Helfer-Zentrum soll abgebaut werden Betreiber sucht Lösungen für Baustoffzelt und Containerdorf

Grafschaft · Der jüngste Kreistagsbeschluss besiegelt das Aus des Helfer-Zentrums in Grafschaft-Gelsdorf. Zudem wird Kritik an den Betreibern laut. Unter anderem der Initiator des Baustoffzelts und Containerdorfs sucht dennoch nach Optionen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten.

 Farben, Tapeten oder Werkzeuge: Seit der Eröffnung im Februar erhalten Flutopfer im Baustoffzelt in der Grafschaft Baumaterial und notwendige Utensilien für die Sanierung ihrer beschädigten Eigenheime.

Farben, Tapeten oder Werkzeuge: Seit der Eröffnung im Februar erhalten Flutopfer im Baustoffzelt in der Grafschaft Baumaterial und notwendige Utensilien für die Sanierung ihrer beschädigten Eigenheime.

Foto: Martin Gausmann

Der Kreistagsbeschluss, der das Ende des Helfer-Zentrums für Flutopfer in der Grafschaft eingeläutet hat (der GA berichtete), zehrt an den Kräften von Baustoffzelt-Betreiber Wilhelm Hartmann. Unverhältnismäßig und unterfrequentiert: So ernüchternd fällt die Bilanz zum bisherigen Standort von Helfer-Shuttle, Spendenverteilzentrum Ahrtal und Co. im Innovationspark Rheinland aus, mit der die Kreispolitik den „schrittweisen Rückbau“ vor Ort rechtfertigt. „Ich habe versucht, vor dem Beschluss in die klärende Aussprache zu gehen. Aber das ist nicht vollumfänglich geglückt“, sagt der Fuldaer Gartenbau-Unternehmer, der neben dem gigantischen Materialzelt auch das Containerdorf „Wilhelmshafen 2.0“ für Handwerker und Helfer in der Grafschaft betreibt. Ähnlich wie die Macher des Spendenverteilzentrums sucht er aktuell nach Lösungen für den Fortbestand.

Kreis moniert unvollständige Buchführung

„Frustrierend und demoralisierend für die Helfer“ sei das Resultat der vergangenen Kreistagssitzung ausgefallen, sagt Hartmann, der zudem Kritik seitens der Kreisverwaltung einstecken musste. Die Zusammenarbeit mit einem Teil der Organisatoren sei „nicht immer verlässlich und professionell“ abgelaufen, so Landrätin Cornelia Weigand. Trotz mehrfacher Aufforderungen habe Hartmann als Betreiber des Containerdorfs „erst mit großer Verspätung einen Prüfnachweis für die Statik sowie ein Brandschutzkonzept vorgelegt“. Im Falle des Baustoffzelts monierte die Verwaltung „keine nachvollziehbaren Abrechnungen“ oder das Fehlen „jedweder Belege“. Das Kreis-Fazit: Weil auch das benachbarte Helfer-Shuttle den Transport-Betrieb in bisheriger Form einstellt, sei „von weiter rückläufigen Zahlen von Übernachtungsgästen auszugehen“. Der Kreistag habe daher beschlossen, dass das Containerdorf ab Anfang Juni zurückgebaut werden soll. Obendrein ist die Spendenausgabe im Baustoffzelt Kreisangaben zufolge nur noch bis Ende Juli vorgesehen.

Der Fluthelfer reagiert besonnen. „Die Kritik nehme ich an. Für die Unvollständigkeit von Belegen habe ich mich bereits entschuldigt.“, sagt Hartmann. Und weiter: „Überschlagsrechnungen habe ich anhand von mir vorliegenden Belegen erstellt, die Summen anschließend den Zuständigen beim Kreis mitgeteilt. Mehr ist mir situationsbedingt bisher einfach nicht möglich gewesen.“ Eine lückenlose Auflistung wolle er aber selbstverständlich nicht schuldig bleiben. Hartmann: „Buchhalterisch werden wir alles sorgfältig einreichen, keine Sorge.“ Die vollständige Erfassung von Warenströmen sei hingegen „oftmals nur bedingt möglich“ gewesen. Der Grund: „Manche haben ihr Auto bis ins Handschuhfach mit diversen Baustoff-Spenden vollgeladen. Das ist schwer zu quantifizieren und genau zu katalogisieren.“ Nicht selten fehlten Materiallisten, auf Firmen-Lieferscheinen mitunter die Preise der Spenden. Auch das müsste einzeln nachrecherchiert werden. „Allein das hätte zwei Mitarbeiter den ganzen Tag eingebunden. Das funktioniert aber nicht, wenn sie gebraucht werden, um nebenbei Sattelschlepper voll mit Paletten zu entladen, Waren einzulagern und auszugeben“, sagt Hartmann. Genau erfasst werde hingegen mit Strichlisten, wie viele Betroffene Spenden bekommen und ob notwendige Bedürftigkeitsbescheinigungen vorliegen. Ausgegeben werde „nie palettenweise, sondern stets rationiert, in Abhängigkeit von der Verfügbarkeit“.

Nachfrage in den Helfer-Einrichtungen bleibt hoch

Über zu wenig Betrieb im Baustoffzelt und Containerdorf kann Hartmann auch gut zehneinhalb Monate nach der Flut gewiss nicht klagen. „Wir hatten im Mai mehr als 1500 Übernachtungen von Handwerkern und Helfern. Auch für Juni und Juli liegen bereits jeweils mehr als 1000 Buchungen vor“, sagt er. „Dass der Helfer-Shuttle nun den Betrieb umstellt, hat damit also wenig zu tun. Die Nachfrage ist ungebrochen.“ Auch im Baustoffzelt finden die Waren weiter reißenden Absatz. „Im Durchschnitt kommen pro Tag etwa 130 Betroffene zu uns, die kostenlos Waren abholen. An Spitzentagen können es auch gut 200 sein“, sagt Hartmann. Eine GA-Anfrage dazu, wie der vorherrschende Bedarf und entscheidende Indikatoren für eine Stilllegung des Angebots in der Grafschaft ermittelt worden sind, ließ der Kreis bis dato unbeantwortet.

Hartmann hingegen lässt nicht locker. „Wir suchen nach Lösungen, um den Betrieb vor Ort aufrecht zu erhalten“, sagt er. „Mit Verantwortlichen aus dem Ahrtal, die mir dabei helfen können, stehe ich im Austausch.“ Was Hartmann im Schilde führt, ist die Fortführung seines Engagements ohne Kostenbeteiligung des Kreises. „Dagegen spricht nichts. Denn ein Verbot der weiteren Hilfe gibt es nicht.“

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