Propstei Buchholz Eine der ältesten Kirchen im Kreis

BUCHHOLZ · Die liberale Kultur-Tour führte diesmal zur Propstei Buchholz. Zur einst stattlichen Anlage gehörten auch Weinberge. Denn die Propstei war eine Niederlassung der Benediktinerabtei Gladbach (heute Mönchengladbach) und sollte diese unter anderem mit Wein versorgen.

 Die Organisatorin der Kultur-Tour, Christina Steinheuer (sitzend), mit der Judentum-Expertin Annemarie Müller-Feldmann (links), die für die VHS über jüdische Friedhöfe führt, und der FDP-Kreisvorsitzende Ulrich van Bebber (4. v. r.) ließen sich von den Repräsentanten des Fördervereins, Ralf Lubberich (r.) und Gerd Rothbrust (2. v. r.), das Außengelände und die Besonderheiten in der Propstei zeigen.

Die Organisatorin der Kultur-Tour, Christina Steinheuer (sitzend), mit der Judentum-Expertin Annemarie Müller-Feldmann (links), die für die VHS über jüdische Friedhöfe führt, und der FDP-Kreisvorsitzende Ulrich van Bebber (4. v. r.) ließen sich von den Repräsentanten des Fördervereins, Ralf Lubberich (r.) und Gerd Rothbrust (2. v. r.), das Außengelände und die Besonderheiten in der Propstei zeigen.

Foto: Privat

"Die Propsteikirche Sankt Servatius in Buchholz ist nach der Abtei Maria Laach eine der ältesten Kirchen, wenn nicht sogar die älteste Kirche im Kreis Ahrweiler." Das sagte Gerd Rothbrust, Vorsitzender des Fördervereins zur Wiederherstellung und Unterhaltung der Propsteikirche. Gemeinsam mit dem Geschäftsführer des Vereins, Ralf Lubberich, hatten die beiden Männer und ihre Ehefrauen den Mitgliedern der liberalen Kultur-Tour einen tollen Empfang bereitet.

Rothbrust führte die Organisatorin der liberalen Kultur-Tour, Christina Steinheuer, und die Gruppe zunächst über das Außengelände. Obwohl die Propstei hoch gelegen ist, weit oberhalb von Burgbrohl und Glees, gibt und gab es auf dem Gelände immer Wasser. Das, vermutet Rothbrust, war sicher einer der ausschlaggebenden Gründe für die Benediktinermönche, die Propstei Anfang des zwölften Jahrhunderts an exakt dieser Stelle zu errichten. Im heute noch vorhandenen alten Brunnen wachsen zwar Farne, aber das verwilderte Gemäuer wäre mit moderner Technik oder wie einst per Muskelkraft jederzeit nutzbar.

Zur einst stattlichen Anlage gehörten auch Weinberge. Denn die Propstei war eine Niederlassung der Benediktinerabtei Gladbach (heute Mönchengladbach) und sollte diese unter anderem mit Wein versorgen. Heute wird rund um Buchholz kein Weinbau mehr betrieben. Eine einzige Weinpflanze haben Forscher noch auf dem weitläufigen Gelände gefunden, eine alte Sorte Burgunder. Diese soll nun nachgezüchtet werden - und vielleicht werde es ja irgendwann einen kleinen Demonstrationsweinberg an der Propstei geben, lachte Rothbrust.

Der Förderverein zählt zwar über 100 Mitglieder, leidet aber unter Überalterung. Man bräuchte dringend jüngere Leute, die bei den anfallenden Arbeiten mit anpacken. "Das Problem kennt man", so der FDP-Kreisvorsitzende Ulrich van Bebber schmunzelnd. Und Annemarie Müller-Feldmann, Stadtratsmitglied für die FDP in Bad Neuenahr-Ahrweiler, ergänzte: "Bei uns verteilt sich auch alles auf wenige Schultern."

Das sei wohl schon immer so gewesen, scherzte Rothbrust weiter: "Hier lebten nie mehr als 15 Mönche, die das alles unterhalten mussten." Allerdings hätten hier sicher viele Menschen aus der Umgebung Frondienste leisten müssen und wohl auch viel Leid erlebt.

Nach dem Außen-Rundgang erwartete die Teilnehmer der liberalen Kultur-Tour im angenehm kühlen Kirchenschiff ein Diavortrag zur Geschichte und zum Bauwerk der Propstei: Das Gebäude, das heute unter Denkmalschutz steht, ist in Rheinland-Pfalz die älteste noch vorhandene Gewölbebasilika im gebundenen System.

Etwa 1125, also zu einer Zeit, da üblicherweise die meisten Kirchen noch mit Holzdecken gebaut wurden, begannen die Benediktinermönche mit dem Bau der Gewölbebasilika. Ursprünglich war die Kirche um sechs, vermutlich sogar um zwölf Meter länger als heute. Etwas Besonderes ist der spätromanische Chor. Unterhalb des Kreuzrippengewölbes sind gestaffelte Nischen, das sogenannte Blendtriforium.

Ein Kleinod sind die außerordentlich feingliedrig gestalteten Arkantusfriese an der Nord- und Südwand. 1683 wurden Teile der Propstei im Barockstil umgebaut. Nach Auflösung des Klosters 1802 durch das Säkularisationsdekret von Napoleon (Verweltlichungsgesetz), gingen die Propstei und die zu ihr gehörenden Wirtschaftsgebäude in Privatbesitz über. Die Kirche wurde unter anderem als Scheune genutzt.

Durch einen Brand in der Silvesternacht 1951und daraus folgenden Einstürzen in den Wochen danach wurde vieles zerstört. Als die Eigentümer 1981 eine Abrissgenehmigung beantragten, formierten sich Bürger, die das Kleinod erhalten wollten, 1984 wurde der Förderverein gegründet. "Und seither geht uns die Arbeit nicht aus", so Rothbrust, der unermüdlich mit seinen Kollegen weiter schuftet. Derzeit beschäftigen sie sich mit der Nutzung des Gewölbekellers unter dem ehemaligen Haus Mannebach.

Die Mitglieder der Kultur waren vom Vortrag und dem Engagement des Vereins so beeindruckt, dass sie spontan Geld für den Verein spendeten und sich voll des Lobes und der Anerkennung ins Gästebuch eintrugen. Die Organisatoren und Kreistagsmitglieder Christina Steinheuer aus Grafschaft und Ulrich van Bebber aus Remagen bedankten sich bei Gerd Rothbrust und Ralf Lubberich.

Einige Teilnehmer waren so interessiert, dass sie gleich wissen wollten, wohin die nächste Kultur-Tour führt. "Das steht noch nicht fest", so Christina Steinheuer, die sich sehr freute, dass abermals viele interessierte Bürger an der Kultur-Tour teilgenommen hatten. "Ziel sind immer ungewöhnliche, aber kulturell bedeutsame und oft historische Orte, die nicht unbedingt immer öffentlich zugänglich sind."

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