Lantershofener Bühne 200 Rekruten bekamen ihre Abreibung

LANTERSHOFEN · Der „Bundeswehr-Ausbilder“ Schmidt erteilt auf der Lantershofener Bühne seine Befehle.

 Ausbilder Schmidt in Aktion: Wer sieben Kinder hat, kann auch eine Armee führen.

Ausbilder Schmidt in Aktion: Wer sieben Kinder hat, kann auch eine Armee führen.

Foto: Thomas Weber

Springerstiefel, Feldhose, rotes Barett und Sonnenbrille: Seit nunmehr 20 Jahren verkörpert der Idar-Obersteiner Holger Müller die Person des gefürchteten „Ausbilder Schmidt“ auf den Kleinkunstbühnen im Land. Am Samstag gastierte er bei Kulturlant in Lantershofen. Dort warteten mehr als 200 Rekrutinnen und Rekruten im Saal auf ihren „Anschiss.“

Den sollten sie bekommen. Den Panzer vor der Tür geparkt, spielte der Ausbilder sein aktuelles Programm „Weltfrieden. Notfalls mit Gewalt.“ Dabei ging er auf die aktuellen Themen des Friedens in der Welt gar nicht ein, lieber beschwor er die Toten mit Hilfe des „Aschenbecherrückens“ und erweckte Typen wie Erich Honecker, Napoleon, Louis de Funes oder Klaus Kinski zu neuem Leben, um in deren Rollen zu schlüpfen.

Wie gewohnt war beim Ausbilder einmal mehr alles ein wenig größer und ging ein wenig besser. „Ich habe keinen Fuchsschwanz am Panzer hängen, sondern ein ganzes Wolfsrudel.“ Aha. Dabei nahm er natürlich die Bundeswehr mächtig aufs Korn.

Was ihm überhaupt nicht passt: „Ich habe jetzt eine Chefin.“ Die Verteidigungsministerin habe einen Schmusekurs verordnet. „Soll ich jetzt die Rekruten morgens um halb elf mit einem Milchkaffee wecken?“

Der Mann mit Vornamen „Ausbilder“ und Nachnamen „Schmidt“ wirkte verwirrt ob der neuen Befehle, hatte aber auch seinen Respekt vor der Ministerin: „Wer sieben Kinder hat, kann auch eine Armee führen.“ Manch einer seiner Gags war früheren Programmen entnommen, das Publikum im Saal des Lantershofener Winzervereins störte es aber nicht.

Keiner im Saal war vor ihm sicher. Im 18-jährigen Florian, der nicht gedient hatte, fand er das perfekte Rekruten-Opfer. Dem jungen Mann dürfte der Abend noch lange in Erinnerung bleiben. Gleiches gilt für all die, die dem Ausbilder Witze oder andere Dinge aufschrieben und sich damit plötzlich im Programm wiederfanden. Für den besten Witz rückte der Ausbilder sogar fünf Euro als Belohnung raus. Und die Aufforderung eines Gastes: „Gib bei der Heimfahrt bitte noch zwei Schüsse auf Bölingen ab“, sorgte ebenfalls für großes Gelächter.

Was der Comedian nicht für sich behalten konnte, waren Tipps fürs Leben: „Schiebt mal morgens um halb sieben die Schneeschaufel über den Bürgersteig. Dann werden alle Rollladen in der Nachbarschaft hochgehen.“ Oder aber: „Gib dem Zeitungsjungen eine Ohrfeige und sag ihm, wer austeilt, muss auch einstecken können.“

Er ist schon ein komischer Kauz, dieser Ausbilder, der von sich sagt: „Wenn ich jemanden sehen will, der mich mag, schaue ich in den Spiegel.“ Kein Wunder, dass auch sein Sohn mit dem schönen Namen „Ruck-Zuck“ darunter zu leiden hat. „Bei ihm habe ich einen Stubendurchgang gemacht.

Um 4:30 Uhr. Sonntags.“ Erziehung ist also gleichzusetzen mit Rekruten-Ausbildung, denn: „Im Kindergarten werden unsere Kids doch regelrecht weichgespült. Die müssen doch zu Hause auch mal sagen: Mama, deine Bio-Gemüse-Lasagne schmeckt nicht. Mach da Fleisch rein! Von mir aus den Hamster von meinem Bruder.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort