Kommentar zu Leimerdorf Im Streit um die Tongrube gibt es nur Verlierer

Meinung | Grafschaft · Der Ortsbeirat des Grafschafter Ortsteils Leimersdorf ist im Streit um die Tongrube geschlossen zurückgetreten. Nun ist der Verdruss groß und der Eklat da. Schade, dass es so gekommen ist, meint GA-Redakteur Victor Francke.

Seit drei Legislaturperioden ist Grafschafts Bürgermeister Achim Juchem im Amt. In dieser Zeit hat der Christdemokrat mehr als 30 Ortsbeiräte, ihre Entscheidungen und Zusammensetzungen erlebt. Was sich nun allerdings in Leimersdorf abgespielt hat, ist auch für ihn absolutes Neuland. Ein politisches Gremium, das geschlossen zurücktritt, hat in der Region einen gewissen Seltenheitswert. Dabei wollen alle dasselbe: nämlich eine Mülldeponie in der nahezu ausgebeuteten Tongrube Leimersdorf verhindern.

Ortsvorsteher und Beiratsmitglieder fühlen sich missverstanden, schlecht informiert, schlecht betreut, übergangen, im Stich gelassen, vom Informationsfluss abgeschnitten. Dabei vergessen sie jedoch zu erwähnen, dass sie an entscheidenden Sitzungen der Fachausschüsse oder auch des Rates nicht teilgenommen haben. Mit der Begründung, die Sitzungen dauerten zu lange, die Vielzahl der Tagesordnungspunkte strapaziere ehrenamtlich tätige Kommunalpolitiker über Gebühr.

Es solle tatsächlich Menschen geben, die morgens einer Erwerbstätigkeit nachgehen müssten und nicht vom Steuerzahler bezahlt würden, schrieb der Ortsvorsteher dem Bürgermeister ins Stammbuch, um so seinen vorzeitigen Abgang vor den entscheidenden Sitzungspunkten zu erklären. Ob die Leimersdorfer dafür Verständnis haben?

Weder dem Ortsvorsteher noch den Beiratsmitgliedern können Fleiß und Engagement abgesprochen werden. Erst recht nicht die Sorge um die Zukunft ihrs Dorfes. Bei der nicht ganz unbegründeten Angst vor einer Umwandlung der in Leimersdorf vorhandenen Tongrube in eine Mülldeponie liegen jedoch die Nerven all zu sehr blank.

Vielleicht wäre die Verwaltung angesichts der Sachlage gut beraten gewesen, den Ortsbeirat in seinen Sitzungen gerade bei diesem heiklen Thema enger zu betreuen. Auch wenn es nicht zwingend erforderlich war: Es wäre nicht schädlich gewesen, einen Rathausmitarbeiter in die Sitzungen zu entsenden, zumal der halbe Ortsbeirat in der Deponiefrage durch angrenzenden Grundbesitz und Mitgliedschaft in der als Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR) geführten Bürgerinitiative „Aktive Grafschafter“ auch noch befangen erscheint.

Nun ist der Verdruss groß, der Streit zwischen Rathaus und Beirat ist eskaliert, der Eklat ist da, obwohl in der Sache „Mülldeponie“ nur Einigkeit herrscht und man doch eigentlich an einem Strang ziehen wollte.

Schade, dass es so gekommen ist. Weder der Gemeinde Grafschaft noch dem Ort Leimersdorf ist mit diesem unverständlichen Scharmützel gedient. So gibt es nur Verlierer.

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