Gemeinde Grafschaft Gelsdorfer Ortsbeirat lehnt einstimmig neues Baugebiet ab

Grafschaft · Nach sechs Planungsjahren stehen 50 Baugrundstücke, eine Schule mit Sporthalle, eine Umgehung und ein Hochwasserdamm zur Disposition. Denn der Gelsdorfer Ortsbeirat lehnt einstimmig das neue Baugebiet ab.

In Gelsdorf war ein neues Baugebiet geplant.

In Gelsdorf war ein neues Baugebiet geplant.

Foto: ahr-foto

Es ist ein Paukenschlag in der Entwicklungspolitik der Gemeinde Grafschaft. Dort werden seit dem Jahr 2017 zwei große Baugebiete geplant, „Kreuzerfeld III“ in Ringen und „Wildacker“ in Gelsdorf. Letzteres beinhaltet nicht nur 50 Baugrundstücke, sondern auch eine Ortsumgehung zur Entlastung Gelsdorfs, einen Damm zum Hochwasserschutz, eine neue Grundschule und eine Turnhalle. Als nun der Gelsdorfer Ortsbeirat ein zweites Mal zum Verlauf der geplanten Ortsumgehung Stellung beziehen sollte, beschloss das Gremium einstimmig, das neue Baugebiet mitsamt den weiteren geplanten Maßnahmen abzulehnen. Nun herrscht in den Grafschafter Gremien eine ziemliche Konfusion, wie sich in der Sitzung des Bauausschusses zeigte.

Das gesamte Thema gestaltete sich ohnehin sehr konfus. In erster Linie geht es um die Ankopplung der geplanten Umgehung an die L83 in Fahrtrichtung Ringen. Ein Ratsbeschluss hierzu löste Bedenken in Gelsdorf aus, der Ortsbeirat votierte für eine Verlegung des betreffenden Kreisels von der Ortslage weg, um weniger Durchgangsverkehr durch Wohngebiete zu erreichen. Dies aber würde mit großer Sicherheit bei weiteren Baulandausweisungen in der Grafschaft dazu führen, dass im Wildacker weitere Flächen in den Fokus geraten. Daher bat Ratsmitglied Reinhold Hermann (FWG) um eine neuerliche Befragung des Ortsbeirats, heraus kam nun die Ablehnung der kompletten Maßnahme.

Schülerzahlen sollen laut Prognosen wachsen

Aber kann sich die Gemeinde Grafschaft das überhaupt leisten? Schon die Gelsdorfer Grundschule platzt aus allen Nähten und kann nicht erweitert werden, Prognosen sprechen von künftig noch höheren Schülerzahlen. Sich gegen das Votum des Ortsbeirats stellen, wird ebenfalls als schwierig angesehen. „Das ist keine gute Ausgangsposition für ein solch wichtiges Projekt“ befand Udo Klein (SPD). Die Grünen begrüßten dagegen das Votum des Gelsdorfer Ortsbeirats, Tobias Wronka beantragte gleich die Einstellung des Verfahrens, scheiterte jedoch zumindest im Bauausschuss mehrheitlich.

Die CDU hingegen wolle auf dem eingeschlagenen Kurs bleiben und das Vorhaben in seinem ursprünglich beschlossenen Rahmen beibehalten, machte Roland Schaaf deutlich. Denn das Hintertürchen, dass sich der Ortsbeirat offenließ, im Falle einer Realisierung des Baugebiets die Umgehung zu vergrößern, spätere Baulandausweisung dort aber abzulehnen, sei nicht realistisch. Auch die FDP votierte für die Weiterführung der Planung, wie Hartmut Wüst sagte.

Ortsbeirat hatte vor einem Jahr wohl keine Bedenken

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Hubert Münch erinnerte derweil noch einmal daran, dass der Gelsdorfer Ortsbeirat noch von einem Jahr keine Bedenken gegen das Baugebiet habe, nun aber alles ablehne. Dass es je nach Stimmungslage andere Positionen gebe, damit könnten die Gremien jedoch nicht leben. Münch betonte den Druck, den schon die Schülerzahlen auf die Gemeinde ausübe. „Wenn wir nichts machen, lösen wir nicht die Probleme in Gelsdorf“, so Münch.

Die Corona-Pandemie und die Flutkatastrophe hätten letztendlich in den Köpfen einiges verändert, auch die Meinungsfindung, ging der Gelsdorfer Ortsvorsteher Andreas Ackermann (CDU) auf die Aussagen Münchs ein. Ackermann relativierte letztendlich den Ortsbeiratsbeschluss dahingehend, dass die Gelsdorfer zunächst sich eine Verbesserung des Kanalsystems wünschten, dann könne man der ursprünglichen Baugebietsvariante zustimmen. Dementsprechend sprachen sich dann auch sieben Vertreter des Bauausschusses bei fünf Enthaltungen für einen Antrag der CDU als Empfehlung an den Gemeinderat. Dieser sieht vor, die Planungen nicht mehr zu verändern.

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