Tongrube Leimersdorf Der Wirtschaftsweg ist verschwunden

GRAFSCHAFT · "Im Westen nichts Neues." So beschrieb Bürgermeister Achim Juchem am Donnerstagabend im Grafschafter Rat die Situation rund um die Tongrube Leimersdorf. Denn dort tut sich nichts. Das sieht nicht nur die SPD-Fraktion so, die sich einen Sachstandsbericht gewünscht hatte, sondern das Rathaus und die "Aktiven Grafschafter" um Constanze Kunkel aus Niederich.

Udo Klein begründete den erneuten Vorstoß der SPD-Fraktion: "Wir wollen immer wieder Zusagen des Betreibers auf ihren Wahrheitsgehalt überprüfen." Und damit stehe es gar nicht gut. Klein erinnerte daran, dass der letzte Statusbericht zur Tongrube und dem abgerutschten Wirtschaftsweg vom November 2013 stamme, fast ein Jahr nachdem auf dem gemeindeeigenen Wirtschaftsweg im Dezember 2012 die ersten Risse aufgetreten seien. "Heute ist der Weg nahezu vollständig verschwunden", schüttelte Klein den Kopf.

Dabei habe der Tongrubenbetreiber CC Umwelt aus Krefeld damals noch einen Sanierungsplan vorgelegt. "Doch das letzte Wort war noch nicht gesprochen, da stand die Lüge schon im Raum", kritisierte Klein. Damals habe es geheißen, die Landwirtschaft könne ab Mai 2014 den Weg wieder benutzen. Das nannte Klein jetzt "Märchenstunde im Gemeinderat. Denn ob der Weg jemals wieder hergestellt werden könne, stehe in den Sternen.

Damals habe der Betreiber auch behauptet, Ursache für die Bodenbewegung sei das Eindringen von Wasser. "Kein Wort davon, dass vielleicht der Weg deshalb abrutschte, weil er vom Betreiber abgegraben und der vorgeschriebene Böschungswinkel zu keinem Zeitpunkt eingehalten wurde", schüttelte Klein den Kopf. Er widersprach auch Behauptungen des Betreibers, zum Aufbau eines Stützkörpers 50.000 Kubikmeter Abraummaterial zur Stabilisierung aufgebracht worden.

Bürgermeister Achim Juchem berichtete darüber hinaus, das Monitoring der Hangbewegungen habe wider Erwarten in den vergangenen Monaten ein weiteres Abrutschen des Hanges im unteren Böschungsbereich aufgezeigt. Deshalb wolle der beauftragte Gutachter nun in Absprache mit dem Bergamt mittels tiefergehender und breiter angelegten Kernbohrungen die Ursachen der weiteren Hangrutschung feststellen und aufgrund der dabei gewonnenen Erkenntnisse sichernde Maßnahmen anordnen. "Mit der Wiederherstellung des Wirtschaftsweges ist daher kurzfristig nicht zu rechnen", sagte Juchem.

Das Bergamt sehe unter Abwägung von Gründen der Verhältnismäßigkeit und des Kostenaufwandes derzeit keine Möglichkeiten, weitergehende Anordnungen zu treffen, bedauerte der Gemeindechef.

Mittlerweile haben sich auch die "Aktiven Grafschafter" über eine Fachanwältin für Verwaltungsrecht an das Bergamt gewandt und auf die Missstände hingewiesen. Sie weisen dabei besonders darauf hin, dass Obstbauer Hans-Christoph Rech seine neben dem abgerutschten Weg liegenden Obstparzellen nicht mehr bearbeiten könne. Seit Dezember 2012 seien keine zielführenden Maßnahmen ergriffen worden, um den ursprünglichen Zustand des Weges wiederherzustellen.

"Es wird von Seiten des Landesamtes für Geologie und Bergbau in Kauf genommen, dass ein Teil der Parzelle nicht genutzt werden kann", wirft die Anwältin dem Bergamt mit Schreiben vom 20. März vor. Dabei habe man erwarten dürfen, dass die Behörde im Rahmen ihrer Aufsicht den Grubenbetreiber dazu verpflichten würde, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen. Dies sei jedoch offenkundig nicht erfolgt. "

Das Bergamt wird von der Anwältin aufgefordert, sofort gegen den Betreiber einzuschreiten, mit dem Ziel der Vermeidung weiteren Schadens und der Behebung des bereits entstandenen Schadens. Abgesehen davon sei die in den vergangenen Monaten eingetretene Entwicklung völlig unverständlich im Hinblick auf die Zusagen, die Ministerin Eveline Lemke (Grüne) bei einem Treffen den "Aktiven Grafschaftern" gemacht habe.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort