Roadshow in Bad Neuenahr-Ahrweiler Ein Kicker als Spiegel der Gesellschaft

KREIS AHRWEILER · Das Team des Integrationsmobils von Kolping setzt im Berufsbildungszentrum auf auf Spiele und Informationen.

 Informationen für die Berufsschüler gab es am Integrationsmobil des Kolpingwerks an den Berufsbildenden Schule.

Informationen für die Berufsschüler gab es am Integrationsmobil des Kolpingwerks an den Berufsbildenden Schule.

Foto: Martin Gausmann

Der Kicker gehört zum Projekt „Integration“ des Kolpingwerks, das mit seinem Mobil zwei Tage lang im Berufsbildungszentrum des Kreises Station machte. Wobei das Mobil eigentlich „Roadshow“ heißt. Diese tourt seit 2016 durch ganz Deutschland und hat das Ziel, möglichen Ängsten, Vorurteilen und Spannungen zwischen Einheimischen und Geflüchteten zu begegnen. Doch auch das größte Engagement hilft nicht gegen Corona.

Kolpingwerk mobil unterwegs

So sagt denn auch Housen Gauer, der für das Kolpingwerk mit dem Mobil unterwegs ist: „Im vergangenen Jahr hatte ich zwei bis drei Einsätze pro Monat. Bad Neuenahr-Ahrweiler ist wegen der Pandemie mein erster Einsatz in diesem Jahr“

Am Ziel der Aktion habe sich jedoch nichts geändert. „Wir erklären, was Geflüchtlete sind und weshalb sie überhaupt herkommen. Statt Schubladendenken wollen wir erreichen, dass Vorurteile verbannt werden. Wir wollen, dass alle miteinander leben und voneinander lernen.“ Einträchtig eben, wie die Spielfiguren des Kickers.

Sein Kollege Mohammad Habibi ist eigentlich Jura-Student in Frankfurt. „Da halte ich auch mit Fakten untermauerte Schulungen zum Thema Kriminalität bei Flüchtlingen. Fazit: Die gibt es nicht mehr und nicht weniger als bei Einheimischen.“ Den Berufsschülern gibt er aber auch eine Antwort auf die Frage, warum fast alle Geflüchteten ein Smartphone haben: „Das ist ein kleines Stück Heimat, das in jeden Rucksack passt.“

Denn für die Kolping-Mitarbeiter ist klar: Die Integration von weit über einer Millionen Migranten, zuvorderst aus dem Nahen Osten, ist kein Selbstläufer, sondern eine gesellschaftliche Herausforderung, die allen Beteiligten einiges abverlangt: Der aufnehmenden Mehrheitsgesellschaft ebenso wie den aus anderen Kulturkreisen eingewanderten Neubürgern. Dass dieser Prozess nicht ohne Spannungen und Konflikte verläuft, versteht sich einerseits gleichsam von selbst, führt aber auf der anderen Seite dazu, dass vorhandene Ängste innerhalb der Mehrheitsgesellschaft vonseiten bestimmter politischer Gruppierungen aufgenommen, geschürt und für die eigene politische Agenda instrumentalisiert werden.

„Hier setzen wir an“, sagen Gauer und Habibi unisono und stellen sich gegen Behauptungen wie die, dass Migranten nur wegen der Sozialhilfe nach Deutschland kämen oder dass Muslime keinen Respekt vor Frauen hätten.

Kolping geht es laut Habibi mit dem Integrationsmobil, das von Köln aus eingesetzt wird, darum,so Habibi, alle Generationen für die Belange von Geflüchteten zu sensibilisieren und zu ihrer für den inneren Zusammenhalt unserer Gesellschaft notwendigen Akzeptanz beizutragen. Insgesamt stehen 50 Leute wie Gauer und Habibi dafür bereit.

Das Infomobil macht neugierig und hält für jede Altersgruppe konkrete Angebote bereit: Spiel- und Mitmachaktionen, Texttafeln, multimediale Elemente und Methoden zur Aneignung von Hintergrundwissen über Flucht, Migration und Integration. Es zeigt Beispiele aus der Arbeit mit Geflüchteten, Berichte von gelungener Integration und macht so Lust auf mehr. Auch beim Kickern, wenn auch vor jedem Match Griffe und Ball desinfiziert werden müssen.

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