Grafschafter Parteichef im Gespräch Jung: „Die CDU ist nicht gleich der Verwaltung“

Interview | Grafschaft · Johannes Jung hat jüngst den Parteivorsitz der Grafschafter CDU übernommen. Im Interview mit GA-Mitarbeiter Thomas Weber spricht er über persönliche Ziele und erläutert, warum es wichtig ist, dass die CDU in ein starkes, eigenes Profil hat.

 Johannes Jung, neuer Parteivorsitzender der Grafschafter CDU, will am Image seiner Partei feilen.

Johannes Jung, neuer Parteivorsitzender der Grafschafter CDU, will am Image seiner Partei feilen.

Foto: Weber

Bei der jüngsten Mitgliederversammlung der Grafschafter CDU übernahm der Eckendorfer Johannes Jung den Parteivorsitz von Michael Schneider. Über seine Ziele und Vorstellungen zur Entwicklung der Partei und der Grafschaft spricht er im Interview mit GA-Mitarbeiter Thomas Weber.

Wie steht die CDU Grafschaft derzeit da?

Johannes Jung: Die CDU hat jahrelang mehr oder weniger Gestaltungshoheit, dass wird sicherlich in Zukunft schwer. Da wird man sich drauf einstellen müssen, mal in eine Position zu kommen, wo man diese Mehrheit nicht mehr hat. Mit Blick auf Bundes- und Landtagswahl muss man da ehrlich miteinander sein.

Wie wollen Sie gegensteuern?

Jung: Ich werde versuchen, mit neuen Themen und neuen Gesichtern einen neuen Wind in die Partei zu bekommen, um auch in einer künftigen Wahl erfolgreich abschneiden zu können. Aber realistisch hat man den Eindruck, dass könnte auch in eine andere Richtung gehen.

Welche Themen setzen Sie?

Jung: Es gibt viele Großprojekte in der Gemeinde, die Prioritätenliste ist voll. Aber die kleinen Dinge, die in den Orten liegenbleiben, müssen auch wieder in den Fokus rücken. Es ist wichtig, dass die Menschen mitbekommen, dass politisches Handeln sie direkt trifft.

Was sind aktuell die großen Themen für die CDU?

Jung: Ein Thema ist: Wie gehen wir in Zukunft mit Gewerbe um? Wir setzen auf Erhalt bestehender Strukturen und moderate Entwicklung. Hochwasserschutz wird ganz oben auf dem Tableau stehen. Und wir müssen die kleinen Orte und das Leben im ländlichen Raum attraktiv halten, bestehende Strukturen in den Orten erhalten. Aber jeder Ort braucht eine Chance, moderat Wohnbauflächen zu erschließen. Junge Familien wollen sich Existenzen aufbauen und nicht gerne zur Miete wohnen.

Und was tun Sie für die Älteren?

Jung: Alte Menschen fühlen sich hier sehr wohl und wollen in den Orten bleiben, so mein Eindruck. Das geplante Seniorenwohnen in Ringen ist eine super Idee für Menschen, die sich darauf einlassen wollen. Aber ich glaube, die Herausforderung wird in Zukunft sein, das Älterwerden im eigenen Haus zu ermöglichen. Das dürfte ein Herzenswunsch vieler Menschen in unseren Dörfern sein. Die laufenden Projekte sind da schon sehr lobenswert.

Wie läuft es beim CDU-Nachwuchs?

Jung: CDU bei jungen Menschen ist kein Selbstläufer. Es ist schwierig, junge Menschen für konservative Themen zu begeistern. Wir müssen jungen Menschen die Möglichkeit der politischen Teilnahme konkret ermöglichen.

Welche Aktivitäten stehen als nächstes an?

Jung: Wir werden nach der Sommerpause in jeden Ort fahren und mit Bürgern in Kontakt kommen, Bürgern jeder Meinung. Wir wollen wissen, wo der Schuh drückt, was wirklich interessiert, wo die Bedürfnisse liegen. Wir wollen auch gerne mit Menschen reden, die keine CDU-Wähler sind. Mir ist wichtig, dass wir als CDU wieder ein eigenes Profil haben. Derzeit sieht es so aus, als wäre CDU in der Grafschaft gleich Verwaltung. Ich will ein Aufbruchssignal setzen.

Wo steht die CDU in fünf Jahren?

Jung: Das ist schwer zu sagen. Ich weiß nicht, ob wir eine gestalterische Mehrheit erreichen. Wenn nicht, ist das auch nicht schlimm.

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