Vibrafon und Klavier auf der Grafschaft Duo Wielandt und Hanßen überzeugt mit Abwechslungsreichtum

Holzweiler · Ein musikalisches Duo aus Klavier und Schlagwerk hatte am Wochenende seinen Auftritt in der Holzweiler Villa Belestate. Die Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs überzeugten das Publikum mit einem frischen Blick auf alte Kompositionen und Neuentdeckungen aus dem 20. Jahrhundert.

 Sebastian Wielandt (Schlagwerk) und Knut Hanßen (Klavier) überraschten die Zuhörer in der Villa Belestate nicht nur mit teilweise lauten Trommeln.

Sebastian Wielandt (Schlagwerk) und Knut Hanßen (Klavier) überraschten die Zuhörer in der Villa Belestate nicht nur mit teilweise lauten Trommeln.

Foto: ahr-foto

Ein ungewöhnliches musikalisches Duo hatte am Wochenende seinen Auftritt in der Holzweiler Villa Belestate. Sebastian Wielandt (Schlagwerk) und Knut Hanßen (Klavier), Preisträger des Deutschen Musikwettbewerbs, überzeugten das Publikum mit einem frischen Blick auf alte Kompositionen und Neuentdeckungen aus dem 20. Jahrhundert. Die Zuhörer ließen sich bereitwillig auf das Experiment ein und zeigten sich beeindruckt vom Abwechslungsreichtum der beiden Musiker.

"Gleicht wird es laut", mit diesen Worten stimmte Gisela Maerker-Alzer, Geschäftsführerin des gastgebenden Grafschafter Kunstvereins, auf das kommende Konzert ein und sie sollte nicht Zuviel versprechen. Ein nahöstlicher Rhythmus auf einer traditionellen Trommel gab dem 1. Satz von Wolfgang Amadeus Mozarts Sinfonie Nr. 25 in g-Moll ganz neue Klangschattierungen.

Auch der Bonner Beethoven brach mit Konventionen

Mit der Sonate in Es-Dur, op. 31,3 von Ludwig van Beethoven stellte Hanßen den berühmtesten Sohn Bonns als einen Komponisten vor, der mit den Konventionen seiner Zeit brach und dieser damit weit voraus war. Humoristische Brüche nahmen die große romantische Geste aufs Korn. Im Scherzo begegnete den Zuhörern ein Basslauf mit jazzigen Anklängen. Auch wenn das Menuett den Ruhepol der Komposition darstellt, so kommt es doch nicht ohne Widerhaken daher. Eine wilde Jagd über Stock und Stein beschloss das Werk.

Wild blieb es auch in "Rebonds b" für Schlagwerk des griechisch-französischen Architekten und Komponisten Jannis Xenakis. Wielandt gestaltete seine Interpretation als einen agilen Tanz hinter seinen Instrumenten. Einigen Besucher stockte hörbar der Atem bei der Lautstärke der Trommeln. Verlangte das Stück mit seinen Anspielungen auf elektronische Geräusche dem Publikum auch einiges ab, so erhielt sein Interpret als Dank sogar Bravo-Rufe.

In Camille Saint-Saens "Danse macabre" op. 40 ließen Wielandt und Hanßen die Skelette tanzen, zeigten aber auch ein feines Gespür für die leisen und witzigen Seiten der Komposition, die ihren Hörern bei den ersten Aufführungen einige Fragezeichen aufgegeben hatte. Die Besucher auf der Grafschaft erfreuten sich dagegen am ungewöhnlichen Arrangement des Orchesterstücks für Klavier, Marimba- und Vibrafon.

Ein musikalisches Kaleidoskop präsentierte das Duo mit der Toccata des zeitgenössischen Komponisten Anders Koppel. Auch Abbrüche und Motivwechsel überraschten die Ohren. Das Stück belohnte das Durchhalten aber mit einem Walzer, Sphärengesang, einem Fugato im barocken Stil und einem lateinamerikanischen Tanz.

Zu Atem konnte das Publikum dann wieder mit Astor Piazollas "Verano Porteno" kommen, einem Tango für Solo-Marimbafon. Im gleichen Stil gestalteten Weiland und Hanßen auch das Finale. "Piazonore" von Alexej Gerassimez kombinierte einen dumpfen Klavierrhythmus mit einem sphärischen Vibrafon. Passend zur durchbrechenden Sonne konnte man im melancholischen Mittelteil die frostigen Temperaturen vor den Fenstern vergessen. Schließlich nahm das Stück wieder Fahrt auf. Nach dem Schlusston brach das Publikum direkt in einen langen, mir Bravo-Rufen bestückten Applaus aus.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Jazz-Advent im Bonner Münster
Materna und Weber im Bonner Münster Jazz-Advent im Bonner Münster
Sphärische Schönheit
Wiener Symphoniker und der Pianist Jan Lisiecki in der Philharmonie Köln Sphärische Schönheit
Aus dem Ressort