Neuer historischer Roman Manhellers "Willkür" und "Widerstand" hat eine Botschaft

HOLZWEILER · In seinem Entwicklungsroman in zwei Bänden „Willkür“ und „Widerstand“ mit der fiktiven Biografie des „Johannes von Nitz“ sieht Wilfried Manheller Parallelen zur heutigen Zeit .

Er ist ein Lebensbejahender, kein Frustrierter. Er hat in seelische Abgründe geschaut und begegnet doch jedem Menschen offen und ohne Vorbehalte. Er musste als Ermittler guter Beobachter, Zuhörer und Kombinierer sein, und doch beschreiben ihn andere auch als Poet und Feingeist: Wilfried Manheller (62), der vor weniger als einem Jahr als Leiter der Ahrweiler Kripo nach 40 Dienstjahren in den Ruhestand ging (der GA berichtete), liest viel und liebt vor allem Biografien. „Warum machen Leute das, was sie tun? Das ist die Frage, die mich schon immer umgetrieben hat“, erklärt der Grafschafter. Und weil er nicht nur gerne liest, sondern auch schreibt, veröffentlichte er jetzt einen Roman. Wider Erwarten keine Kriminalromane, sondern einen Entwicklungsroman in den zwei Bänden „Willkür“ und „Widerstand“ mit der fiktiven Biografie des „Johannes von Nitz“.

Mit ihm taucht der Leser in die Zeit der Reformation und des Deutschen Bauernkrieges ein. Der Roman zeichnet nach, wie aus einem wohlbehüteten Jungen ein gegen die Willkür der herrschenden Adligen rebellierender Aufrührer wird. „Seit Anfang 2000 beschäftigte ich mich mit dem Stoff sowohl in der Biografie des 'Johannes von Nitz' als auch in seinen historischen Dimensionen“, so Manheller im GA-Gespräch. Mal brachte er viel zu Papier, mal ruhte das Werk ein halbes Jahr, weil der berufliche Alltag keine Zeit zum Schreiben ließ. Schließlich wurde das Werk doch so umfangreich, dass es geteilt werden musste.

Ehrgefühl, das Streben nach Gerechtigkeit und die Überzeugung, dass keiner über dem anderen steht, prägen die Figur des Johannes, dessen Widerstand gegen die Unterdrückung des „gemeinen Mannes“ wächst und im ersten Band damit endet, dass er gegen seinen Herrn, den Grafen von Virneburg, das Schwert zieht und fliehen muss. Über diese Spannung weckt der Autor, der akribisch recherchiert hat und den Leser auch sprachlich in die Epoche mitnimmt, die Neugierde, wie es weitergeht.

Als Manheller, auch Vorsitzender des Holzweiler Pfarrgemeinderates, vor Jahren in einer Zeit der Friedenseuphorie zu schreiben begann, hielt er es nicht für möglich, heute feststellen zu müssen, dass sich das menschliche Handeln in seiner Grundstruktur seit der Zeit des Deutschen Bauernkrieges kaum verändert hat. „Heute stehe ich fassungslos vor politischen Entscheidungen großer Tragweite, die vor allem aus männlichem Imponiergehabe, verletzter Eitelkeit, spontaner Gefühlsregung oder bewusster Falschinformation heraus gesteuert werden“, so der zweifache Vater und Großvater.

Aber nach der Brexit-Entscheidung oder der Wahl Donald Trumps hätten sich auch viele „Normalbürger“ die Augen gerieben: „Die einen, weil sie ja nur einen Denkzettel hatten verteilen wollen, die anderen, weil sie sich selbst nicht in der Pflicht sahen und dachten, ihre Mitbürger würden es schon richten.“ Mit der fiktiven Biografie von Johannes von Nitz – Manheller ist 1956 im 34-Einwohner-Dorf Nitz in der Vulkaneifel geboren – näherte er sich den unterschiedlichen Phänomen der Beeinflussung menschlichen Handelns im Alltäglichen und in wichtigen politischen Entscheidungen. „Schon damals, vor fast 500 Jahren, waren es vor allem die Eigenheiten der Persönlichkeit der Handelnden, weniger die durchdachten und logischen Folgerungen, die das Leben bestimmten. Dass sich das bis heute nicht geändert hat, mag erstaunen. In der Person des Johannes komme ich deshalb auch am Ende des Romans zu dem Ergebnis, dass nicht nur die Führer und Entscheider versagt haben, sondern auch der sogenannte kleine Mann. Dieses Fazit treffe ich ohne Überheblichkeit, denn Johannes von Nitz, der stellvertretend für den wachen Bürger steht, musste immer wieder erkennen, dass auch er nicht ohne Schwächen und Unzulänglichkeiten ist und sich Zwängen beugen musste, die seinen Vorstellungen zuwiderliefen.“

Fiktion und Realität fließen ineinander über, als Johannes auf der Flucht Irmtraud, die Pflegetochter des realen „Bauernaufrührers“ Joß Fritz kennen und lieben lernt. Im zweiten Band „Widerstand“ werden die beiden zunächst getrennt, bereisen dann aber gemeinsam den Odenwald und das Frankenland, um die Bevölkerung für den großen Bauernaufstand zu gewinnen. Als dieser 1525 in ganz Süddeutschland losbricht, erkennt Johannes, dass das Bauernheer ein zusammengewürfelter Haufen Kampf- und Kriegsuntüchtiger ist. In der Entscheidungsschlacht wird das Fränkische Bauernheer vollständig vernichtet.

Mit „Willkür“ und „Widerstand“ wird Manheller in der Region Lesungen abhalten. Ein Leseabend führte ihn bereits nach Nitz, wo er als Kind schon in der Hentger Mühle, heute Bauersmühle, spielte, in der er seinen Protagonisten aufwachsen ließ.

Die beiden Taschenbücher „Willkür“ und „Widerstand“ gibt es für 12,50 beziehungsweise 15,50 Euro unter ISBN-13: 978-1983235481 und ISBN-13: 978-1717882301.

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