Jugendtaxi in der Grafschaft Fahrtkosten werden bezuschusst - Angebot auch für Senioren geplant

GRAFSCHAFT · Das Problem hat Grafschafter Jugendliche genervt, und auch ihre Eltern. Weil Vater oder Mutter noch arbeiten oder anderes erledigen mussten, kamen manche der jungen Leute früher nicht oder zu spät zur Orchesterprobe oder zu einer Geburtstagsparty oder schwänzten ungewollt das Sporttraining.

 Für einen sicheren Heimweg sorgt das Jugendtaxi nach der Disco oder Feiern.

Für einen sicheren Heimweg sorgt das Jugendtaxi nach der Disco oder Feiern.

Foto: Privat

Andere mussten nach dem Besuch bei Freunden in der Kreisstadt früher heim als die anderen, "weil nach 18 Uhr kaum mehr ein Bus fährt", oder sie verzichteten missmutig auf Discobesuche, weil der nächtliche Heimweg nicht gesichert war. Seit Anfang 2012 gibt es zumindest eine Alternative zu "Taxi Mama": Seitdem gibt es das Jugendtaxi auf der Grafschaft.

14- bis 19-Jährige kommen damit günstiger ans Ziel, als es sonst der Fall wäre, denn das Jugendtaxi wird mit drei Euro pro Person und Fahrt subventioniert. "Der Zuschuss beträgt jedoch nicht mehr als die Hälfte des Fahrpreises, aber das Bilden von Fahrgemeinschaften lohnt sich", erklärt Michael Schneider, Erster Beigeordneter der Gemeinde Grafschaft und Geschäftsführer des Kinder- und Jugend-Fördervereins, der das Projekt initiiert hat.

Warum das Jugendtaxi nicht ganz kostenlos ist? "Weil ein gewisser Eigenanteil sein muss, damit kein Schindluder getrieben wird. Es sollen ja keine Sightseeing Touren über die Grafschaft gesponsert werden", sagt Schneider. Die Jugendtaxi-Nutzer würden aber nicht kontrolliert. Sie könnten damit zum Tanzen fahren oder ins Kino oder zum Besuch bei Freunden, zumal viele Grafschafter Jugendliche durch den Schulbesuch in der Kreisstadt enge Kontakte zu Mitschülern von dort hätten.

Vielmehr setze das Konzept auf die Eigenverantwortung der Nutzer. Das Jugendschutzgesetz gelte aber unbenommen, und das Jugendtaxi entlaste zwar vielleicht die Eltern beim Fahren der Kinder, entlasse die Eltern indes nicht aus ihrer Verantwortung für ihre Kinder, sagt Schneider, der selbst Vater von vier Söhnen ist. Er hält viel vom Jugendtaxi, nicht zuletzt weil es präventiven Charakter habe und junge Leute vor Gefährdungen schütze.

"Der erste Projektbericht zum Jugendtaxi hat gezeigt, dass das Konzept funktioniert", sagt Schneider. Aus Sicht des Kinder- und Jugendfördervereins sei das Projekt gut gestartet, es werde von der Zielgruppe angenommen. Allein bis zum Stichtag Ende August 2012 seien 114 Jugendtaxi-Ausweise ausgestellt worden, für Mädchen und Jungen etwa zu gleichen Teilen.

Mehr als 83 Prozent der Nutzer sind 16 oder 17 Jahre alt. Die mit Abstand meisten Fahrten erfolgten von Ahrweiler oder Bad Neuenahr aus. An dritter Stelle liegen Fahrten nach Lantershofen. "Dort gibt es eine rege Jugendarbeit und umfangreiche Freizeitangebote, auch Musikkonzerte.

Entscheidend sei für ihn als Kommunalpolitiker zum einen gewesen, dass die Initiative zum Jugendtaxi aus dem Jugendbeirat kam und von Jugendlichen als relevantes Thema ausgesucht wurde, die ihren eigenen Bedarf artikulierten und in Arbeitsgemeinschaften an den Rahmenbedingungen arbeiteten. Wichtig war ihm zudem, mehr Mobilität für Jugendliche zu schaffen.

Die Finanzierung des Jugendtaxis erfolgte bislang aus Spendenmitteln, die über die Gemeinde Grafschaft an den Kinder- und Jugendförderverein geflossen sind. Aus diesem Spendentopf mit anfangs rund 2700 Euro können laut Schneider wohl auch die Projektkosten für 2013 bezahlt werden, so dass es erst ab 2014 erforderlich werde, dass die Gemeinde eigenes Geld beisteuere. Es sei denn, weitere Sponsoren würden gefunden.

Seit Anfang 2013 ist der Geltungsbereich des Jugendtaxis ausgeweitet worden. Vorher fuhr es nur in den drei definierten Gebieten: innerhalb der Gemeinde Grafschaft, zwischen der Grafschaft und Bad Neuenahr-Ahrweiler und zwischen der Grafschaft und Meckenheim.

Das letztere Angebot mit Anschluss von Bahnhof Meckenheim auch nach Bonn sei aber kaum genutzt worden, weiß Schneider. Und noch sei auch nicht klar, wie die Erweiterung ankomme: Seit Anfang 2013 können die Nutzer in einem 30-Kilometer-Umkreis von der Grafschaft aus mit dem Jugendtaxi fahren, also bis nach Brohl-Lützing, Hönningen oder Bad Godesberg.

"Wir müssen sehen, wie die Gebietserweiterung ankommt", gibt sich Schneider abwartend und verweist zugleich auf die dörfliche Struktur der Grafschaft, in der aber Mobilität für alle wichtig sei. Deshalb sei ja auch an ein Seniorentaxi gedacht, dass ältere Menschen vor allem tagsüber zu Ärzten und Behörden bringe, aber gegebenenfalls auch den Besuch kultureller Veranstaltungen am Abend ermöglichen soll.

So funktioniert's

14- bis 19-Jährige, die in der Grafschaft wohnen, können das Jugendtaxi montags bis freitags von 19 bis 24 Uhr sowie freitags bis sonntags sowie an Feiertagen und dem jeweiligen Vortag und außerdem von Weiberdonnerstag bis Aschermittwoch zwischen 19 und 2 Uhr nutzen.

Den Jugendtaxi-Ausweis gibt es unter www.jugend-grafschaft.de.

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