Brauchtum kontra Verwaltung Junggesellenvereine in der Grafschaft streiken

GRAFSCHAFT · Dieses Jahr wird es keine Dorfmaibäume in Lantershofen, Esch, Oeverich und Bengen geben. Der Grund sind Auflagen aus dem Rathaus.

 Ein Bild, das es in diesem Jahr nicht geben wird: Escher Junggesellen stellten im vergangenen Jahr ihren Maibaum mit Muskelkraft auf.

Ein Bild, das es in diesem Jahr nicht geben wird: Escher Junggesellen stellten im vergangenen Jahr ihren Maibaum mit Muskelkraft auf.

Foto: Volker Jost

Nachdem die Junggesellen-Schützen-Gesellschaft Sankt Lambertus Lantershofen ankündigte, aufgrund der Neuregelungen der Verwaltung zum Errichten der Dorfmaibäume in diesem Jahr keinen Baum zu stellen, haben weitere Grafschafter Junggesellenvereine nachgezogen. So laden die Escher Junggesellen am 30. April ab 16 Uhr unter dem Motto „Traditionen sterben aus“ auf den Dorfplatz ein. Auch in Oeverich und Bengen wird es keinen Dorfmaibaum geben.

„Mit großem Bedauern mussten wir feststellen, dass es die Maibaumtradition, in der Art und Weise wie sie bis jetzt stattgefunden hat, auf der Gemeinde Grafschaft nicht mehr geben wird“, erklären die Junggesellen. Der Beschluss des Gemeinderates nach einem tragischen Unfalls im letzten Jahr besage, dass im gesamten Gemeindegebiet das Aufstellen der Maibäume nur noch unter strikten Voraussetzungen durchgeführt werden dürfe. „Die Vereine sind lediglich noch für das Schmücken des Baumes und das Ausrichten der Feierlichkeiten zuständig“, fühlen sich die Junggesellen in ihrer Tradition beschnitten und führten weiter aus: „Die Gemeinde macht deutlich, dass sie wichtige Entscheidungen ohne die betroffenen Vereine fällt. Sie entmündigt die Junggesellenvereine in der Ausübung einer Tradition, die Jahrhunderte alt ist. Dabei ist die Gemeinde der Profiteur, denn die Vereine, die aktiv das Leben in der Gemeinschaft fördern und damit die Bindung der Bürger an ihre Ortschaften festigen, bleiben lediglich Ausrichter eines Festes und werden Ihrer Tradition beraubt“, so Vorsitzender Jan Hoffmann.

Die Escher Junggesellen machen deutlich, dass sie sich geschlossen als Verein gegen diesen Beschluss stellen. Beim Maifest am 30. April werde man provokativ ein großes Holzkreuz in den Maibaum-Ständer setzen und dieses mit Sprüchen gegen das Traditionssterben schmücken. Auch Oevericher Junggesellen entschieden sich gegen ein Maibaumaufstellen. „Die vorgegebenen Regularien sind ohne jede Absprache mit uns und den anderen Vereinen getroffen worden. Diese sind nach unserer Ansicht auch nicht vollständig umsetzbar“, erklärt Vorsitzender Philipp Hamacher für die Jungmänner und betitelt die Kommunikation der Verwaltung im Organisationsprozess als fragwürdig: „Knapp eine Woche vor dem geplanten Aufstelltermin gab es noch keine Rückmeldung, ob dieser durch ein Kranunternehmen überhaupt realisierbar ist. Viele weitere Fragen nach Versicherungen oder dem angedachten Ablauf und der Umsetzung von Seiten der Verwaltung, sind ebenfalls unklar“, führt Hamacher aus. Daher habe man sich im 130. Jahr des Vereinsbestehens dazu entschieden, auf ein Maibaumaufstellen zu verzichten. Die Hoffnung der Vereine sei es, mit der Verwaltung in einen Dialog treten zu können und gemeinsam über die Sicherheit beim Maibaum zu diskutieren.

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