"Kulturlant" in Lantershofen BAP tourte als "7 'Ühnchen"

LANTERSHOFEN · "Widderlich" ist der erste Song, mit dem die "7 'Ühnchen" auf der Lantershofener Bühne stehen. Und noch springt der Funke beim ersten neuen Stück fürs "Pik Sibbe"-Album zwischen den sieben Musikern und den 600 dicht gedrängt stehenden Konzertgästen nicht über.

Nur drei Stunden später ist der Gig der Kölner Band in die Geschichte des Grafschafter Ortes eingegangen, denn "7 'Ühnchen" ist während der Testphase, die Wolfgang Niedecken, Major Heuser und Co. im Jahr 1994 auch noch nach Rheinbach und in die Eifel führen wird, das Pseudonym für die Kult-Band BAP.

"Verdamp lang her", erinnern sich 20 Jahre später Hermann Efferz (Vorstandssprecher) und Thomas Weber (Geschäftsführer) vom neu gegründeten Verein "Kulturlant" an den dreitägigen Aufenthalt der Kölner, den Hugo Heinzen aus Ahrweiler und "Lantesche" Junggesellen organisiert hatten.

"Wir sind jetzt drei Tage hier und fühlen uns schon fast wie daheim", bedankte sich Niedecken für die Gastfreundschaft. Für BAP wurde der traditionelle Maubich-Kuchen gebacken, an der Theke des Winzervereins gab's kurzerhand Interviews für den Musiksender Viva.

Der kleine Ort hatte beeindruckend unter Beweis gestellt, dass Kultur im Dorf möglich ist und das noch mehr geht als Dorf-Discos im Saal, "die Mitte der 1980er Jahre mit rund 800 Besuchern zum Renner avancierten", so Weber. So gab's schon vor BAP im Kellergewölbe Konzerte von "Lantesche für Lantesche" (einer Interessengemeinschaft von Frauen), von deren Erlös der Vorplatz der Kirche gestaltet wurde. Auftritte von "Menino", dem Gesangverein und dem Panikorchester folgten in lockerer Reihe, "aber nie kontinuierlich", so Efferz.

Als Ende 2010 Heinz-Edmund Rieck das ganze Ensemble mit Kneipe, Saal und Kellergewölbe pachtete, begann eine dreijährige Zeit der gewerblich geführten Kleinkunstbühne.

Von Lesungen mit Norbert Blüm oder Jacques Berndorf über Kabarett mit Knacki Deuser bis zu Konzerten mit Klaus Lage oder "De Räuber", aber auch lokalen Größen bei einer "Rock-Naach": "Oft war der Saal voll, doch finanziell war es ein Reinfall", so Weber, der das Programm gestaltet hatte.

Mit dem Streichen der Segel durch Pächter Rieck und durch die Tatsache, dass der Winzerverein in den Besitz der Gemeinde überging, war die Idee von Kultur bei den Machern im Dorf nicht gestorben. Schnell stand fest, dass ein Verein gegründet werden muss, um die schon geplante Comedy-Reihe fortzuführen.

So war am 12. Dezember 2013 die Geburtsstunde des Vereins "Kulturlant - Kulturverein Grafschaft" mit 13 Mitgliedern. "Schon der Zusatz im Namen macht klar, dass wir in allen Grafschafter Orten kulturelle Veranstaltungen anbieten möchten", so Efferz.

Wichtig: "Uns geht es in keinster Weise darum, Konkurrenz zu anderen Vereinen aufzubauen. Vielmehr wollen wir das bestehende Angebot sinnvoll und in alle Richtungen gehend ergänzen", betont der Vorstandssprecher. Mit Hocker-Rocker Markus Krebs, Hastenraths Will oder "Sex & Drugs im Reihenhaus" ist die Spielzeit des ersten Halbjahres schon erfolgreich über die Bühne gegangen.

Auch ein Trägerverein ist nun für das Bürgerhaus, das zentraler Ort für Feste, Bälle, Konzerte und Tagungen sein soll, ins Leben gerufen. Efferz: "Wir möchten schauen, ob wir den Boden auch fürs Genre Musik bereiten können und freuen uns über neue Mitglieder. Ziel ist, den Saal als festen Spielort zu etablieren, aber auch Veranstaltungen anzubieten, die über die Möglichkeiten des Saals hinausgehen." Infos: www.kulturlant.de.

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