Comedy in Lantershofen Brüder Podewitz bringen Klamauk zum Nachdenken auf die Bühne

Lantershofen · Beste Unterhaltung gab es am Wochenende in Lantershofen. Dort brachten die Brüder Podewitz Klamauk auf die Bühne, dessen tieferer Sinn sich erst mit der Zeit offenbarte.

 Brüder-Duo auf der Bühne in Lantershofen (von links): die Komiker Peter und Willi Podewitz.

Brüder-Duo auf der Bühne in Lantershofen (von links): die Komiker Peter und Willi Podewitz.

Foto: AHR-FOTO

Auf der Kulturlant-Bühne im Lantershofener Winzerverein gab es am Samstag viel zu lachen. Dafür sorgten die Brüder Willi und Peter Podewitz. Vor mehr als 20 Jahren wurden die gebürtigen Bremerhavener mit dem Förderpreis des Deutschen Kabarettpreises ausgezeichnet. Was sie heute noch auszeichnet: Beide haben bei jedem ihrer Sätze den Schalk im Nacken. Was zunächst wie besserer Klamauk klingt, hat immer auch einen tieferen Sinn. Allerdings wird dieser oft genug erst nach längerem Nachdenken deutlich.

Wer das beim Auftritt in Lantershofen nicht wollte, hatte zumindest zwei Stunden lang die Gelegenheit, sich zurückzulehnen – und sich köstlich zu amüsieren. Im Gegensatz zu den jüngsten Kabarett-Gastspielen in Lantershofen musste niemand zum Mitspielen auf die Bühne. Auch Momente des Fremdschämens und der Empörung blieben aus.

Bekenntnis zum Bier

Obwohl: die Aussagen zum Wein und dem Umgang damit hätten am nahen Ahrtal schon zu Irritationen führen können. Vor allem für Willi Podewitz, dem wortgewaltigen Stimmführer an diesem Abend, steht fest: „Mein Lieblingswein ist Bier.“ Und so folgerte er, dass sich Weintrinker für kultiviert hielten, dabei aber auch nur einen Grund suchen, sich die berühmte „Kante“ zu geben. Podewitz ließ nicht locker: „Weinwandern ist doch nur ein hippes Event, um zu saufen.“ Am Ende bezeichnete er die Deutsche Weinstraße auch noch als „Jakobsweg für Alkoholiker“. Über den an Lantershofen angrenzenden Rotweinwanderweg sagte er nichts, wahrscheinlich weil Bruder Peter dort in schöner Regelmäßigkeit gerade zum besagten Weinwandern aufschlägt. Peter Podewitz trug eines seiner als kulturelle Katastrophen angekündigten Gedichte zu diesem Thema vor: „Der Wein muss noch atmen.“ Lieber würde er ihn trinken und am Ende kam es auch dazu: „Der Wein ist leer, es siegte die Gier. Ich glaub, er ist tot, denn er atmet nicht mehr.“

Und sonst? Die beiden Komiker hatten alle Klischees über ihre Berufsgruppe parat. So gelte für das Genre der autoritären Unterhaltung („wir machen was und Ihr findet es gut“) die Devise: „Lieber ein leerer Saal, als ein Saal voller Lehrer.“ Die Hintersinnigkeit mancher Aussagen war dabei eigentlich gar nicht so weit hergeholt. Ihr aktuelles Programm heiße „Podewitz macht schön“, weil sich der Mensch doch aufhübsche, wenn er ins Theater geht. Zu Hause müssten die Frauen dagegen den eigentlichen Anblick der Männer ertragen.

Klar, dass auch das Gendern zur Sprache kam, ebenso die schon bei der Begrüßung beginnende Ausgrenzung. „Hallo Leute“ reiche heute schon lange nicht mehr. Und ob das Buch vom „Räuber Hotzenplotz“ noch so heißt, stand auch zur Debatte. Wohl eher „Der mutmaßliche Räuber Hotzenplotz“. Noch besser: „Der wegen eines Eigentumsdeliktes dringend tatverdächtige Herr H., dessen Namen wir aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht nennen dürfen und für den bis zum Beweis des Gegenteils die Unschuldsvermutung gilt.“ Da schläft das Kind schon, wenn der Titel vorgelesen ist, was sich die Muttis merken sollten, die ansonsten nach Schulschluss zum Manöver der Familienpanzer vorfahren. „Denn du kannst ja den kleinen Moritz-Elias nicht im Fiat Twingo zum Familientherapeuten bringen“ – sagen jedenfalls die Brüder Podewitz.

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