Frank Sauer Denkdreher mit Kulturschock

Lantershofen · In Berlin geboren und mit neun Jahren von seinen Eltern ins "Ländle" nahe Stuttgart verschleppt, oder besser: umgezogen. Das war für Frank Sauer ein Kulturschock. Nicht nur davon berichtete er am Donnerstag in der Lantershofener Kulturkneipe. "Wir wären damals fast verhungert, als meine Mutter beim Metzger "Hackepeter" und beim Bäcker "Schrippen" kaufen wollte und die mit den Begriffen nichts anfangen konnten. Woher sollten wir denn wissen, dass "Schrippen" dort "Weckle" sind?

 Seit 20 Jahren in der Republik unterwegs: Frank Sauer.

Seit 20 Jahren in der Republik unterwegs: Frank Sauer.

Foto: Martin Gausmann

Geschadet hat Sauer der Umzug nicht, ist er doch seit 20 Jahren quer durch die Republik als Kabarettist mit Witz und schnellen Wortspielen unterwegs und hat dabei viele Preise sammeln können - zuletzt den Kleinkunstpreis Baden-Württemberg.

In seinem aktuellen Programm "Lieber Lügen als kurze Beine", das er am Mittwoch im Kölner Senftöpfchen und eben am Donnerstag in Lantershofen aufführte, ging es um die alltäglichen Lügen. "Würde jede Lüge ein Pfeifen erzeugen, wäre die ganze Welt ein ständiges Gepfeife", so Sauer, dessen Wunsch zur Verdeckung der Wahrheit schon beim morgendlichen Blick in den Spiegel beginnt: "Warum bekomme ich Falten im Gesicht, am Hintern wäre doch so viel Platz?"

Und schon die erste Frage eines Gegenübers sei wieder eine Lüge: "Wir geht's?" Das wolle man doch eigentlich gar nicht wissen. Mogelpackungen, Wahlversprechen, Schönheitsoperationen, gefälschte Plagiate von nachgemachten Imitationen - das sei die wahre Welt. Warum heißt der Autohändler heute "Partner", ist der Bäcker jetzt der "persönliche Mehldesigner", der Herzinfarkt die "Coronarpause?" Und versteckt sich hinter dem Begriff des "Weltfrauentags" nicht eher der Frühjahrsputz?

Mit zunehmender Dauer des Gastspiels schaffte Sauer es, das Publikum immer mehr zu verwirren, was war jetzt noch wahr, was nicht. Sauer forderte den fairen Mindestlohn für Banker und wies darauf hin, dass es einen Bereich gebe, in dem ohne Lüge und Betrug gar nichts gehe: die kriminellen Machenschaften: "Aber soll man den Radsport denn verbieten?"

Da hat der Kabarettist eine andere Lösung: Doping muss verpflichtend werden. Wer nicht dopt, ist raus. Das erhält auch die Arbeitsplätze der Kontrolleure. Und bei Olympia kann es eine neue Disziplin geben: den chemischen Vierkampf.

Nach dem Gastspiel von Frank Sauer macht die Lantershofener Kleinkunstbühne nun eine Karnevalspause. Weiter geht es erst am 16. März mit dem Gastspiel und "Fast-Heimspiel" des Comedian Kai Kramosta aus Nickenich: "Runde Sache - Der Pfundskerl live."

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