Ausstellung im Ringener Rathaus "Gedanken Farbe geben"

RINGEN · "Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht, und wenn über diesen Zynismus keiner mehr lacht, beginnen wir sozial einzufrieren." Das Zitat stammt aus einem neuen Band mit manchmal heiteren, aber immer hintergründigen kurzen Gedichten und Prosatexten von Gerrit Hoberg unter dem Titel "Gedanken Farbe geben".

 Kultur im Ringener Rathaus (von links): Bürgermeister Achim Juchem, Susanne und Rainer Wirtz, Gerrit Hoberg.

Kultur im Ringener Rathaus (von links): Bürgermeister Achim Juchem, Susanne und Rainer Wirtz, Gerrit Hoberg.

Foto: Martin Gausmann

"Gedanken Farbe geben" ist auch Titel einer Ausstellung in der Reihe "Kultur im Rathaus" in Ringen, die am Mittwochabend eröffnet worden und sechs Wochen lang zu sehen ist. Dabei steht die Neuerscheinung im Mittelpunkt.

Nun mag es schwer scheinen, Gedichte und kurze Prosastücke zu einer Ausstellung zu arrangieren, die zum Hinschauen und Verweilen anregt. Gelungen ist dieser Balanceakt durch das Mitwirken des Teams um Katja Maciozek und Jasper Golm der Firma "Kommunikationsdesign p21", die sich im Grafschafter Innovationspark niedergelassen hat.

Nicht nur, dass p21 die Buchausgabe gestaltet und gedruckt sowie zu jedem der Texte farbige, meist skizzenhafte Bilder beigesteuert hat. Für die Ausstellung wurden vom halb verwitterten Jahrhundertwende-Fenster bis zum rudimentären Pkw Exponate herbeigeschafft, die den Betrachter fesseln beziehungsweise beim Nachdenken unterstützen und so mit den Texten eine eigene künstlerische Kraft entfalten sollen.

Denn: "Es gibt so viele Interpretationen, wie es Leser eines Textes gibt." Das sagte Professor Horst Flaschka in seiner Laudatio zur Ausstellungseröffnung. Flaschkas Schwerpunkt an der Philosophischen Fakultät der Uni Köln war zwischenmenschliche Kommunikation. Er stellte den Autor und sein Werk vor.

Hoberg war ursprünglich Lehrer, wechselte später zum Klett-Verlag und gründete schließlich den Idee & Produkte Verlag in Bonn. Flaschka attestierte dem Autor ein "produktives Gen", sonst könne er nicht so viele Dinge gemacht haben und reihte sein Werk in die lange Tradition deutscher Gedankenlyrik ein.

"Wir haben nicht gelernt, alles denken zu dürfen", beginnt ein Text unter dem Titel "Für Verbieter verboten". Aber: "Gedanken müssen lernen, den Gebietern nicht zu gehorchen." Als Ausweg wird die Fantasie genannt: "Fantasien sind Gedanken, die sich frei geschwommen haben." Zur Vernissage begrüßte Bürgermeister Achim Juchem zahlreiche Gäste. Aus den Texten las Hartmut Hoster, früherer Lehrer und Schulleiter in Meckenheim sowie Bonner Schulrat. In seinem Vorwort nennt Dieter Golombek die Neuerscheinung ein "Buch voller Überraschungen" für den Alltag.

Der Band ist im Buchhandel oder direkt beim Verlag erhältlich, der ein Kontingent der Gemeinde Grafschaft zur Verfügung gestellt hat. Dieser Erlös ist für soziale Zwecke bestimmt. Gerrit Hoberg, "Gedanken Farbe geben", 93 Seiten, 16,80 Euro, ISBN: 978-3-934122-91-8.

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