Geschenk zur Silberhochzeit des Kaisers Ein Aussichtsturm mit Geschichte steht auf der Hohen Acht

Kreis Ahrweiler · Kaiser Wilhelm II. und seine Kaiserin dankten den Adenauern für den Turm auf der Hohen Acht per Telegramm. Der Bau kostete einst 18.000 Reichsmark.

 Ein Bronzerelief markiert den Eingang zum 16,3 Meter hohen Kaiser-Wilhelm-Turm auf der Hohen Acht.

Ein Bronzerelief markiert den Eingang zum 16,3 Meter hohen Kaiser-Wilhelm-Turm auf der Hohen Acht.

Foto: Martin Gausmann

Ein Aussichtsturm zur Silberhochzeit. Eine so großzügige Gabe wird wohl nur ganz wenigen Menschen zuteil. Wie etwa Kaiser Wilhelm II. und Kaiserin Auguste Viktoria. Errichter war im Jahre 1909 der damalige Kreis Adenau, der 1932 dem Kreis Ahrweiler zugeordnet wurde. Und er platzierte den Turm an herausragender Stelle, auf den höchsten Punkt weit und breit, dem mit 747 Metern höchsten Berg der Eifel: die Vulkankuppe der Hohen Acht.

Die Adenauer widmeten das Bauwerk dem Kaiserpaar und dem Andenken an Kaiser Wilhelm I., dem Großvater des Silberjubilars. Wilhelm II. hatte Adenau im Oktober 1906, im Jahr seiner Silberhochzeit, besucht. Danach wurde „vor lauter Begeisterung“ mit Hilfe eines Fonds Geld für ein Denkmal in Gestalt eines Turms gesammelt.

Adenauer Maurermeister verwendeten Säulenbasalt

Mit dem Standort wurden ganz symbolisch Fakten gesetzt, denn das Bauwerk überragt den höchsten Punkt der Eifel noch einmal um 16,30 Meter. Wenn auch die Pläne vom Berliner Architekten Wilhelm von Tettau stammen, so ist der Turm doch eine durch und durch regionale Gabe. Die Adenauer Maurermeister Karl und Johannes Leidinger errichteten ihn aus heimischem Säulenbasalt. Die Baukosten betrugen damals 18.000 Reichsmark, was heute einer Kaufkraft von rund 110.000 Euro entsprechen würde. Den Turm würde es heute zu diesem Preis nicht geben.

Kaiser Wilhelm II. aus dem Hause Hohenzollern war damals 50 Jahre alt, Kaiserin Auguste Victoria von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Augustenburg ein Jahr älter. Die Weitsicht aus der Eifel reichte aber wohl nicht fürs politische Geschick: Fünf Jahre nach dem Turmbau führte der Kaiser sein Reich in den Ersten Weltkrieg, an dessen Ende er abtrat und in den Niederlanden Exil fand. Er kam nie zurück. Der Eifel aber blieb der Kaiser-Wilhelm-Turm erhalten.

Nach dem Zweiten Weltkrieg war der Turm zunächst durch die Franzosen, dann bis 1959 wegen der Nutzung durch eine US-amerikanische Radareinheit gesperrt. Zugänglich ist er wieder seit 1961. Der Turm musste mehrfach saniert werden, steht seit 1987 unter Denkmalschutz und gehört dem Kreis Ahrweiler, der ihn vor 30 Jahren für mehr als 100.000 Mark komplett restaurieren ließ.

Ob die mit dem Turm Bedachten ihn je in Augenschein genommen oder gar bestiegen haben, ist zweifelhaft. Zur Einweihung 1909 bedankte sich der Monarch mit Übersendung eines Telegramms. Ohnehin verlangt der Aufstieg einige Kondition. Denn von der Straße aus geht es noch einmal etwa einen Kilometer steil bergan, im Innern des Turms sind bis zur Aussichtskanzel weitere 75 Stufen zu erklimmen. Ein Bronzerelief über dem Eingang zeigt einen Schlangenkämpfer, darüber einen mächtigen Adler und darunter ein Bildnis Wilhelms I..

Trutziges Bauwerk mit mehr als einen Meter dicken Mauern

Gefällig wirkt das trutzige Bauwerk mit seinen mehr als einen Meter dicken Mauern im unteren Teil ohnehin nicht. Aber immerhin sind Fensteröffnungen eingebaut, sodass der Aufstieg nicht in Dunkelheit erfolgen muss. Auf jeden Fall lockt der Turm nach oben, denn von der bewaldeten Bergkuppe aus sieht man nichts von der faszinierenden Umgebung. Wer auf der Aussichtsplattform angekommen ist, wird reich belohnt. Rings umher erblickt man Eifel pur. Man sieht in alle Richtungen bewaldete Hügel, Felder, Weiden, verstreut dazwischen Teile von Gemeinden. Auf der Brüstung weisen Tafeln die Namen von Anhöhen und Orten in alle Richtungen auf. Gut zu erkennen ist der Steinerberg mit seinen Antennen. Während dem Betrachter ein frischer Eifelwind um die Nase bläst, richtet er seinen Blick Richtung Schöneberg, Kesseling, Kaltenborn, Hohenleimbach, den schlanken Turm der Burg Olbrück, die Nürburg, den Aremberg und viele weitere herausragende Punkte.

Abgesehen vom Anlass des Turmbaus passt das Projekt gut in die Zeit nach der Romantik, als es unter anderem darum ging, die als rückständig verpönte Eifel aufzumöbeln und für den Tourismus zu erschließen. Dem hatten sich der 1888 gegründete Eifelverein und seine zahlreichen in der Folgezeit entstandenen Ortsgruppen verschrieben.

Wandern ist in der Höhe noch immer angesagt. Neuerdings führt auch die „Eifelleiter“, ein Premium-Wanderweg, der in Bad Breisig beginnt, über die Hohe Acht und senkt sich anschließend wieder leicht bis zu seinem Ende in Adenau.

Man erreicht die Hohe Acht etwa über die A 61, Abfahrt Wehr, weiter geradeaus über die B 412 Richtung Nürburgring. Später ist die Hohe Acht ausgeschildert. Es gibt einen Wanderparkplatz und einen einen Kilometer langen Weg ab dem Berghotel Hohe Acht. Der führt durch Wiesen und Wald - immer bergan.

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