„Markt der Vielfalt“ Flutopfer bekommen in Sinzig kostenlos Pflanzen für den Garten

SInzig · In Sinzig hat es an Pfingstmontag einen „Markt der Vielfalt“ gegeben. Dabei konnten Flutopfer kostenlos Pflanzen für den Garten bekommen – und ein Autogramm von SWR-Moderatoren Heike Boomgarden.

Begutachten das Angebot an Pflanzen: Besucher beim „Markt der Vielfalt“ in Sinzig.

Begutachten das Angebot an Pflanzen: Besucher beim „Markt der Vielfalt“ in Sinzig.

Foto: Martin Gausmann

Mit zwei Armen voll Hortensien und drei Pflanztöpfen zu seinen Füßen wartet der Mann am Straßenrand. Derweil schaut sich die Ehefrau weiter an den Regalen um – nach Grün für den Garten. Viele tun es ihr gleich am Pfingstmontag, gehen von Gewächs zu Gewächs, betrachten, schnuppern, greifen zu. Aus geöffneten Kofferräumen und vorsortiert auf dem Boden prangen große Blüten und Wuchsformen unterschiedlicher Art.

Trauben von Menschen tummeln sich schon vor zehn Uhr, dem geplanten Beginn, beim „Markt der Vielfalt“ mit der bekannten SWR-Gartenexpertin Heike Boomgaarden, der Vor-Tour der Hoffnung und Mitorganisator vor Ort, Reiner Friedsam, unterstützt durch lokale Firmen.

Vor der Tinyhaus-Siedlung an der Kölner Straße gibt es in Töpfen und Töpfchen reichlich von dem, was da mannigfaltig wächst und gedeiht. Und um Vielfalt geht es. „Das ist etwas, das im Ahrtal verlorengegangen ist, es ist das Thema der Zukunft“, so Boomgaarden, die hinzufügt: „Jeder Mensch kann mit Pflanzen zur Vielfalt beitragen.“ Mit Blick auf die Zukunft bringt sie ganz bewusst auch Pflanzen hierher, „die ausdauernd, bienenfreundlich und hitzeresistent sind". Viele Kräuter werden angeboten, die direkte Sonne vertragen, wie Oregano, Majoran, Estragon, Zitronen-, Kümmel-, Orangenthymian. An den Thymianblüten, eine wertvolle Insektenweide, tummeln sich vom Sommer an Bienen und Schmet¬terlinge in reicher Zahl.

Maggikraut und Heiligenkraut sind ebenfalls zu haben und die Expertin weist auf „allein zehn verschiedene Sorten Minze“ hin. Auch bei den Tomaten und Chili, Paprika, Gurken und Zucchini herrscht reger Absatz. Eine Frau hat es auf schwarze Tomaten abgesehen, eine Fleischtomate mit dem schönen Sortennamen „Königin der Nacht". Hat diese noch kaum Blüten angesetzt, so sind bei den Paprika teils schon die Früchte zu sehen.

Kräuter zusammengestellt

Insgesamt 2500 Kräuter- und Gemüsepflanzen füllen die Stellagen. Helfer kommen kaum nach, emsig für Nachschub aus dem Vor-Tour-Bus zu sorgen und zwischendurch Tipps zu geben. Die Flutbetroffenen dürfen kostenfrei zugreifen. Nichtbetroffene werden um eine Spende gebeten, „damit wir die Spedition bezahlen können und für die Vor-Tour der Hoffnung, die für krebs- und leukämiekranke Kinder sammelt.“ Von den Schatten und Halbschatten liebenden Hortensien sind allein 1000 Exemplare unterschiedlicher Größen und Sorten von dunkellila bis weiß blühend am Start.

Marianne Pietzsch und ihr Mann, die hoffen im August wieder in ihr Haus nach Sinzig zurück zu kommen, haben sich vor allem Kräuter zusammengestellt. „Ich will auf jeden Fall Hochbeete anlegen und einen wirklichen Naturgarten haben“, plant Marianne Pietzsch. Wilde Möhre, Kohl und andere Gemüse möchte sie nicht zum Eigenverzehr ziehen, sondern um Schmetterlinge zur Raupenablage einzuladen. Und eine ganz besonders nützliche Pflanze, die Brennnessel, wird nicht allein als Grundstoff für Dünger in ihrem Garten einziehen. Vielmehr sollen die Raupen von Tagpfauenaugen, kleiner Fuchs und Admiral die Nessel mit Appetit verputzen.

Bereits früh am Montagmorgen begann bei den Tinyhäusern der Aufbau mit Hilfe der Sinziger Feuerwehr. Den Pflanzen gewährte zuvor Friedsam ein Zwischendepot und nahm sich bereitwillig der Aufgabe an sie zehn Tage lang zu gießen und zu pflegen. „Dieser Duft, diese Farben“, schwärmt er von seinen temporären Schützlingen. Er vermittelte die Nachfragen begeisterter Bürger nach einer Wiederauflage des Marktes vom April erfolgreich weiter. Der Andrang gibt ihm recht.

Bei aller Liebe zu Stauden, Gemüsen und Kräutern, erweist sich insbesondere Boomgaarden als Sympathiemagnet. Die energiegeladene, überzeugende Botschafterin für naturnahes Gärtnern, gesegnet mit ihrer Redegabe und einer kraftvollen Lache wird immer wieder um Autogramme gebeten, etwa von Tristan Björkskog im Auftrag von Heike Besong: „Meine Schwiegermutter ist ihr größter Fan“.

Beim Markt sind unterdessen Organisatoren und Helfer anhaltend als Ratgeber gefragt. Diplomagraringenieur Werner Ollig wird nicht müde zu erklären, dass Pflanzen „natürliche Klimaanlagen“ sind: Sie nehmen Wasser auf, das verdunstet, sie geben Schatten, schlucken Schall und Staub. „Die Wohlfahrtswirkungen der Pflanzen sollten wir wieder mehr ins Bewusstsein rücken.“

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