Politiker besuchen Niederzissener Synagoge Erinnerungen werden wachgehalten

Niederzissen · Eine Landtagsdelegation besucht die Synagoge in Niederzissen, wo sich einst die nach Bonn größte jüdische Gemeinde der Region befand. Parlamentspräsident Hering lobt die wichtige Gedenkarbeit.

Lantagsabgeordnete besuchen die Synagoge in Niederzissen: unter ihnen (vlnr.) Hendrik Hering, Ex-Staatsminister und amtierender Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags, Landtagsvizepräsidenten Astrid Schmitt und Richard Keuler, Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins.

Lantagsabgeordnete besuchen die Synagoge in Niederzissen: unter ihnen (vlnr.) Hendrik Hering, Ex-Staatsminister und amtierender Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags, Landtagsvizepräsidenten Astrid Schmitt und Richard Keuler, Vorsitzender des Kultur- und Heimatvereins.

Foto: AHR-FOTO

Hendrik Hering, Ex-Staatsminister und amtierender Präsident des rheinland-pfälzischen Landtags, zeigte sich beeindruckt vom Engagement, mit dem steinerne Erinnerungen an das wohl düsterste Kapitel deutscher Geschichte als Mahnmale gepflegt und wachgehalten werden. Gemeinsam mit seinem Landtagsvorstand war Hering am Donnerstag von Mainz aus zu einer Gedenkstättenfahrt aufgebrochen. Ziel waren die Synagogen in Laufersweiler im Hunsrück sowie in Niederzissen im Kreis Ahrweiler. Mit dabei waren auch die Landtagsvizepräsidenten Astrid Schmitt und Matthias Lammert sowie Monika Fuhr, die Beauftragte der Ministerpräsidentin für jüdisches Leben und Antisemitismusfragen.

In Niederzissen wurde die Delegation aus der Landeshauptstadt vom Vorsitzenden des Kultur- und Heimatvereins, Richard Keuler, von Kreisbeigeordnetem Horst Gies, der örtlichen Landtagsabgeordneten Susanne Müller oder auch von Verbandsbürgermeister Johannes Bell begrüßt. Am Vormittag war die Gruppe in den Hunsrück-Kreis gefahren, um die Synagoge in Laufersweiler zu besichtigen. In den Jahren 1910/11 entstand diese zweigeschossige Synagoge in unmittelbarer Nachbarschaft zur katholischen Kirche. Genau wie in Niederzissen. Dort befindet sich die 1841 errichtete Synagoge nur einen Steinwurf vom katholischen Gotteshaus St. Germanus entfernt.

In Niederzissen schlugen die Nazis mit Äxten die Türen ein

Für die jüdische Gemeinde war die Verwirklichung dieser Synagogen auch Ausdruck ihres Zukunftsoptimismus, endlich eine Heimat gefunden zu haben und Teil der deutschen Gesellschaft geworden zu sein. In der Pogromnacht im November 1938 wurden die von den Landespolitikern besuchten Synagogen jedoch schlimm verwüstet. In Niederzissen schlugen die Nazis mit Äxten die Türen ein und hinterließen im Inneren des Gotteshauses der Juden eine Spur der Zerstörung, berichtete Richard Keuler. Sowohl in Laufersweiler als auch im Brohltal wurden die Synagogen restauriert, in ihren Räumen Erinnerungsstätten geschaffen.

1988 wurde in Laufersweiler die Dauerausstellung "Sie gehörten zu uns" eröffnet. An ihr wird beispielhaft die Entwicklung und der Untergang der jüdischen Bevölkerung im Hunsrück dargestellt. Beide Gedenkstätten haben zum Ziel, eine kritische Auseinandersetzung mit der regionalen Geschichte zu ermöglichen und dem Vergessen entgegenzuwirken. In Niederzissen befand sich nach Bonn die größte jüdische Gemeinde der Region, so Keuler. 1841 war das Gotteshaus im Brohltal die erste Synagoge im gesamten Landkreis. Auf dem Dachboden fanden Keuler und seine Mitstreiter vom Kultur- und Heimatverein wertvolle historische Zeugnisse, die nun im kleinen Museum ausgestellt sind: Hochzeitsunterlagen aus längst vergangenen Zeiten, Beschneidungsurkunden, Dokumente über den Bar Mizwa, den Rosch Haschana oder Jom Kippur (Neujahr und Versöhnungstag). Belege über den Viehhandel und das Schulwesen geben zusätzliche Einblicke in das jüdische Leben im Brohltal.

Landtagspräsident Hering freute sich über das gezeigte Engagement in der in Niederzissen wahrnehmbaren Gedenkarbeit. Es sei wichtig, die Erinnerung an den Terror der Nazis, an Verfolgung und Vernichtung, Unrecht und Unterdrückung wachzuhalten. Den steinernen Zeugnissen komme dabei eine gestiegene Bedeutung zu, da die noch lebenden Zeitzeugen seltener würden.

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