Neuer Standort gesucht Rotes Kreuz weiht Interims-Rettungswache in der Grafschaft ein

Grafschaft · Der Kreisverband Ahrweiler des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat am Freitag seine Interims-Rettungswache in der Grafschaft eingeweiht. Zugleich läuft die Suche nach einem neuen Standort. Die Wache in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurde bei der Flut 2021 stark beschädigt.

 Interimslösung: Der Kreisverband Ahrweiler des Deutschen Roten Kreuzes ist nach der Flut 2021 in der Grafschaft untergekommen.

Interimslösung: Der Kreisverband Ahrweiler des Deutschen Roten Kreuzes ist nach der Flut 2021 in der Grafschaft untergekommen.

Foto: Martin Gausmann

Der Kreisverband Ahrweiler des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) hat seine Interims-Rettungswache am Freitag in der Grafschaft offiziell eingeweiht. Der Standort besteht aus einer großen Garage für acht Fahrzeuge sowie aus Containern, in denen sich Sozial- und Aufenthaltsräume für die rund 50 Mitarbeiter befinden. Auch der Notarzt ist in der Wache stationiert, die als Ersatz für den von der Flut 2021 betroffenen Standort in Bad Neuenahr-Ahrweiler dient. In der Grafschaft reagierten Bürgermeister Achim Juchem und die Gemeindeverwaltung sofort nach der Katastrophe mit vielen Hilfeleistungen.

„Schneller habe ich noch nie ein Grundstück bekommen“, sagte Juchem bei der Vorstellung der Rettungswache im Innovationspark Rheinland bei Beller. Er dankte dem Unternehmen Frutania für die Bereitstellung. Was es heißt, wenn eine Wasserwand durch eine Ortschaft ziehe, habe man selbst in der Grafschaft schon mehrfach erlebt, sagte der Bürgermeister unter anderem mit Blick auf die Starkregen-Ereignisse in Nierendorf im Juni 2016.

Material und Archiv wurden zerstört

In Reichweite des Frutania-Werks konnte das DRK schon kurz nach der Flut agieren und sein Domizil aufbauen. Denn es war schnelles Handeln angesagt. Der Keller der zentralen DRK-Kreisgeschäftsstelle wurde deckenhoch geflutet und das dort gelagerte Material, etwa zur Einrichtung einer Einsatzleitung oder des Kreisauskunftsbüros, sowie das 74-jährige Organisationsarchiv wurden zerstört.

Die Rettungswachen in Altenahr und in Bad Neuenahr-Ahrweiler wurden ebenfalls durch die Flut massiv beschädigt. Die Altenahrer Wache hat zwischenzeitlich eine Interimslösung nahe Grafschaft-Gelsdorf gefunden. Es dürfte klar sein, dass das DRK an seine Standorte in Ahrweiler und Altenahr nicht mehr zurückkehren wird. Der personell und materiell größten Rettungswache im zugleich kleinsten Gebäude aus den 1960er-Jahren in Bad Neuenahr-Ahrweiler weinen die DRK-Mitarbeiter aus den in der Vergangenheit mehrfach genannten Gründen der Raum- und Platznot nach eigenen Worten auch keine Träne nach.

Landrätin Weigand kündigt Gespräche an

Kreispräsident Achim Haag machte am Freitag unmissverständlich klar, dass die Rettungsdienstsituation im Kreis sehr schnell wieder auf normale Füße gestellt werden müsse. Einen deutlichen Appell richtete Haag an die neue Landrätin Cornelia Weigand: „Sie müssen den Katastrophenschutz und den Rettungsdienst nun neu denken, durchführen und ausführen. Das ist die Aufgabe von Land, Träger und Durchführungsbeauftragtem nach fast 75-jähriger Geschichte im Kreis Ahrweiler im Sinne der zu schützenden Bürger.“

Wo der DRK-Kreisverband künftig beheimatet sein wird, ist völlig offen. Landrätin Weigand kündigte Gespräche im Kreishaus an. Derweil ließ Achim Haag zwischen den Zeilen durchblicken, dass der aktuelle Standort in der Grafschaft durchaus positiv wahrgenommen werde. Dank der unmittelbaren Anbindung an die A573 sind Ziele in der Kreisstadt und an der Rheinschiene ebenso schnell zu erreichen wie im Ahrtal.

Zu Beginn der Rettungsarbeiten lief es nicht rund

Landrätin Weigand machte unterdessen klar, dass ihr die Blaulicht-Familie äußerst wichtig ist: „Das Thema Katastrophenschutz wird im Aufbau ein wichtiger Punkt bleiben. Der neue Standort muss vor Wasser, Sturm und Feuer geschützt sein.“ Rainer Kaul, der Präsident des DRK-Landesverbandes Rheinland-Pfalz, erinnerte noch einmal an die große Solidarität unter den vielen Helfern nach der Flut. Dass es gerade zu Beginn der Rettungsarbeiten nicht rund lief, gab er auch zu. So habe ihn ein Kollege aus Mecklenburg-Vorpommern gleich nach der Katastrophe angerufen und mitgeteilt, dass fünf Züge aus Stralsund auf dem Weg ins Ahrtal seien. Erst auf Nachfrage ergab sich, dass im Katastrophengebiet niemand etwas von der bevorstehenden Ankunft der Helfer wusste. Dennoch waren DRKler aus allen Landesverbänden an der Ahr im Einsatz. So hatten in direkter Nachbarschaft zur Interims-Rettungswache des DRK-Kreisverbandes Rotkreuzler, die überwiegend aus Hessen, Bayern und Baden-Württemberg kamen, über Wochen täglich bis zu 15.000 Essen für Helfer und Betroffene in den Flutregionen zubereitet.

Den Reden folgten beim DRK Taten, dafür waren Vertreter der Kirchen zuständig. Sie segneten die neuen Gebäude stellvertretend für die Menschen, denen sie Schutz und Unterschlupf geben sollen. Zusätzlich kam es im Laufe der kleinen Feier zur offiziellen Indienststellung mit ökumenischer Einsegnung von zwei neuen Rettungsfahrzeugen, einem Einsatzfahrzeug für den Notarzt und einem Rettungswagen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort