Historischer Trinkzug der Ahrweiler Schützen Die Pflege der Tradition bedeutet ein Stück Normalität

Ahrweiler · Ein Sternmarsch anstelle eines „einfachen“ Trinkzugs: Für ihr traditonelles Stelldichein planen die Sankt Sebastianer Bürgerschützen in Ahrweiler in diesem Jahr Neuerungen. Um die von der Flut gezeichnete Altstadt zu schmücken und so auch ein Zeichen der Hoffnung zu setzen, bauen die Schützen auf die Mithilfe der Bürger.

 Der Trinkzug hat in Ahrweiler eine lange Tradition. In diesem Jahr findet er statt am 12. Juni.

Der Trinkzug hat in Ahrweiler eine lange Tradition. In diesem Jahr findet er statt am 12. Juni.

Foto: Gausmann

Der historische Trinkzug in Ahrweiler ist ein Brauchtum, das im Rheinland und auch darüber hinaus seines Gleichen sucht. Immer in der Nacht des Dreifaltigkeitssonntags und bis zum nächsten Morgen ziehen die Schützen durch den Ort und kehren bei Gastgebern ein, in Erinnerung an die Zeiten, da die Bürger den Schützen Dankbarkeit für deren Wehrhaftigkeit zollten. In diesem Jahr findet fällt der Dreifaltigkeitssonntag auf den 12. Juni. Für den haben die Akteure der Sankt Sebastianus Bürger-Schützengesellschaft Ahrweiler einige Neuerungen geplant. Die Tatsache, dass die Stadt von der Flut nach wie vor gezeichnet ist, macht zudem besonders detaillierte Planung nötig.

Trinkzug startet früher

Dazu gehört, dass die Schützen früher mit ihrem Trinkzug, der dem Königsschuss am Dreifaltigkeitssonntag folgt, starten. Auch begeben sie sich diesmal von drei Startpunkten aus auf einen Rundkurs innerhalb der Stadtmauern. Los geht es nach einem gemeinsamen Essen. Die Gastgeber beginnen sodann in einem überschaubaren Zeitkorridor, sodass der Trinkzug in Bewegung bleibt. Mit Blick auf eine mögliche Infektionsgefahr durch Corona werden Schützen und Gastgeber mit jeweils eigenen Gläsern ausgestattet.

 Den Kurs für den Trinkzug am 12. Juni haben die Schützen exakt geplant.

Den Kurs für den Trinkzug am 12. Juni haben die Schützen exakt geplant.

Foto: Thomas Weber

Gastgeber gesucht

Bei der Ausrichtung hoffen die Schützen auf die Unterstützung der Bevölkerung. Wer ein sogenanntes „Altärchen“ aufbauen und damit Gastgeber sein will, kann sich ab sofort melden, hieß es bei der Vorstellung der Pläne. Hauptmann Jürgen Knieps: „Wir würden uns riesig freuen, wenn es trotz Flutschäden in der Altstadt ein buntes Bild an Ständen von Bürgern, die ja unsere Gastgeber sind, geben würde. Da spielt es keine Rolle, ob das Geschäft oder das Haus noch beschädigt ist.“ Sie alle hätten ja die Katastrophe im Juli 2021 erlebt, wüssten aber auch, „dass ein paar Birkenreiser oder Blumen an den Häusern optische Wunder wirken können. Hauptsache ist, dass wir im Schulterschluss mit den Bürgern unsere alte Tradition neu beleben und zeigen: Ahrweiler wird nicht untergehen.“

Die Schützen hoffen auf eine große Resonanz, denn der Trinkzug bedeute auch eine Rückkehr zur Normalität. „Die haben wir dringend nötig“, so Chronist Matthias Becker namens des Verwaltungsrates der Schützen. „Auch wer außerhalb der Stadtmauer wohnt, ist eingeladen, ein ‚Altärchen‘ in der Altstadt aufzubauen. Bei der Standortvermittlung sind wir gerne behilflich.“

Glasmalermeister gestaltet Gläser

Die Gläser der Schützen tragen ein von Glasmalermeister Jürgen Maur entworfenes Emblem und werden den Bürgern als Gastgeber kostenfrei zur Verfügung gestellt. Gleiches gilt für Portionierer, die zum Einschenken des Festweins verwendet werden können. Schatzmeister Dieter Zimmermann: „Ebenfalls soll der Historische Trinkzug Touristen in die Stadt locken. Eine entsprechende Bewerbung des Schützenfestes ist mit dem Ahrtal-Tourismus auf den Weg gebracht worden.“ Und damit die Besucher nicht „trocken und hungernd“ am Festgeschehen teilnehmen müssen, bemühten sich die Schützen um Angebote der Gastronomie und der heimischen Winzer auf zentralen Plätzen in der Altstadt. „So wollen wir auch die von der Flut gebeutelten Betriebe unterstützen.“

Anmeldungen für den Historischen Trinkzug werden ab sofort bis Pfingstmontag, 6. Juni, angenommen von Matthias Becker unter E-Mail chronist@bsg-aw.de oder ☏ 0 26 41/3 67 45.

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