Dorfhäuser Liberale kritisieren Überangebot auf der Grafschaft

GRAFSCHAFT · Die Liberalen der Grafschaft sehen sich in ihrer skeptischen Haltung zur "inflationären Einrichtung von Dorfgemeinschaftshäusern" bestätigt.

Auf Anfrage der FDP-Fraktion hatte die Verwaltung in der jüngsten Gemeinderatssitzung (nichtöffentlicher Teil) eine Analyse vorgelegt, wie es um die Auslastung und Nutzung sowie um die laufenden und einmaligen Kosten mit den insgesamt elf Dorfgemeinschaftshäusern, die es in der Gemeinde Grafschaft gibt, aussieht.

"Das Ergebnis ist erschreckend: Die Dorfgemeinschaftshäuser haben ein Akzeptanzproblem und kosten viel mehr Geld als gedacht. Zu dem Schluss muss man kommen, wenn man sich die Zahlen ansieht", sagt Christina Steinheuer als Chefin der Ratsfraktion. Alle Einrichtungen zusammen hätten ein "kräftiges strukturelles Defizit", nicht nur in der Nutzung, sondern auch in der Finanzierung. Das Finanzierungsdefizit sei zwar sehr unterschiedlich, in der Summe aber eine erhebliche Belastung.

Wesentliche Ursache sei, dass die Dorfgemeinschaftshäuser von den Bürgern nur wenig genutzt würden. Auf der Grafschaft sei ein Überangebot geschaffen worden, so Steinheuer. Alle elf Einrichtungen zusammen kamen 2012 auf 327 Nutzungstage, wobei 210 Nutzungen mietfrei waren, nur für 117 wurden Mieteinkünfte erzielt.

Die Prognose der Verwaltung für 2013: 326 Nutzungstage (223 mietfrei, 103 vermietete). Nicht nachvollziehbar ist vor diesem Hintergrund für die Liberale die Entscheidung des Gemeinderates, jetzt auch noch in Lantershofen weitere Räumlichkeiten, nämlich die Gaststätte Winzersaal, von der Winzergenossenschaft Lantershofen zu kaufen und mit viel Geld zu sanieren. Alleine 2014 bis 2017 sollen in den Winzersaal mehr als 800.000 Euro fließen.

"Wir haben wichtige Projekte im Bereich der Kindergärten und der Schulen, in die wir das Geld besser investieren können", so Steinheuer. Den Straßenbau, ein modernes Ratsinformationssystem, das Bürgern Fahrten zur Verwaltung erspare und wirkliche Bürgernähe bedeute, nennt die Liberale als weitere Beispiele.

Für die schon vorhandenen Dorfhäuser und Einrichtungen müssten Ideen entwickelt werden, die die Akzeptanz und Attraktivität erhöhten. "Warum beschränken wir uns in der Vermietung nur auf Bürger aus der Grafschaft? Wenn ein Fritzdorfer Bürger, der vier Kilometer von Leimersdorf entfernt lebt, dort gerne eine Geburtstagsfeier machen und dafür zahlen will, wird er derzeit noch von der Verwaltung abgelehnt," so Steinheuer weiter. Zu streichen sei auch Gratis-Vermietung an Parteien. Zu berücksichtigen sei auch, dass die Defizite höchst unterschiedlich seien. Einige Einrichtungen seien viel teurer als andere. Dies sei auch gegenüber den Orten ungerecht.

Jährliche Kosten und Defizite laut Statistik der Gemeinde Grafschaft

  • Bengen: 10.700 Euro für die Mehrzweckhalle, Defizit 9100 Euro.
  • Birresdorf: 43.800 Euro fürs Dorfgemeinschaftshaus (2011 für 1 Million Euro hergestellt), Defizit 42.900 Euro.
  • Eckendorf: 6000 Euro fürs Dorfgemeinschaftshaus, Defizit 5000 Euro.
  • Esch: 3300 Euro für den Saal Ibs, Defizit 3200 Euro.
  • Gelsdorf: 17.600 Euro fürs Dorfgemeinschaftshaus, Defizit 12.600 Euro.
  • Karweiler: 5100 Euro für die alte Schule, Defizit 4700 Euro.
  • Lantershofen: 14.600 Euro für die Mehrzweckhalle, Defizit 14.600 Euro.
  • Leimersdorf: 34.300 Euro fürs Dorfgemeinschaftshaus (2011 für 889.000 Euro hergestellt), Defizit 33.700 Euro.
  • Nierendorf: 15.600 Euro für die alte Schule, Defizit 14.600 Euro.
  • Ringen: 44.500 Euro fürs Bürgerhaus Ringen (2007 für 1,1 Millionen Euro hergestellt), Defizit 41.900 Euro.
  • Vettelhoven: 3200 Euro für die Kaiserhalle in Vettelhoven, Defizit 900 Euro.
  • Holzweiler: 3400 Euro für das Jugendheim, Defizit 3400 Euro.
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