Konzept zur Wiederherstellung des Gewässers Nach der Katastrophe erhält die Ahr ein besseres Bett zurück

Dümpelfeld · Das neue Konzept für die Wiederherstellung des Flusses an der Mittelahr birgt manche Überraschung. Eine Infoveranstaltung ging jetzt ins Detail.

 Gut besuchte Informations-Veranstaltung in Dümpelfeld: Bei der Vorstellung des Konzepts zur Wiederherstellung der Ahr erläutert Anja Toenneßen von der Kreisverwaltung die wichtigsten Fragen.

Gut besuchte Informations-Veranstaltung in Dümpelfeld: Bei der Vorstellung des Konzepts zur Wiederherstellung der Ahr erläutert Anja Toenneßen von der Kreisverwaltung die wichtigsten Fragen.

Foto: AHR-FOTO

Es sind wichtige Neuigkeiten, die am Donnerstag in der DüNaLü-Halle in Dümpelfeld mit viel Publikum zum Thema Ahr-Wiederherstellung präsentiert wurden. Dabei ging es um den Flußabschnitt von Hönningen-Liers bis Altenahr. Um es kurz zu sagen: Mit dem Altenahrer Langfigtal hat sich die Untersuchung nicht befasst. Das Naturschutzgebiet solle sich selbst entwickeln, hieß es. Allgemein gilt: Die Mittelahr wird in Zukunft ganz anders aussehen als früher.

Abfluss und Ökologie im Einklang

Wie berichtet hatte die Kreisverwaltung Ingenieurbüros mit Gutachten beauftragt, die derzeit Abschnitt für Abschnitt vorgestellt werden. Denn die Flutkatastrophe im Sommer 2021 hat das Flussbett in einem bejammernswerten Zustand zurückgelassen. Da Wohl und Wehe der Ahr als Gewässer zweiter Ordnung mit ihren Nebenbächen, Trierbach, Adenauer Bach und Nohner Bach dem Kreis obliegen, ist es eben Sache des Kreises, der Ahr wieder ein intaktes Flussbett zu verschaffen.

Anja Toenneßen vom Fachbereich Nachhaltigkeit stellte die Ziele der Untersuchung vor. Danach geht es bei dem „Gewässerwiederherstellungskonzept“, so der Name, nicht darum, der Ahr ihr altes Bett wiederzugeben. Vielmehr soll aus dem teils ausgewaschenen, teils mit Kies und Steinen aufgeschütteten Flussbett wieder ein „funktionierendes Gewässer“ werden, womit Abfluss und Ökologie gemeint sind. Ein Hochwasserschutzkonzept sei es nicht, sagte die Referentin. Vielmehr sollten die Verhältnisse im Fluss sowohl für Dürrezeiten, als auch für Hochwassersituationen optimiert werden. Das braucht Zeit. „Man wünscht sich schnelle Lösungen, aber das funktioniert nicht, vielfache Anstrengungen sind erforderlich“, so die Referentin.

Eine Vielzahl von Fluss-Verästelungen ist geplant

Anhand einer Darstellung vom Ziel der Maßnahmen in Liers wurde aufgezeigt, dass ähnlich der gesamte Abschnitt gestaltet werden solle. Da sieht man den Fluss mit einer Vielzahl von Verästelungen in einer breiten Aue. Die Ufer sind als Retentionsflächen abgeflacht, der Abfluss optimiert, die Rückhaltefunktionen verbessert. Aufträge für die Arbeiten sollten im zweiten Quartal 2023 vergeben werden, hieß es. Mit den Nachbarkommunen in NRW sei der Kreis im Gespräch. Wo es möglich sei, solle dem Gewässer mehr Raum gegeben werden, weitere Stichworte waren Erosionsschutz und Treibgutmanagement, Maßnahmen für die Gewässerentwicklung. Eine Prioritätenliste für die Umsetzung wird erstellt, aber wohl nicht alles kann nach Plan erfolgen, weil etwa Verhandlungen mit Grundstückseigentümern erforderlich sind, Planfeststellungsverfahren durchlaufen und die Finanzierung gesichert werden müssen. Darum konnte die Referentin kein Datum für den Abschluss des Verfahrens nennen.

Auch das Problem, erforderliche Grundstücke zu bekommen, könnte sich als schwer zu lösen erweisen. Ein Landwirt führte an, dass sein Betrieb im Falle der Abgabe von Grundstücken zu viel Fläche verliere. Andererseits war zu hören, dass Privatpersonen möglicherweise bereit sein könnten, ihre Grundstücke zum Fluss hin zu abzusenken und so Platz für Hochwasser zu schaffen.

Michael Fuchs vom beauftragten Koblenzer Ingenieurbüro nannte Fakten zum Flussbett nach der Flut: Die Ahr hat sich verbreitert, das Bett ist durch Auflandung von Geschiebe an einigen Stellen niedriger geworden, Kolke sind ausgewaschen, feine Kiese, die etwa zum Laichen von Forellen und Lachsen erforderlich sind, wurden weggespült, die Sohle ist stellenweise wie „abgepflastert“. Folglich müssten die Löcher verfüllt und Feinsubstrat wieder aufgetragen werden. Als Defizit nannte der Planer, dass die Bäume und damit Kühlung und Beschattung der Ufer fehlten, was Algenwachstum begünstigen werde. Die Ufervegetation müsse wiederhergestellt werden, Stützmauern erneuert. Zur Ermöglichung von Camping in Zelten und Wohnmobilen könnten die Ufer an einigen Stellen terrassiert werden.

Insgesamt müssten neben der Hochwasservorsorge ein Niedrigwasserbett sowie Gewässerkorridore wiederhergestellt werden. Schwemmholzrechen an einigen Stellen sollten Treibgut sammeln. Oberhalb von Altenahr müssten Möglichkeiten zum Rückhalt von Wasser geschaffen werden, damit der Ort nicht durch ein zwei Meter hohe Mauer geschützt werden müsse. Ahrufer könnten auch durch Mauern oder Treppenanlagen geschützt werden. Ein Gewässerpflegeplan wird erstellt.

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