntnisse zur Burg Rolandseck" - darum ging es in zwei Teilen und einer das Thema beflügelnden Pause beim "Turmgespräch im Schloss" des Vereins zur Förderung der Denkmalpflege und des Heimatmuseums. Referent Kurt Roessler, kulturgeschichtlich interessierter Chemiker, begann mit seinen Beobachtungen an den alten Burgmauern.

Neue Einblicke eröffnete Ende 2010 die Freistellung des Rolandsbogens und vieler Mauerteile der Ruine von Efeu. Ihnen folgend, erstellte Roessler, der seit den 1980ern die rheinische Literatur der Dichter Ferdinand Freiligrath und Guillaumes Apollinaire erforscht und sich intensiv mit dem Rolandsbogen beschäftigt, auch einen Plan von der einstigen kurkölnischen Burg, die durch ein Mauerdreieck eingegrenzt wird. Aus Größe und Abfolge der Basaltsteine im Mauerwerk schloss er im Südosten auf romanische Mauern (nach 1122) aus der ersten und im Nordosten auf gotische Mauern (um 1304) aus der zweiten Bauphase. Sie setzte ein, als es nach dem Abriss der ersten Anlage - ihre Nähe zum Reichsbesitz missfiel den deutschen Königen - zum Wiederaufbau kam. 1610 wurde die Burg aufgelassen. Doch lockte sie Diebesgesindel an, weshalb man sie zuletzt zum Abriss freigab: Äbtissin Sybille Bielefeld von Nonnenwerth hatte Verwendung für die Steine. So steckt ein Teil der Burg als Hochwasserschutz an der Südspitze der Insel, die ebenfalls zu Kurköln gehörte. 1673 schrieb ein Erdbeben die Zerstörung fort, verschonte aber, welch Glück für die Rheinromantik, den weithin sichtbaren Rolandsbogen.

Bis heute gibt es keinen Stillstand dort oben. Gemeinsam mit der Denkmalpflege und Jörg Haas, dem Besitzer des Restaurants am Rolandsbogen, plant Roessler etwa die Sanierung der Mauern und des Bereichs der Vorburg sowie den Wiederaufbau des Aussichtspavillons, genannt "Tempelchen". Verbunden mit dem Ort ist er auch durch die Bewirtschaftung des "Literarischen Weinbergs". Daher stammte der trockene Riesling, den der freigiebige Winzer in der Pause einschenkte.

Mit dem Berg "auf der Zunge" erschloss sich die Landschaft im zweiten Vortragsteil umso eindringlicher. Zuvor hatte Roessler die Historie erläutert und zugleich in faszinierenden Ansichten, Druckgrafik, Gemälden, Zeichnungen deutlich gemacht, wie sehr die Elemente Rhein, spannendes Uferprofil und Insel die Maler unter den Reisenden in den Bann zogen. Die Rolandsecker Flusspartie mit Nonnenwerth und dem Kloster sowie der in steiler Höhe situierten Rolandsburg oder dem späteren prägnanten Überrest, dem Rolandsbogen, zählte über Jahrhunderte zu den Lieblingsmotiven. Einen Aufschrei gab es, als der Bogen an Silvester 1839 einstürzte. Der in Unkel lebende Dichter Ferdinand Freiligrath rief deutschlandweit zur Rettung auf. Mittels Spenden wurde das Bauwerk vom Kölner Dombaumeister Ernst Zwirner wieder errichtet, um, berühmter denn je, den Berg zu krönen.

Während die Maler Herz und Pinsel an Burg und Bogen hängten, kreiste die literarische Beschäftigung nach 1700 um jene Sage, in der Hildegund vom Drachenfels, fehlinformiert über des Verlobten Rolands Tod, ins Kloster Nonnenwerth eintritt, sodass die Liebenden später nicht zusammen sein können. "Eine erbauliche Geschichte im Sinne der Literatur als moralische Anstalt", urteilte Roessler. Er erklärte: "Das Kloster hat keine Erinnerung an Hildegund in seinen Todeslisten". Dessen ungeachtet, zog Freiligraths Rolands-Album (1840) eine Flut von Dichtung und Prosa zu Rolandseck bis ins 20. Jahrhundert nach sich, die sich bis 1870 nur mit der Sage befasste und dann anderen Themen zuwandte. Bestens informiert, zeichnete Roessler mit der Geschichte der Burg und ihrem starken Niederschlag in Literatur und Bildender Kunst, mal ernst, mal heiter, ein unverwechselbares Stück "Lyrische Landschaft Mittelrhein".

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