Sinziger Kanuten Wassersportler in Sinzig feiern 50. Jubiläum

Sinzig · Die Sinziger Kanuten feiern am Samstag das 50-jährige Bestehen ihres Wassersportvereins. Das Zuhause der Sportler ist ihr Bootshaus, das Vereinsmitglieder 1971 bis 1973 auf den Fundamenten des ehemaligen Rheinstrandbad-Gebäudes bauten.

 Sinziger Wassersportler in den Anfangsjahren des Vereins mit ihren Booten am Rheinufer.

Sinziger Wassersportler in den Anfangsjahren des Vereins mit ihren Booten am Rheinufer.

Foto: Verein

Mitglieder und Vorstand des Wassersportvereins (WSV) Sinzig haben in den vergangenen Jahren eine Zitterpartie sondergleichen durchlebt. Es ging um die Frage, ob das vereinseigene Bootshaus und mit ihm der Gastronomiebetrieb im Obergeschoss eine Zukunft haben. Damit stand nicht weniger als die Existenz des WSV auf dem Spiel. Das Bootshaus, das Vereinsmitglieder in den Jahren 1971 bis 1973 auf den Fundamenten des ehemaligen Rheinstrandbad-Gebäudes bauten, war den Behörden, weil es im Trinkwasserschutzgebiet „Goldene Meile“ steht, ein Dorn im Auge. Das Schutzgebiet wurde ausgewiesen, damit eines der größten Grundwasservorkommen im Norden von Rheinland-Pfalz nicht verunreinigt wird. Mehr als 30.000 Einwohner von Orten entlang des Rheins werden mit Trinkwasser aus der Goldenen Meile versorgt.

Deshalb konnte man dem Verein, der am Samstag, 1. Februar, sein 50-jähriges Bestehen feiert, kein schöneres Geburtstagsgeschenk machen als ihm wieder eine Zukunft zu geben. Auch wenn die mit ein paar Unannehmlichkeiten, Auflagen und Ausgaben verbunden ist. Heinz-Walter Monreal, Mitgründer des Jahres 1970, als Wanderwart Teil des Gründungsvorstands und von 1994 bis 2005 Vorsitzender des WSV, hat anlässlich des Jubiläums eine Vereinschronik verfasst. Man kann die Erleichterung förmlich spüren, wenn er dort schreibt: „Nach turbulenten Jahren, in denen die Existenz des Vereins durch den möglichen Verlust des Bootshauses ernsthaft bedroht war, kann sich der Verein nun wieder auf seinen eigentlichen Schwerpunkt, den Familien- und Wandersport, konzentrieren.“

Pläne für das Bootshaus

Die für den Gastronomiebetrieb erforderliche, lange Zeit aber in Frage stehende Konzession und damit eine wichtige Einnahmequelle des Vereins, ist inzwischen verlängert worden. Und auch die Beteiligung der Träger öffentlicher Belange beim nachträglichen Bebauungsplanverfahren für das Bootshaus ist inzwischen abgeschlossen. Sie ergab „keine wesentlichen Einwände“, sagt der WSV-Vorsitzende Marco Wrobel.

Der in Oberzissen wohnende Maschinenbau- und Wirtschaftsingenieur hat den Verein in den vergangenen drei Jahren als Steuermann durch die Krise geführt. Nun hofft Wrobel, dass das Verfahren im Jahr 2020 in Sinne des Vereins zum Abschluss gebracht wird.

Als Argument für den Bootshaus-Erhalt wurde aber auch vorgebracht, dass dieses Gebäude für die Geschichte der Region von Bedeutung ist. Denn im heute noch vorhandenen Keller des ehemaligen Strandbad-Gebäudes sollen während der Nazizeit Juden versteckt und damit vor Deportation und Ermordung bewahrt worden sein. Leider fehlt es bislang an Dokumenten und Zeitzeugen, die dies belegen.

Sicher ist hingegen, dass der Strandbad-Bau im Frühjahr 1945 die Kommandantur für das Kriegsgefangenenlager beherbergte, das von den Amerikanern zwischen Bad Breisig und Remagen in der Goldenen Meile errichtet worden war.

Schon bald, so hat es den Anschein, können sich die Paddler aus der Barbarossastadt über ein weiteres Geburtstagsgeschenk freuen: Völlig unverhofft und ohne eigenes Zutun entstand der Plan, im Naturschutzgebiet oberhalb der Ahrmündung in den Rhein und damit nur wenige hundert Meter unterhalb des Bootshauses, Wasserbüffel anzusiedeln und dabei auch durchaus nennenswerte Beträge in die touristische Erschließung des geplanten Geheges zu investieren. Das würde sich bestimmt auch positiv auf die Bootshaus-Gastronomie auswirken.

Die Nachricht, dass der WSV nun wieder eine Zukunft hat, beflügelt auch das Vereinsleben der derzeit 115 Mitglieder zählenden Vereinigung von Kajak- und Kanadier-Enthusiasten.

Das Fahrtenprogramm für das neue Jahr berücksichtigt sämtliche Altersgruppen. Etliche Touren führt der WSV zusammen mit dem Kanu-Verband Rheinland, dem Deutschen Kanu-Verband und mit Kanuten anderer Länder durch. Jahrzehnte lang gab es jeden Freitag ein abendliches Stammtischtreffen im Bootshaus. Das sei „inzwischen zwar etwas eingeschlafen“, sagt Vereinschef Wrobel bedauernd, „aber für 2020 planen wir ein Sonntagsfrühstück“.

Vereinseigene Boote

Neben privaten Booten, deren Eigentümer eine jährliche Miete an den WSV entrichten, lagern im Bootshaus jede Menge vereinseigene Kajaks und Kanadier. „Da ist wirklich für jede Größe, für jeden Einsatzbereich und alle Gewichtsklassen etwas dabei“, wirbt Wrobel. Viele Jahre lang besaß der Verein auch einen eigenen Kleinbus. Nachdem die Kosten dafür immer weiter gestiegen waren, entschloss sich der Vorstand aber, diesen Bus abzustoßen. Nach wie vor hat der WSV aber einen eigenen Bootsanhänger. Der wird nun bei Bedarf hinter Privatfahrzeuge gespannt.

Ein bisschen erinnert das an den Beginn der Vereinsgeschichte in den 70er Jahren, als den Mitgliedern weder Bootsanhänger noch Zugfahrzeuge zur Verfügung standen. Da sind die Kanus gleich unterhalb des Bootshauses in den Rhein eingesetzt worden.

Von dort aus wurde stromaufwärts gepaddelt – mindestens bis Breisig, häufig aber auch bis Rheineck, Brohl oder Hammerstein. Im strömungsfreien Wasser des Brohler Hafens oder des Hammersteiner Werths wurde dann Brotzeit gemacht, bevor es wieder rheinabwärts nach Sinzig ging.

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