Private Anbieter von Sprachkursen für Asylbewerber müssen ab sofort Miete zahlen Grafschaft baut für Flüchtlinge

Grafschaft · Die Gemeinde Grafschaft baut in Ringen ein Mehrfamilienhaus, in das Flüchtlinge und sozial schwache Familien einziehen sollen. Dies beschloss der Gemeinderat in seiner jüngsten Sitzung. Das zwischen Holunderweg, Am alten Bahndamm und Stadtweg gelegene Areal soll noch in diesem Jahr bebaut werden. "Im Herbst sind wir hoffentlich dann durch die Türe", sagte Bauamtsleiter Friedhelm Moog. 650.000 Euro soll die Unterkunft kosten.

 Sprachkurse für Asylbewerber werden auf der Grafschaft von privaten Unternehmen in den Dorfgemeinschaftshäusern angeboten. Dafür müssen die Firmen jetzt Miete zahlen.

Sprachkurse für Asylbewerber werden auf der Grafschaft von privaten Unternehmen in den Dorfgemeinschaftshäusern angeboten. Dafür müssen die Firmen jetzt Miete zahlen.

Foto: dpa

Bis zu 20 Personen sollen dann in Ringen eine neue Unterkunft bekommen. Es ist das erste Mal, dass die Gemeinde sich auf dem Sektor des Sozialen Wohnungsbaus betätigt. Im zweigeschossigen Bau sind pro Etage drei Wohneinheiten geplant, im Erdgeschoss befinden sich nach der Planung Fahrradkeller sowie Hausanschlüsse, im Obergeschoss ist ein Trockenraum vorgesehen. Der Bau erfolgt in einer Holzrahmenbauweise. Um eine schnellere Integration von Flüchtlingen zu erreichen, empfahl der Rat eine Belegung des Hauses gemeinsam mit sozial schwachen Familien und Asylbewerbern. So soll eine Ghettoisierung verhindert werden.

Lange diskutiert wurde über Sprachkurse für Flüchtlinge. Diese Kurse führen in der Grafschaft gewerbliche Anbieter in den Dorfgemeinschaftshäusern durch. Für diese kommerzielle Nutzung der dem Gemeinwohl gewidmeten Räume ist eigentlich nach den mit den Trägergemeinschaften geschlossenen Vereinbarungen ein Nutzungsentgelt zu zahlen. Und zwar von den gewerblichen Schulen an die Gemeinde zur Abdeckung der Betriebskosten.

Schnell uferte die Diskussion aus. Man wolle die Flüchtlinge mit offenen Armen empfangen und wolle was Gutes tun, hieß es im Rat. Gerade die Vermittlung von Sprache sei eine unabdingbare Voraussetzung zur Integration. Deshalb plädierten einige Ratsvertreter dafür, kein Nutzungsentgelt in Anspruch zu nehmen. Ungehört blieb, dass nicht die Flüchtlinge, sondern die kommerziellen Anbieter der Sprachkurse zahlungspflichtig sind. Ein Erlass der Nutzungsentgelte käme alleine diesen Gewerbetreibenden, nicht aber den Flüchtlingen zugute. Im Grafschafter Rat einigte man sich nach langer Debatte darauf, eine Pauschale von 250 Euro im Monat in Rechnung zu stellen.

Financier der Sprachkurse sind die Kreisverwaltung und das Jobcenter. Alleine die gemeinnützige Kreisvolkshochschule führt derzeit kreisweit 46 unterschiedliche Kurse mit mehr als 600 Teilnehmern durch. Dabei handelt es sich um Sprachunterrichte, die sich über mehrere Monate erstrecken oder aber auch um niedrigschwellige Unterrichtseinheiten, die nach einigen Wochen abgeschlossen sind. Der Kreis hat alleine für das laufende Jahr hierfür 150 000 Euro zur Verfügung gestellt.

In der Grafschaft gibt es aktuell keinen von der KVHS betreuten Kursus, obwohl er der Gemeinde angeboten worden sei, wie KVHS-Leiter Michael Jacob berichtete. Jacob: "Irgendwie sind diese Kurse nicht zustande gekommen." Vermutlich wegen der gewerblichen Konkurrenz.

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