Lebensmittel-Branche in der Corona-Krise Supermärkte im Kreis Ahrweiler arbeiten am Limit

Kreis Ahrweiler · 700 Menschen sind im Kreis Ahrweiler in der Lebensmittelbranche tätig. In der Coronavirus-Pandemie sind Überstunden und Extra-Schichten für sie zum Normalfall geworden. Die Gewerkschaft übt Kritik an der aktuellen Lage.

 Damit der Einkaufskorb nicht leer bleibt: 700 Beschäftigte im Lebensmittelhandwerk arbeiten im Kreis Ahrweiler aktuell auf Hochtouren.

Damit der Einkaufskorb nicht leer bleibt: 700 Beschäftigte im Lebensmittelhandwerk arbeiten im Kreis Ahrweiler aktuell auf Hochtouren.

Foto: NGG

Während sich viele Menschen im Kreis Ahrweiler in der Kurzarbeit befinden, im Homeoffice arbeiten oder sich in Quarantäne befinden, sorgen sie für Nachschub im Supermarkt: Die rund 700 Menschen, die im Landkreis Ahrweiler in der Lebensmittelindustrie arbeiten, leisten in der Coronavirus-Pandemie einen entscheidenden Beitrag dafür, dass Essen und Trinken nicht knapp werden. Darauf hat die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hingewiesen.

„Überstunden und Extra-Schichten sind in der Lebensmittelindustrie schon seit Wochen an der Tagesordnung. Die Menschen arbeiten am Limit, damit Aldi, Lidl, Rewe, Edeka & Co. die Ware nicht ausgeht“, sagt Volker Daiss von der NGG-Region Mittelrhein. Die Politik habe dies erkannt und die Lebensmittelbranche für „systemrelevant“ erklärt. Bei den Beschäftigten allerdings tauchen gerade jetzt viele Fragen auf, so die Gewerkschaft.

„Klar ist, dass die Versorgung mit Lebensmitteln an der Industrie, aber auch am Bäcker- und Fleischerhandwerk nicht scheitert. Wenn Nudelregale einmal leer oder Tiefkühlpizzen ausverkauft sind, dann liegt das vor allem an übertriebenen Hamsterkäufen und an Problemen in der Logistik“, macht Daiss deutlich. Scharfe Kritik übt der NGG-Geschäftsführer vor allem aber auch an den Vorgaben von Supermarktketten.

NGG warnt vor Verstößen bei den Arbeitszeithöchstgrenzen

Die Konzerne forderten von den Herstellern auf der einen Seite, in der Krise noch schneller und noch mehr zu produzieren. Zugleich wolle man die Preise drücken. „Das geht letztlich auf Kosten der Mitarbeiter, die ohnehin unter Volllast arbeiten“, so Daiss.

Da es, wie auch die Politik bestätigt, in der Lebensmittelindustrie derzeit keinerlei Versorgungsengpässe gibt, warnt die NGG vor geplanten einschneidenden Eingriffen in das Arbeitszeitgesetz. „Corona darf nicht dafür herhalten, die Höchstgrenzen bei der Arbeitszeit auszuhebeln. In Tarifverträgen und Betriebsvereinbarungen haben wir in der Lebensmittelindustrie längst die nötige Flexibilität, um Hochphasen zu stemmen. Sonst wären die Supermarktregale ja längst leer“, betonte der Gewerkschafter.

Gesetzliche Standards seien wichtig. Sonst leide am Ende die Gesundheit der Beschäftigten: „Wer eine Zwölf-Stunden-Schicht in der Backwarenindustrie hinter sich hat, bei dem steigt die Unfallgefahr“, sagte Daiss. Das derzeit gültige Arbeitszeitgesetz setze ein klares Limit: nicht mehr als zehn Stunden am Tag und nicht mehr als 60 Stunden pro Woche.

Forderung der NGG nach Schutzkleidung für die Angestellten

Auch der richtige Arbeitsschutz sei mit Blick auf den laufenden Hochbetrieb in der Ernährungsindustrie und im Lebensmittelhandwerk „extrem ernst“ zu nehmen. „Die Firmen müssen dafür sorgen, dass genug Schutzkleidung da ist und die Abstandsregeln – etwa an Produktionsstraßen – eingehalten werden. Der Schutz vor Infektionen hat höchste Priorität“, betonte Daiss.

Die NGG rät den Beschäftigten, die Missstände beobachten oder unter Überlastung leiden, sich an die Gewerkschaft oder den Betriebsrat zu wenden. Umfassende Arbeitnehmer-Informationen zur Coronavirus-Pandemie – von der notwendigen Vorsorge am Arbeitsplatz durch die Arbeitgeber über die Kinderbetreuung und wichtige Azubi-Fragen bis hin zu Fieberkontrollen am Werkstor – hat die Gewerkschaft online gestellt: www.ngg.net/corona.

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