Impulse für Meckenheims Zentren
Neue Geschäfte und Lokale etablieren sich und setzen Akzente. Einige Neueröffnungen der vergangenen Jahre haben sich fest etabliert. Das Markt-Center steht offenbar vor einem Eigentümerwechsel.
Meckenheim. Viele Leerstände, sinkende Mieten und abwandernde Kundschaft - im September vergangenen Jahres hatten sich Bürger und Lokalpolitiker noch große Sorgen um Meckenheims Zentren, insbesondere den Neuen Markt gemacht.
Doch inzwischen setzen neue Geschäfte und Lokale Akzente, und einige Neueröffnungen der vergangenen Jahre haben sich fest etabliert. Die Inhaber berichten überwiegend von positiven Perspektiven. Unterdessen steht das Markt-Center am Neuen Markt offenbar vor einem Eigentümerwechsel.
Meinung Lesen Sie dazu auch den Kommentar " Die Bürger entscheiden""Wir sind nach dem ersten Monat sehr zufrieden", sagt Christopher Cieply (26), der mit seiner Lebensgefährtin Manuela Stolz in der seit Sommer leerstehenden ehemaligen Rotec-Filiale die "Computer-Maus" eingerichtet hat. Mit dem Laden haben die beiden den Sprung in die Selbstständigkeit gewagt. Noch sieht die "Computer-Maus" erst halb gefüllt aus. Stolz und Cieply wollen nach und nach Produkte aufnehmen, die die Meckenheimer suchen. "Es gibt hier Nachfrage nach Telefonen mit großen Displays und Tastaturen. Die haben wir jetzt im Programm", nennt Cieply ein Beispiel.
Auch ein anderer Leerstand ist keiner mehr: Im vor zwei Jahren ausgebrannten China-Restaurant am Neuen Markt 14 hat der Kroate Momcilo Vujic das "Konoba" eingerichtet, wo es seit Mitte Dezember morgens ab 7 Uhr Frühstück und später am Tag mediterrane Küche gibt. Mit seiner Frau und drei Kindern ist Vujic auch gleich von Düren nach Meckenheim gezogen. "Wir sind hier super zufrieden", sagt der 37-Jährige. In den kommenden Wochen will er das angeschlossene kleine Hotel Garni mit seinen acht Zimmern komplett renovieren, im Sommer sollen die Restaurant-Gäste dann auch draußen essen können.
Zu den jüngsten Eröffnungen am Neuen Markt zählen auch ein kleiner Fotoladen sowie ein Blumengeschäft in einem ehemaligen Fotoladen.
"Dass es hier besonders viele Leerstände gibt, trifft nicht zu", sagt Meckenheims neuer Wirtschaftsförderer Dirk Schwindenhammer. Von 78 Geschäften am Neuen Markt stehen derzeit fünf leer. Zuletzt hatte der große Rewe-Supermarkt im Dezember geschlossen. Schon länger leer steht eine kleine Bäckereifiliale, im Markt-Center haben der Schlecker-Drogeriemarkt und ein Optiker dichtgemacht. Auf die Versorgung wirkt sich das allerdings nicht aus, da es aus allen Branchen noch andere Vertreter in unmittelbarer Nähe gibt.
Schwindenhammer ist zuversichtlich, dass zumindest für die Rewe-Nachfolge bald eine Lösung gefunden wird. Der Komplex gehört dem Bonner Immobilienkonzern IVG. Die leerstehende ehemalige Bäckereifiliale liegt zwar in Top-Lage, ist aber sehr klein. Beim Markt-Center deutet sich nach GA-Informationen ein Eigentümerwechsel an. Der Interessent kommt aus der Region.
Ob und wie die strukturellen Schwächen der Architektur beseitigt werden könnten, ist aber unklar.
In der Altstadt, die zeitweise besonders hohe Leerstände aufwies, gibt es auch neue Impulse. Das Ladenlokal der ehemaligen Tierbedarfshandlung Schevardo ist komplett saniert, in den neuen Räumen hat sich das Kindermodengeschäft Yonelli vergrößert.
Inhaber Willi Wittges-Stoelben, zugleich Vorsitzender des Meckenheimer Verbunds, sagt zu den Leerständen: "Die Vermieter müssen investieren." Sonst ließen sich keine Mieter mehr finden oder nur noch niedrige Mieten erzielen. Der Investitionsstau in vielen Ladenlokalen sei der Hauptgrund für schlechte Vermietbarkeit: "Die Lage im Einzelhandel ist besser, als es von einigen Bürgern dargestellt wird."
Das bestätigt auch Frank Becker vom Modehaus Kaktus, das in Meckenheim inzwischen auf drei Filialen angewachsen ist. "Das Geschäft läuft besser als in Rheinbach", sagt Becker, der im August 2009 das viele Jahre lang leerstehende "Haus der Mode" in der Hauptstraße mit dem Damenmodegeschäft "CBR Companies" wiederbelebt hat, ebenfalls nach Teilumbau und Renovierung. Becker hat weitere Pläne, über die er aber bisher nichts sagen will, nur so viel: "Meckenheim hat noch Potenzial."
Auch in der Altstadt liegt die Leerstandsquote mit vier von 98 Geschäften laut Schwindenhammer nicht hoch. Bedeutendstes Projekt des vergangenen Jahres: Arif Irmak hat sein Restaurant "La Campana" in einen großen Neubau umgesiedelt. Auch Frank Leuer, der mit seinem Fahrrad-Fachgeschäft in einen größeren Laden in der Hauptstraße umgezogen ist, berichtet dort von einer "sehr guten Entwicklung". Das benachbarte "Altstadt-Baby-Center" in seinem ehemaligen Fahrradladen musste er allerdings vor kurzem schließen. Probleme mit dem Personal und zu wenig Umsatz führt Leuer als Gründe an.
Für die anderen Meckenheimer "Zentren" sieht es ebenfalls nicht schlecht aus: Am Merler Dorfplatz sichert das "Merler Lädchen" die zeitweise bedrohte Nahversorgung, ausgeschrieben sind wie berichtet neue Einzelhandelsflächen am Sportplatz in Merl. Auf dem Steinbüchel hat sich McDonald´s seit längerem etabliert. Was fehlt? Ein Sportgeschäft würden sich viele Meckenheimer wünschen, zwei Versuche sind hier gescheitert. Auch bei der Herrenmode gibt es noch Lücken.
Laut Schwindenhammer steht Meckenheim sowohl bei der Kaufkraft der Bürger, bei dem, was sie davon am Wohnort ausgeben, als auch bei der Versorgung mit Geschäften gut da, teilweise sogar besser als die Nachbarstadt Rheinbach. Allerdings: Die Einzelhandelsfläche in Meckenheim liegt um 28,3 Prozent über dem Bundesdurchschnitt. Deshalb macht sich der Handel auch Sorgen wegen des geplanten "Factory Outlets" auf der Grafschaft.
