Knappes Bauland Die Baulandpreise galoppieren in der Grafschaft davon
Grafschaft · Fünf kleine Baugebiete sind von der Gemeinde benannt worden, die in einem vereinfachten Verfahren zeitnah als Bauland ausgewiesen werden können. In der Grafschaft gibt es großen Zuzugsdruck. Das "Einheimischen-Modell" findet keine Mehrheit.
Geht es um das nur noch knappe Bauland und deren Nutzung für Einheimische, dann scheiden sich in der Grafschaft schnell die Geister. Die SPD sprach von einem "gesellschaftspolitischen Sprengsatz" und schlug vor, die Gemeinde solle Flächen aufkaufen, um sie dann an bauwillige Grafschafter zu "fairen Preisen" weiterzuleiten. Daraus wird nichts. Der Gemeinderat lehnte das Ansinnen ab.
Wie berichtet, waren insgesamt fünf kleine Baugebiete von der Gemeinde benannt worden, die in einem vereinfachten Verfahren zeitnah als Bauland ausgewiesen werden können. "Vor der Kommunalwahl haben sich noch alle Fraktionen dazu bekannt, diese kleinen Baugebiete unter dem Aspekt Eigenbedarf an ortsansässige junge Familien zu vergeben. Voraussetzung: Die Gemeinde muss ins Eigentum der Flächen gelangen, um einen Verkauf der Grundstücke nach der Erschließung nach einem transparenten Kriterienkatalog an die Interessenten zu vergeben und damit Vergabe und Preis des Baulandes aktiv zu steuern", erklärte der Grafschafter SPD-Vorsitzende Udo Klein. Auch Mathias Heeb von den Grünen sah hierin eine sinnvolle Vorgehensweise.
"Wir hatten in unserem Modell einen fairen Ankaufspreis dieser Grün- und Ackerlandflächen mit dem zehnfachen Wert von Ackerland vorgeschlagen und eine Variante eingebaut, sodass dem Eigner ein Teil der Fläche auch zur Eigenvermarktung oder Eigennutzung erhalten bliebe", führte SPD-Fraktionschef Hubert Münch im Gemeinderat aus.
Nach dem Willen von CDU und FWG werden die Gebiete nun irgendwann zu Bauland erklärt, verbleiben aber bei den Eignern und sie entscheiden, ob und wann sie an den Meistbietenden verkaufen. "Im Ergebnis dreht sich die Preisspirale weiter und ortsansässige Familien werden in die Röhre schauen", ist sich Klein sicher und beklagt: "Das Grafschafter Einheimischen-Modell ist damit gestorben. Insbesondere die Hoffnung junger Familien, in ihrem Heimatort zu bauen und ansässig zu bleiben, ist endgültig begraben."
FWG und CDU bescheinigten den Sozialdemokraten indes Realitätsferne. Schließlich gebe es bei der Preisgestaltung klare Vorgaben in Form der Bodenrichtwerte. Besitzer von Ackerflächen seien aber aufgrund des Zuzugsdruckes nicht bereit, die dort angegebenen Preise zu akzeptieren. Soll heißen: Sie wittern ihr großes Geschäft.
"Die Preise sind versaut“
Das hat einen Grund: Nach GA-Informationen hatte der Haribo-Konzern für mehr als 80 Euro den Quadratmeter Acker und Wiese im Kreuzerfeld gekauft, um die Flächen später nach Änderung des Bebauungsplanes Mitarbeitern des Goldbärenherstellers als Bauland zur Verfügung stellen zu können. Aus Kreisen des Gemeinderates hieß es hierzu: "Die Preise sind versaut. Sie galoppieren davon."
Mit städtebaulichen Verträgen möchte die Union die Belange der Bevölkerung wahren, wohl wissend, dass es bei den Preisgestaltungen jedoch Grenzen gibt. Jedoch erhofft man sich in der CDU-Fraktion, mit derartigen Verträgen Einfluss auf künftige Nutzungen der Flächen ausüben zu können.
Eingriff in freie Marktwirtschaft könnte teuer werden
An denkbare Selbstregulierungskräfte des Marktes mögen die Sozialdemokraten nicht glauben: "Wir wollen einen Teil dazu beitragen, die Preise stabil zu halten", sagte Günther Bach. Dieser Eingriff in die freie Marktwirtschaft könnte jedoch für die Gemeinde teuer werden und zudem den kommunalen Aufsichtsbehörden sauer aufstoßen oder auch landesplanerischen Vorgaben widersprechen.
Der SPD-Antrag, der den Kauf von Flächen und deren Weitervermarktung zu günstigen Preisen vorsah, wurde im Rat lediglich von den Grünen mitgetragen. Die breite Mehrheit lehnte ihn ab.
Udo Klein sprach nach der Entscheidung von einer "Kapitulation vor der Gier einzelner, die durch eine grundsätzlich falsche Entscheidung von CDU und FWG ermöglicht und gefördert wird."