Wahllokale im Kreis Ahrweiler Eine Urne, älter als die Republik

KREIS AHRWEILER · Der für Punkt 12 Uhr im Wahlbezirk 1100 Bürgerzentrum Ahrweiler erwartete Run auf die Urnen verzögerte sich gestern. Nicht, weil Dechant Jörg Meyrer das Hochamt in Sankt Laurentius hielt, sondern weil er im Anschluss noch den kleinen Joel im Beisein der Gemeinde taufte. Der Ansturm auf die Urnen kam 20 Minuten später.

 Immer den Pfeilen nach: Wahl in der Sinziger Grundschule.

Immer den Pfeilen nach: Wahl in der Sinziger Grundschule.

Foto: Martin Gausmann

Obwohl es eher ein Anstürmchen war. Denn 342 der 1086 Wahlberechtigten im Wahlbezirk Ahrweiler Bürgerzentrum hatten sich ob der zahlreichen Stimmzettel und Wahlmöglichkeiten für die Briefwahl entschieden. Die, die dann ins Wahllokal gingen, brauchten in den Kabinen "so zwischen fünf und zehn Minuten", sagte Wahlvorstand Horst Gies dem General-Anzeiger.

Und antwortete spontan auf die Frage, weshalb in der Kreisstadt drei Urnen stehen, statt der in anderen Kommunen üblichen zwei, eine für die Europawahl, eine für die Kommunalwahl: "Das spart abends Zeit beim Sortieren." Denn in der Kreisstadt gab es eine Urne für Europa, eine für Kreistag und Stadtrat sowie eine für Ortsvorsteher und Ortsbeirat. Sinzig toppte das Ganze dann: Da gab es für jede Wahl eine Extra-Urne.

"Ein Beispiel, das wir aufgreifen werden", sagte Alfred Sebastian, Ortsbürgermeister und Wahlvorstand in Dernau. Die Dernauer mussten gestern Abend also mehr ran. Dafür haben sie ein Schmuckstück von Wahlurne. "Die ist älter als die Bundesrepublik", sagte Sebastian nicht ohne Stolz mit Blick auf das museumsreife Stück. Er sprach aber auch davon, dass der Andrang im Wahllokal mit Fahrstuhl eher bescheiden ausfiel. Den Grund erläuterte Ingrid Näkel-Surges vom Wahlvorstand dem General-Anzeiger. "Wir sind Rekordhalter in der Verbandsgemeinde Altenahr. Mehr als 50 Prozent aller rund 1300 Wahlberechtigten haben sich für die Briefwahl entschieden. Das war noch nie da."

Ein Kuriosum bei der Wahl im Kreis Ahrweiler gibt es hingegen schon seit 1969. Die Wahl der Einwohner von Marienthal. Diese wählen gleich mehrere Kommunalparlamente in verschiedenen Gebietskörperschaften. Denn wer rechts des Baches wohnt, gehört zu Dernau, also zur Verbandsgemeinde Altenahr, wer links des mitten durch den Ort fließenden Rinnsals wohnt, ist Kreisstädter und wählt somit im Wahllokal des Stadtteils Walporzheim.

Eine finale Vorstellung gab es indes im Wahllokal von Ramersbach. Dort hatte der Wahlvorstand um Vize-Ortsvorsteher Werner Kasel gestern zum letzten Mal Tische und Kabinen aufgebaut. Kasel: "Bei der nächsten Wahl wird das Wahllokal im neuen Mehrzweckgebäude unseres Dorfes öffnen. Die alte Schule dürfte dann schon von der Stadt an privat verkauft sein. Und: "Auch in Ramersbach haben sich viele für die Briefwahl entschieden." Er machte aber auch auf einen Service aufmerksam: "Wir geben den Leuten die Stimmzettel bereits entfaltet. So kann jeder alle Parteien sofort sehen."

Das hatten sich die Kempenicher, die bereits um 8.02 Uhr den ersten Wähler registrierten, gespart. Dort prangte "laut und deutlich" der Hinweis: "Bitte die Stimmzettel ganz entfalten." Das wurde getan. Und Wahlvorstand Edwin Schlich schmunzelte: "Manche bleiben gefühlte 20 Minuten in der Kabine."

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