Grafschaft nach der Flutkatastrophe Wiederaufbau-Maßnahmen verschlingen 6,5 Millionen Euro

Grafschaft · Bei Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe ist die Gemeinde Grafschaft in Vorleistung gegangen und hat bislang 4,2 Millionen Euro investiert. Eine Millionen-Investition ist dabei noch nicht berücksichtigt. Und mit einem Großteil der Flut-Maßnahmen wurde noch gar nicht begonnen.

 Hat infolge der Flutkatastrophe wesentliche Schäden davongetragen: die Swistbachbrücke im Ortsbezirk Holzweiler in der Gemeinde Grafschaft.

Hat infolge der Flutkatastrophe wesentliche Schäden davongetragen: die Swistbachbrücke im Ortsbezirk Holzweiler in der Gemeinde Grafschaft.

Foto: Martin Gausmann

Die Unwetter vom 14. und 15. Juli 2021 haben im Ahrkreis das Ahrtal schwer getroffen und Schäden in Milliardenhöhe verursacht. Schäden gab es aber auch außerhalb des Tals. So hat die Grafschafter Gemeindeverwaltung nun dem Hauptausschuss ihren Maßnahmenplan zur Beseitigung von Schäden der kommunalen Infrastruktur und für dringend erforderliche temporäre Maßnahmen, auch für Nachbarkommunen und sonstige Träger öffentlicher Infrastruktur, vorgelegt. Besonders die obere Grafschaft, wo der Swistbach über die Ufer trat, wurde getroffen. Brücken wurden zerstört, Wege beschädigt, Böschungen wurden instabil. Erheblich in Vorleistung getreten ist die Gemeinde Grafschaft aber in erster Linie bei der schnellen Hilfe für die Ahrtalkommunen, hier wurden ohne großes Zögern Schulen, Kindergärten sowie Unterstützungen für DRK-Einrichtungen in Gelsdorf und dem Innovationspark Rheinland sowie eine Seniorenbetreuung und Tagespflege errichtet. Das alleine macht im Maßnahmenplan rund 4,2 Millionen Euro aus. Unterm Strich sind in dem Katalog rund 6,5 Millionen Euro summiert, die sich aus derzeit 154 Einzelmaßnahmen ergeben. Mitte Januar hat die Kommune den Plan der Kreisverwaltung zur Weiterreichung an das Land vorgelegt.

Gemeinde geht für temporären Are-Standort weiter in Vorleistung

Abzüglich der Versicherungserstattungen aus der bestehenden Elementarversicherung von rund 275.000 Euro rechnet die Verwaltung mit einer Zuwendung von rund 6,2 Millionen Euro. Versichert sind die Schäden am Feuerwehrhaus und der Kaiserhalle in Vettelhoven sowie der Rüstwagen der Vettelhovener Wehr.

Nicht im Grafschafter Maßnahmenplan enthalten sind die Kosten, die für den Bau des provisorischen Are-Gymnasiums am Beller Kreisel entstanden sind. Hier stimmte sich die Verwaltung mit dem Landkreis Ahrweiler als Schulträger derart ab, dass alle gemeindlichen Aufwendungen direkt als Kostenersatzforderung an den Kreis gestellt werden, der bislang bereits 1,9 Millionen Euro an die Gemeinde Grafschaft überwiesen hat. Weitere 650.000 Euro wird die Schlussrechnung des Jahres 2021 ausweisen. Bis zur endgültigen Fertigstellung des temporären Schulstandortes wird die Grafschafter Verwaltung rund eine weitere Millionen Euro vorfinanzieren, sodass das temporäre Gymnasium am Ende in der Herstellung rund 3,5 Millionen Euro kosten wird. Da ist der Rückbau nicht mit eingerechnet.

Großteil der Flut-Maßnahmen noch nicht begonnen

Wie vielerorts in der betroffenen Region steht auch die Gemeinde Grafschaft nun vor immensen Aufgaben, auch wenn diese mit den Schäden im Ahrtal nicht vergleichbar sind. Zwar wurden bereits zahlreiche Prüfaufträge an Ingenieurbüros erteilt, Leistungsbeschreibungen sind in der Erstellung, Preisanfragen bei Firmen laufen. Aber mit 90 der gut 150 gelisteten Maßnahmen wurde bislang noch nicht gar nicht begonnen.

Die Flutbewältigung und Personaleinschränkungen durch die Corona-Pandemie bringt die Verwaltung aktuell an ihre Grenzen, ein Mehrbedarf an Personal ist dringend erforderlich, aber nicht zu finden. Und auch entsprechende Beratungs- und Planungsbüros, Ingenieure, Architekten, Liefer- und Zuliefererfirmen sind kaum zu finden. „Es ist daher zu befürchten, dass die Abarbeitung der Maßnahmenliste sich über Jahre hinziehen wird“, so Bürgermeister Achim Juchem. Hinzu kommt die Abarbeitung der Hochwasserschutzmaßnahmen, die nach den Starkregenereignissen im Jahr 2016 erstellt wurden. Auch hier stehen noch mehr als 100 Investitionen zur Umsetzung an.

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