Wohnangebote für Flutopfer Grafschaft baut mobile Häuser für die Flutopfer

Grafschaft · Ende Oktober sollen die ersten Tiny-Houses stehen. Im Moment mangelt es eher an Stellflächen als an den Häusern selbst. Haribo übernimmt die Finanzierung des innovativen Wohnprojektes.

 Hier werden die Flächen für die Tiny-Häuser in der Grafschaft vorbereitet.

Hier werden die Flächen für die Tiny-Häuser in der Grafschaft vorbereitet.

Foto: Martin Gausmann

Zwar wurde auch die Gemeinde Grafschaft von der Unwetter-Katastrophe und vom Tief „Bernd“ nicht verschont, dennoch hilft die Nachbarkommune den stark zerstörten benachbarten Ahrtalgemeinden, wo es nur geht. Nun sollen „Tiny-Houses“ gebaut werden. Dabei handelt es sich um komplett eingerichtete kleine Häuser, die den Menschen zur Verfügung gestellt werden sollen, die in der Flutnacht ihr Hab und Gut verloren haben. Grafschafts Bürgermeister Achim Juchem: „Die Bereitstellung von mobilen Häusern wird ein wesentlicher Beitrag sein, den betroffenen Menschen ein winterfestes Wohnangebot unterbreiten zu können.“

„Mit Blick auf die notwendigen Hilfen für die betroffenen Menschen, mit Blick auf die notwendige Hilfe für unsere Nachbarkommunen als auch mit Blick auf die Beseitigung der eigenen Schäden an kommunaler Infrastruktur verändert sich unser Aufgabenportfolio als Gemeinde in den nächsten Wochen, Monaten und Jahren ganz erheblich“, heißt es aus dem Rathaus der Haribo-Gemeinde. Nicht nur deren komplette Blaulicht-Flotte rückte in der Katastrophennacht aus, auch wurden Notunterkünfte geschaffen, Grundstücke für provisorische Kitas und Schulen, für Helfer von Bundeswehr und DRK, gar ein riesiges Areal für eine Großküche bereitgestellt. Selbst ein „Not-Standesamt“ für die Menschen aus dem Tal richtete das Rathaus in Ringen ein. Die Grafschaft erweist sich aufgrund ihrer Lage und guten Infrastruktur als Garant für sichere Hilfe.

Im Neubaugebiet Kreuzerfeld II gegenüber dem Rewe-Markt in Ringen sollen nun die 25 geplanten Tiny-Houses entstehen. Die Kosten will der Verein „Haribo hilft“ übernehmen. Damit zeigt der Süßwarenkonzern als Weltunternehmen einmal mehr, wie sehr er sich in das örtliche Leben einbringt. Die Ferienhaus-Konzeption geht davon aus, dass die Nutzung der kleinen Wohneinheiten nur zeitlich befristet erfolgt. Das hängige, etwa 10 000 Quadratmeter große Gelände wird mit zwei Terrassen versehen, die jeweils eine Wohnebene mit zwei Hausreihen aufnehmen. Die Straßenfläche wird aus Asphalt bestehen. Für das Oberflächenwasser ist ein langgezogenes Rückhaltebecken vorgesehen.

Auf individuelle Strom- und Wasseranschlüsse wird auch mit Blick auf den späteren Rückbau verzichtet. Daraus folgt, dass die Nebenkosten (Wasser, Strom, Abwasser) pauschaliert abgerechnet werden, teilte das Grafschafter Rathaus mit. Parkmöglichkeiten werden unmittelbar an den Häusern bestehen. Ein zentraler Waschsalon soll dafür sorgen, dass die in den kleinen Häusern untergebrachten Menschen keinen Platz für eigene Waschmaschinen und Trockner vorhalten müssen.

25 Wohneinheiten mit jeweils zwei­ Schlaf­zimmern stehen aktuell bereit

Die Häuser verfügen bei einer Länge von 8,50 Metern und einer Breite von rund knapp vier Metern über zwei Schlafräume, einen kombinierten Wohn-/Küche-/Essbereich und ein eigenes Bad. Die Häuser stehen auf einem Fahrgestell und erhalten noch einen Terrassenvorbau. Nach der Zielplanung sollen die ersten zehn Häuser bereits Ende Oktober stehen. Die Kosten für die insgesamt vorgesehenen 25 Häuser belaufen sich auf etwa 1,3 Millionen Euro. Die Verwaltung der Mini-Immobilien wird durch das Ringener Rathaus erfolgen.

Dort hat man inzwischen Bürger der Grafschaft dazu aufgerufen, freie Grundstücke für die vorübergehende Aufstellung weiterer Tiny-Houses zur Verfügung zu stellen. „Dreizehn private Grundstücksangebote liegen uns inzwischen vor“, freute sich Achim Juchem. Bedeutet: Es werden vermutlich noch weitere mobile Wohneinheiten in der Grafschaft entstehen. Was den tatsächlichen Bedarf anbetrifft, so gibt es derzeit keine klaren Angaben, weil nicht klar ist, wie lange die Evakuierten und in Hotels und Pensionen, bei Freunden, Verwandten oder Bekannten untergebrachten Flutopfer dort bleiben werden, wo sie aktuell als Gäste wohnen.

Die „Aktion Deutschland hilft“ hat sich indes ebenfalls bereit erklärt, aus dem bundesweiten Spendenaufkommen für die Flutopfer an der Ahr mobile Häuser zu finanzieren. Es wird also nicht bei den 25 Unterkünften bleiben. Schon jetzt gibt es im Ringener Rathaus eine große Nachfrage von potenziellen Bewohnern der Anlage. Interessenten sollten sich also bald bei der Gemeindeverwaltung melden.

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