Factory Outlet Center auf der Grafschaft Gutachten wird angezweifelt

GRAFSCHAFT · Wenn der Rat der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler am kommenden Montag über das geplante Factory Outlet Center (FOC) auf der Grafschaft abstimmt, dann befürchten Grafschafts Bürgermeister Achim Juchem sowie die Vorsitzenden der Fraktionen, dass der Rat der Kreisstadt sein Votum auf der Basis eines Gutachtens abgibt, das von der Wirtschafts-, Standort- und Strategieberatungs GmbH "Ecostra" als äußerst fragwürdig eingestuft wird.

Die Ausarbeitung des Gutachterbüros Kruse und Junker weise erhebliche methodische und analytische Fehler auf. Joachim Will (Ecostra): "Die Gutachter von Kruse und Junker haben es sich sehr leicht gemacht. Vieles wird falsch eingeschätzt. Wir haben große Zweifel an den errechneten Zahlen."

Beispiele: Die Dimensionierung der Verkaufsflächenzahlen, die Flächenangaben zu bestimmten Verkaufsartikeln, die Bedingungen des Makrostandortes, es fehlten Einwohner- und Kaufkraftdaten, es gebe Fehler bei der Errechnung der Flächenproduktivität oder auch bei der Ermittlung der Umsatzerwartungen. Die Liste vermeintlicher Fehler erstreckt sich über 23 Seiten.

Bekanntlich hatten "Kruse und Junker" für die Kreisstadt eine "Städtebauliche Wirkungsanalyse" verfasst, um die Auswirkungen eines FOCs auf den Einzelhandel zu untersuchen. "Ecostra" hingegen war für die Gemeinde Grafschaft tätig. Beide Büros kommen zu unterschiedlichen Bewertungen.

Die Grafschafter Kommunalpolitiker hoffen nun, dass sich ihre "Amtskollegen" aus der Kreisstadt mit den eklatant gegenläufigen Aussagen näher beschäftigen und "keine voreiligen Entscheidungen treffen". Bürgermeister Achim Juchem: "Wir sind von der Richtigkeit unseres Gutachtens überzeugt." Leider würden durch die Ausarbeitung der Kreisstadt-Gutachter unnötige Ängste geschürt. Sollten sich die Bad Neuenahrer Kommunalpolitiker vom umstrittenen Kruse-und-Junker-Gutachten leiten lassen, sei das zwar bedauerlich, jedoch für die Zukunft eines FOCs auf der Grafschaft nicht wirklich entscheidend. Juchem: "Es geht auch ohne Bad Neuenahr-Ahrweiler."

Zwei Jahre lang habe sich die Kreisstadt Zeit gelassen, um sich zum FOC zu äußern. Es sei schon schade, dass das zu erwartende Votum nun auf der Basis einer Expertise erfolge, die voller Fehler stecke. "Wenn Bad Neuenahr 'Nein' zu unserem Projekt sagt, dann ist es nicht gestorben", stellt Juchem klar. Und die CDU teilte mit: "Es ist kaum zu verstehen, dass man in der Kreisstadt offenkundig dazu neigt, eine Entscheidung gegen die Bürger, aber zugunsten von einigen Einzelhändlern zu treffen, von denen man glaubt, sie müssten geschützt werden, obwohl sie in Wirklichkeit von einem FOC nur profitieren würden."

Bevor sich der Ecostra-Gutachter mit der Ausarbeitung des Kruse-Junker-Büros intensiv auseinandersetzte, stellte sich der potenzielle Investor und Betreiber eines Grafschafter FOCs, ein Joint Venture aus "MAB" (gehört zur niederländischen Real Estate Group/Rabobank) und Neinver, gestern im Grafschafter Rathaus vor. Neinver ist Marktführer in der Branche und ist Betreiber von 14 Outlet Centern in Europa, darunter dem größten deutschen Shopping-Center in Zweibrücken. In der Grafschaft soll es eine 50:50-Partnerschaft geben.

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