Knabenchor der Abtei Montserrat Engelsgleicher, fast schwebender Gesang

MARIA LAACH · Knabenchor der Abtei Montserrat sorgt für entrückende Momente in Maria Laach

 Warm im Klang, klar in der Artikulation: Der Knabenchor aus der Benediktinerabtei Santa Maria de Montserrat.

Warm im Klang, klar in der Artikulation: Der Knabenchor aus der Benediktinerabtei Santa Maria de Montserrat.

Foto: Martin Gausmann

MARIA LAACH. Erst sangen sie selbst aus voller Brust. Dann lauschten sie unvermittelt und hielten inne. Rund 700 Besucher waren zum ausverkauften Adventskonzert des Vereins "Freunde der Benediktinerabtei Maria Laach" in die Abteikirche gekommen und stimmten zum Auftakt zum Spiel von Vincenc Prunes an der Orgel das Weihnachtslied "Macht hoch die Tür" an.

Danach spielte die Orgel gleichsam ohne Pause weiter, während wie von fern der gregorianische Gesang "Germinans germinabit" aus den Kehlen von 40 Jungen erscholl. Ganz langsam und paarweise zog der Knabenchor aus der Benediktinerabtei Santa Maria de Montserrat in einer langen Reihe singend bis an den Altar und hatte seinen Zuhörern damit bereits den ersten Moment der Ergriffenheit beschert.

Engelsgleicher, fast schwebender Gesang schien das Gotteshaus bis in den entlegensten Winkel zu erfüllen und jede Faser des Körpers anzurühren, auch wenn das Publikum kaum eines der dargebotenen Werke verstand. Obwohl die Knaben auch Musik von Johannes Brahms bis Benjamin Britten zu ihrem Repertoire zählen, hatte ihr Leiter Llorenc Castello für das Konzert in Maria Laach so gut wie ausschließlich Werke spanischer, speziell katalanischer, Komponisten ausgewählt, die im ersten Teil unter dem Titel "Advent in Montserrat" vom 18. bis ins 20. Jahrhundert führten.

Warm im Klang und klar in der Artikulation waren die Darbietungen. Oft mehrstimmig überlagerten sich die Stimmen zu einem vielschichtigen Klangbild. Ruhe und Friedfertigkeit vermittelten die Sänger mit ihren meist meditativ anmutenden Gesängen, auch wenn sich ihre Stimmen durchaus auch dramatischer und dynamisch bis in höchste Tonlagen aufzuschwingen vermochten.

Es war ein besonderer Moment, als alle bei Bernat Vivancos' "Ave Maria" lange nur der Stimme eines einzelnen Knaben lauschten, in die die anderen Knaben dann vor einer sich wiederholenden Orgelmelodie geschmeidig einstimmten. Entrückende Augenblicke bescherte der Chor auch im zweiten Teil, insbesondere bei Segarras "Muntanyes del Canigo", wobei die traditionellen katalanischen Gesänge temperamentvoller und lebhafter, vereinzelt tänzerisch, aber meist auch feierlich daherkamen. Und auf das finale einmalige Klatschen der Knaben in die Hände am Ende von Antoni Perez Moyas "Marinada" folgte langer Applaus der Zuhörer.

In gebannter Andacht hatte das Publikum zuvor zugehört und damit unbewusst das erfüllt, was Pater Philipp Meyer ausgedrückt hatte, als er von der Sehnsucht jedes Menschen nach Ankunft und vom Advent als Zeit, "damit wir stiller werden und zuhören, worauf der Advent wirklich zielt" gesprochen hatte. "Sein" Chor "Capella Lacensis" hatte vor gut einem Jahr in der Heimat der Jungen gesungen. Der Knabenchor "Escolonia de Montserrat" trägt den Namen der Musikschule des Klosters, aus dem sie kommen und die als älteste Europas gilt.

Das Kloster Santa Maria de Montserrat hoch oben in einem Gebirge im Hinterland Barcelonas ist auch ein Benediktinerkloster. Es gebe nicht nur die benediktinische Verbundenheit mit Maria Laach, erklärte Prior-Administrator Pater Albert Sieger: "Es gibt auch eine gemeinsame Geschichte, weil im spanischen Bürgerkrieg einige der Mönche von Montserrat nach Maria Laach geschickt wurden." Die Verbindung könne durch die Musik fortgesetzt und erneuert werden, sagte er, und zum Abschluss sangen die jungen Akteure mit dem Publikum "Tochter Zion".

Der Erlös des Konzerts kommt dem Verein der Freunde der Benediktinerabtei Maria Laach zugute, der als nächstes Projekt die Sanierung der Sakristei der Abteikirche plant.

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