Kabarettist zu Gast beim Winzerverein Django Asül präsentiert in der Grafschaft sein aktuelles Programm

Grafschaft · Kabarettist Django Asül war jetzt in der Grafschaft zu Gast. Beim Winzerverein präsentierte er sein aktuelles Programm „Offenes Visier“ – und sprach über Weinbau, Digitalisierung und die Realität.

 Django Asül brachte in die Grafschaft viele Weisheiten mit, zum Beispiel: „Die Realität hat schon lange nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun.“

Django Asül brachte in die Grafschaft viele Weisheiten mit, zum Beispiel: „Die Realität hat schon lange nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun.“

Foto: Martin Gausmann

Mit Django Asül konnte der Grafschafter Verein Kulturlant jetzt ein Urgestein des deutschen Kabaretts beim Lantershofener Winzerverein begrüßen. Der niederbayerisch sozialisierte Sohn türkischer Gastarbeiter gehört seit mehr als 25 Jahren zur Kabarettszene. Mal politisch angehaucht, mal gesellschaftskritisch entstand sein aktuelles Programm „Offenes Visier“ noch vor der Corona-Pandemie hauptsächlich dort, wo sich Django Asül an sechs von sieben Tagen in der Woche morgens aufhält: am Stammtisch. Keinem virtuellen, sondern einem reellen Stammtisch. Der steht im Örtchen Hengersberg vor den Toren von Passau, gleich am Marktplatz in einem Wirtshaus, das mittlerweile Kultstatus genießt. Nicht erst, seitdem Paul Breitner oder Edmund Stoiber den Kabarettisten dort besuchten, um vor allem dessen Stammtischbruder Hans kennenzulernen. Denn der ist wohl der wahre Kabarettist, Django Asül trägt nur dessen Blickwinkel in die Welt hinaus. Und manchmal ist der Blickwinkel des Hans ein ganz eigener, wenn er zum Beispiel sagt: „Die Realität hat schon lange nichts mehr mit der Wirklichkeit zu tun.“

Django Asül, dessen Bühnenbild nur aus ihm selbst, einem Stehtisch und einem Glas Weißbier besteht, zeigte erst einmal, dass er sich mit jedem seiner Auftrittsorte akribisch beschäftigt. Auch mit der Ahr-Region, der die Kelten den Weinbau brachten, weshalb die Trauben auch gekeltert werden. Von hier aus startete der Weinbau seinen Siegeszug in die Welt, zumindest nach Italien und Frankreich. Sagt Django und schwenkt auf die Familie und seine beiden kleinen Nichten, die sagen, was sie denken. Oder was sie hören: „Das, was du machst, kann man nicht als Arbeit bezeichnen.“ Aha. So definiere sich auch die große Diskrepanz zwischen Familienleben und Freizeitleben. Das Publikum lacht, bis es den Tipp bekommt: „Fragen Sie mal in ihrer Familie, wer sie gut findet.“

Ein überzeugter Europäer auf Malta

Asül spricht auf der Bühne über viele Themen, den 150 Gästen im Winzerverein bleibt kaum Zeit zum Lachen, geschweige denn zum Klatschen. Ab und zu verlässt Asül den Hengersberger Stammtisch, wenn er zum Beispiel seine Lieblingsdestination Malta aufsucht, weil er doch so ein überzeugter Europäer sei. Hier tanke er seinen EU-Akku auf. Die Sprache in dieser seit dem Mittelalter als Steueroase bekannten Insel sei eine Mischung aus Arabisch und Italienisch, was dem Wesen des heutigen Maltesers entspreche: „Bakschisch und Mafia.“ Und ganz nebenbei lerne man dort auch, dass die Johanniter der bewaffnete Flügel der Caritas seien.

Gesellschaftspolitisch wurde es auch noch. Mangelnde Chancengleichheit und die längere Lebenserwartung Besserverdienender waren Asüls Themen, aber auch die mangelnde Schnelligkeit der Zukunftsgestaltung in Deutschland. Die Konsequenz hieraus: „Die Digitalisierung der Arbeitswelt wird in unserem Land noch lange analog bleiben.“

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