Römer-Therme in Bad Breisig Die finanzielle Schieflage bleibt bestehen

Bad Breisig · Die Römer-Thermen bleiben finanziell tief im Minus. Wann die nötige Sanierung beginnt, bleibt vorerst offen.

Römer-Therme in Bad Breisig: Die finanzielle Schieflage bleibt bestehen
Foto: Martin Gausmann

Bernd Schmitz ist seit dem 1. August Geschäftsführer der Bad Breisiger Römer-Thermen. Nun soll der 58-jährige frühere ADAC-­Vorstandsmann und ehemaliger DRK-Bedienstete Pannenhilfe, oder besser: notärztliche Rettungsarbeit, bei der in arge finanzielle Bedrängnis geratenen Therme leisten. Das ist auch bitter nötig, denn die nun im Werksausschuss der Stadt präsentierten Zahlen zum Jahresabschluss 2019 zeigen auf, dass die Badelandschaft auf die Intensivstation gehört.

Erneut wurden hohe Verluste eingefahren: Knapp 900.000 Euro beträgt das Defizit, das nun größtenteils von der stark verschuldeten Stadt Bad Breisig abgefedert werden muss. Lediglich rund 100.000 Euro wird der Eigenbetrieb „Kurbetriebe der Stadt Bad Breisig“ aus eigener Rücklage aufbringen müssen, um den Fehlbetrag abzudecken. Die Erklärung: „Es wird darauf hingewiesen, dass im Jahresabschluss zum 31. Dezember 2019 aufgrund des Jahresverlustes weniger als die Hälfte des Stammkapitals als Eigenkapital ausgewiesen wird“, schrieben die Wirtschaftsprüfer in dem Werksausschuss ins Stammbuch.

 Seit dem 1. August neuer Geschäftsführer der stark verschuldeten Bad Breisiger Römer-Thermen: Bernd Schmitz.

Seit dem 1. August neuer Geschäftsführer der stark verschuldeten Bad Breisiger Römer-Thermen: Bernd Schmitz.

Foto: Martin Gausmann

Stadt erwartet weitere Verluste

Da die Rücklage im Pegel auf Ebbe zeigt, wird die Stadt bei weiteren zu erwartenden Verlusten also noch viel tiefer in die eigene Tasche greifen müssen. „Irgendwann sind keine Rücklagen mehr da. Noch ist es nicht soweit“, sagte der Wirtschaftsprüfer in der trotz komplizierter Materie souverän von Barbara Krebs-Haupt (FWG) geleiteten Sitzung. Sie vertrat den Bad Breisiger Bürgermeister, der nach einem schweren Fahrradunfall im Krankenhaus lag, seit Dienstag jedoch wieder zu Hause ist und sich auskuriert.

Besonders bedrohlich ist die Verschuldungslage der Römer-Thermen, die als wichtiges Aushängeschild der Stadt gelten: Mit 8,76 Millionen Euro steht die stadteigene Bädergesellschaft bei Banken in der Kreide – im Jahr zuvor waren es noch 6,9 Millionen. Auf die langfristigen Bankdarlehen entfallen dabei 3,8 Millionen Euro, auf Kassenkredite, die einem Überziehungsbetrag eines Girokontos ähnlich sind, nahezu satte fünf Millionen. Dieser Betrag ist durch keine Investition und keiner Steigerung des Anklagevermögens unterlegt. Er dient ausschließlich dazu, liquide zu bleiben, ist also ein „Konsumkredit“.

1,6 Millionen Euro Umsatzerlös

Rund 1,6 Millionen Euro wurden im Bäderbetrieb an Umsatzerlösen erzielt, 2,4 Millionen Euro standen dem als Aufwendungen gegenüber. Hinzu kommen Zinsaufwendungen. „Die wirtschaftlichen Verhältnisse sind als kritisch einzustufen“, sagte der Wirtschaftsprüfer und wiederholte damit eine Aussage aus den Vorjahren.

Nach wie vor nicht begonnen wurde die energetische Sanierung des Bades, an der man in Bad Breisig seit 2014 plant. Nur für technische Sanierungen waren 3,2 Millionen veranschlagt, eine Million wollte die EU beisteuern, damit in der Wärmeversorgung eine Reduzierung von CO2-Emmissionen erreicht werden kann. Die Zuwendung steht allerdings unter dem Vorbehalt, dass das bewilligte Vorhaben bis Dezember 2021 durchgeführt wird, ursprünglich gab es gar einen früheren Termin.

Klar ist inzwischen jedoch auch, dass aufgrund des baulichen Zustandes der Anlagen neben der geplanten Generalsanierung weitere Instandsetzungsaufwendungen nötig sein werden. Mit den einst kalkulierten 3,2 Millionen Euro wird man bei Weitem nicht hinkommen.

Der Werksausschuss hatte bereits im Mai erklärt, abweichend von den bisherigen Planungen nun die Gesamtsanierung der Thermen anzustreben – und die CO2-Sanierung zurückzustellen. Ob man daran festhalten will, bleibt offen. Wie auch die Frage, wie das Gesamtvorhaben finanziert werden soll. Wie berichtet, möchte die Stadt das Bad nach einer Sanierung gerne privatisieren.

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