Landwirtschaft auf der Grafschaft Die Flächen sind zu klein für Ackerbau

GRAFSCHAFT · Bauernpräsident Franz Josef Schäfer erläuterte als Gast der Senioren Union die Vielschichtigkeit moderner Landwirtschaft.

 Franz Josef Schäfer aus Eckendorf erklärt die Zwänge, der die moderne Landwirtschaft unterliegt.

Franz Josef Schäfer aus Eckendorf erklärt die Zwänge, der die moderne Landwirtschaft unterliegt.

Foto: Martin Gausmann

„Reiner Ackerbau hat keine Perspektive mehr auf der Grafschaft.“ Das sagte der Vorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes Kreis Ahrweiler, der Landwirt Franz Josef Schäfer aus Eckendorf, bei einer Informationsveranstaltung in Vettelhoven. Dazu eingeladen hatte die Grafschafter Senioren Union.

Hatte Schäfer zunächst Zahlen des Statistischen Landesamtes genutzt, die sich auf ganz Rheinland-Pfalz beziehen, so stützte er sich im weiteren Verlauf auf Material der Kreisverwaltung, das ihm allerdings bei den Zahlen für landwirtschaftliche Flächen auf der Grafschaft nicht stimmig schien. Deutlich wurde, dass die Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe seit der Nachkriegszeit drastisch gesunken ist, die verbleibenden Betriebe aber immer größere Flächen bewirtschaften. Standen einem Betrieb ursprünglich 4,2 Hektar zur Verfügung, sind es jetzt durchschnittlich 40 Hektar. Aber: „40 Hektar für reine Ackerbaubetriebe sind deutlich zu klein“, sagte Schäfer.

Erschwerend auf der Grafschaft kämen die stetig steigenden Pachtpreise durch Flächenbedarf für Gewerbe, Wohnbebauung und ein angestrebtes FOC hinzu. Als Konsequenzen nannte Schäfer zwei Möglichkeiten: spezialisieren oder weichen.

Schäfer sagte auch, dass mit der Ansiedlung von Gewerbe der Landwirtschaft, vor allem dem Obstbau, wertvolle Flächen in Höhen- und Hanglagen verloren gegangen seien. Denn diese Lagen seien in der Regel von Spätfrösten nicht betroffen. Für den Obstbau sei die Grafschaft prädestiniert, auch, weil mit der Firma Frutania Deutschlands größter Obstvermarkter ansässig sei.

„Da trifft die Realität auf Landlustidylle“

Frutania wolle allerdings nur noch Obst aus geschützten Anlagen, weil die Qualität besser, weniger Pflanzenschutz erforderlich und die Ernte planbar sei. Konsequenz sei die Zunahme von Folientunneln und Hagelschutznetzen. „Da trifft die Realität auf Landlustidylle“, kommentierte er und warf einen kritischen Blick auf landwirtschaftliche Billigprodukte vom Discounter.

Kein Verständnis zeigte Schäfer für die Ablehnung eines Gülle-Beckens auf der Grafschaft unter anderem durch die CDU und eine Bürgerinitiative. Der Bauernverbands-Vorsitzende wertete das als „Populismus-Kampagne“. „Kein Landwirt zerstört nachhaltig und unwiderruflich seine Flächen“, sagte er. Als Alternative zur Gülle-Düngung wurde aus der Versammlung Kunstdünger genannt, dieses Thema aber nicht weiter vertieft.

Schäfer analysierte auch aktuelle Forderungen an die Landwirtschaft wie etwa die nach „nachhaltiger regionaler Produktion“ am Beispiel der Schweinehaltung. Wenn der Bedarf an Schweinefleisch für die Grafschaft aus der Gemeinde gedeckt werden solle, müssten weitaus mehr Schweine gehalten werden, sagte er.

Er setzte noch eins drauf und kam auf den künftigen Bedarf an Schweineschwarten zu sprechen, die für die Produktion von Gelatine für Haribo-Gummibärchen benötigt würden. Damit war die Komplexität des Themas noch einmal deutlich, das sich in der Diskussion bis hin zu verlorenen Absatzmärkten in Osteuropa und Asien erstreckt hatte.

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