Helga Dohmganz Beigeordnete der Grafschaft schließt sich der CDU an

GRAFSCHAFT · Nach 43 Jahren engagierter Mitgliedschaft hat sie ihrer Partei den Rücken gekehrt: Helga Dohmganz, Beigeordnete der Gemeinde Grafschaft und langjähriges Mitglied des Rates, hat, für ihre politischen Weggefährten völlig überraschend, ihr SPD-Parteibuch abgegeben und sich der CDU angeschlossen.

Was Helga Dohmganz zu diesem Schritt bewogen hat, will sie nicht sagen. Sie will nach all den Jahren ihrer SPD-Zugehörigkeit vermeiden, dass "schmutzige Wäsche gewaschen wird". Krach wird es wohl dennoch geben. Denn die SPD besteht darauf, dass sie auch in Zukunft den bislang von Dohmganz besetzten Posten des 2. Beigeordneten innehaben wird.

SPD-Fraktionschef Hubert Münch: "Wir erwarten jetzt den Rücktritt unserer früheren Parteifreundin." Es sei zudem bedauerlich, dass Dohmganz zu keinem Zeitpunkt das Gespräch mit der SPD gesucht habe. Münch: "Wir sind von dieser Entscheidung völlig überrascht worden." Den Rücktritt von Dohmganz forderten gestern Abend auch die Grünen.

Wohlüberlegt habe sie ihren Schritt, sagte die Grafschafterin im Gespräch mit dem General-Anzeiger. Trotzdem kam ihre Ankündigung in der jüngsten Mitgliederversammlung der SPD einem Paukenschlag gleich. Immerhin gilt die 75-jährige Nierendorferin als politisches Urgestein der lokalen Sozialdemokratie.

1970 trat die gerade aus Innsbruck in die Grafschaft gezogene Dohmganz der Partei bei, weil "die SPD unter Willy Brandt etwas für Frauen tat und ich ein Netzwerk suchte". Schnell fasste sie Fuß in der Kommunalpolitik. Dort erwies sie sich als engagierte Kämpferin und Streiterin für die Belange von Frauen ("Ich habe auch mal auf den Tisch gehauen"). Sie wurde in den Kreisvorstand gewählt, arbeitete über Jahrzehnte als Schriftführerin ihrer Ortspartei. Bis 2012. Da ließ sie sich nicht erneut in den Vorstand wählen. Offenkundig stimmte schon damals das Klima nicht mehr so ganz. Dohmganz möchte sich dazu nicht äußern.

Besonders wichtig sind ihr nach eigenem Bekunden Themen wie Altersarmut und soziale Gerechtigkeit. Gerade in diesen Zusammenhängen, so ließ sie im GA-Gespräch durchblicken, sei sie jedoch etwas von der SPD enttäuscht worden: "Mir geht es nicht um Ideologien, sondern um die Arbeit für und mit dem Bürger."

Als 2. Beigeordnete der Gemeinde habe sie viel mit Vertretern der CDU zu tun gehabt und dabei im Lager der Christdemokraten viele neue Freunde gewonnen, meinte sie zu ihrem "Übertritt". Und: "Die stehen mir einfach menschlich näher." Auch in Zukunft will Helga Dohmganz für die Menschen in der Grafschaft arbeiten. "Ich bin leidenschaftliche Kommunalpolitikerin", sagt sie. Ihre Freunde hätten sie zu ihrem Schritt "beglückwünscht und sich begeistert gezeigt". In der SPD hingegen sei man sehr still gewesen.

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