Grafschaft 40 Jahre Talbrücke in Bengen

GRAFSCHAFT · Sie ist 50 Meter hoch, 968 Meter lang und 52 Meter breit und genauso alt wie die Gemeinde Grafschaft. Seit 40 Jahren dominiert die Talbrücke Bengen das Bild des gleichnamigen Dorfes, das unterhalb des größten Bauwerkes der Gemeinde Grafschaft liegt.

 Vor 40 Jahren wurde die Talbrücke Bengen in Vorschubtechnik gebaut. Sie ist Bestandteil der Autobahn 61.

Vor 40 Jahren wurde die Talbrücke Bengen in Vorschubtechnik gebaut. Sie ist Bestandteil der Autobahn 61.

Foto: Martin Gausmann

Gebaut wurde sie 1974, dem Jahr, in dem sich die Dörfer im Norden des Kreises Ahrweiler per Ukas aus Mainz zur verbandsfreien Gemeinde Grafschaft mit Verwaltungssitz im Ringener Rathaus zusammenschlossen. Die Brücke hat also ebenso Geburtstag wie die von Bürgermeister Achim Juchem geführte Gemeinde.

Der Verkehr lief aber erst 1975 über die Bengener Talbrücke, denn sie wurde im Zuge der Autobahn 61 gebaut. Eingeweiht wurde sie erst am 18. Dezember 1975 - gleichzeitig mit der Ahrtalbrücke und der Talbrücke Karweiler - durch den damals noch in Bonn residierenden Bundesverkehrsminister Kurt Gscheidle und den rheinland-pfälzischen Ministerpräsidenten und späteren Bundeskanzler Helmut Kohl.

Die damalige Ahr-Gebietsweinkönigin Hedwig Hörsch, heute Hede Gräfin Schweinitz, durchtrennte das rote Band gemeinsam mit den beiden Spitzenpolitikern. Die Baukosten beliefen sich auf 35 Millionen Mark. Seitdem wird das Bengener Ortsbild von der Brücke geprägt. Über die Jahrzehnte haben aber auch das Verkehrsaufkommen und damit der Straßenlärm zugenommen. Aktuell wird sie von rund 100.000 Fahrzeugen pro Tag befahren, 25 Prozent davon sind laut Verkehrszählung Lastwagen.

Die Brücke hat wie ein normales Wohnhaus eine voraussichtliche "Gesamtlebensdauer" von 80 Jahren. Voraussetzung dafür ist eine Grundsanierung zur Halbzeit. Diese ist vor drei Jahren erfolgt und hat mit 7,5 Millionen Euro knapp die Hälfte des ursprünglichen Baupreises gekostet.

Die Sanierung diente nicht nur der Sicherheit derer, die sie befahren, sondern auch der Bürger von Bengen. Denn dort, wo Häuser unter der Brücke stehen, wurden 2,20 Meter hohe Absprungsicherungen angebracht, damit die unter der Brücke wohnenden Menschen nicht durch achtlos aus dem Fahrzeug geworfene Dosen, Flaschen und anderes gefährdet werden. Denn ein Vorfall ist nicht vergessen: Vor gut 20 Jahren hatte ein über die Brücke fahrender Lastwagen ein Hinterrad verloren. Dieses flog über die Brüstung und landete im Hofe eines Bengener Hauses. Verletzt wurde zum Glück niemand.

Aber auch archäologisch machte die Brücke in ihrer Zeit als Baustelle von sich reden. So wurden beim Bau der Pfeiler unter anderem römische Ziegel, Töpfe mit Tiermotiven und Scherben von Keramikgeschirr ans Tageslicht befördert, die dann ins nicht öffentlich zugängliche Archiv des Landesamts in der Koblenzer Festung Ehrenbreitstein kamen. Einige Funde vom Bau der Bengener Talbrücke sind auch in der Privatsammlung des Bengener Hobbyhistorikers Norbert Hoffzimmer zu sehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort