Wirtschaft in der Region Maschinen für die Welt aus der Grafschaft

GRAFSCHAFT · Die Firma MK Technology ist mit vielen Innovationspreisen dekoriert. Firmenchef Michael Kügelgen ist neben seiner Berufung als Erfinder auch als leidenschaftlicher Flieger unterwegs.

 Christian Manke, Leiter der Konstruktionsabteilung, kontrolliert eine Besandungstrommel.

Christian Manke, Leiter der Konstruktionsabteilung, kontrolliert eine Besandungstrommel.

Foto: Christoph Papsch

Der Erfinder schaut auf die Welt und ist nicht zufrieden mit den Dingen, so wie sie sind. Er will das verbessern, was er sieht, er will der Welt nützlich sein, er wird von einer Idee getrieben. Der Erfindergeist ergreift Besitz von ihm. So erklärte einst Alexander Graham Bell, Tüftler und Unternehmer, seinen Drang, mit Erfindungen den Weg frei für das Neue zu machen. Bei Michael Kügelgen aus der Grafschaft mag das nicht anders sein. Frei nach James Watts Ausspruch „Ich kann an nichts anderes denken als an die Maschine“, ist auch der 63-jährige Gelsdorfer tagtäglich damit beschäftigt, in seinem Kopf und am Reißbrett etwas entstehen zu lassen, das dem hohen Anspruch des Erfindergeistes Rechnung trägt.

Kügelgen ist Gründer und Inhaber der Firma MK Technology mit Sitz im Grafschafter Ortsbezirk Gelsdorf. Dort entwickelt und fertigt er mit seiner 22-köpfigen, hochqualifizierten Belegschaft Sonderanlagen hauptsächlich für den Bereich Feinguss. „Wir machen nichts anderes als Maschinenbau“, meint der vielfach ausgezeichnete und mit zig Innovationspreisen bedachte Unternehmer. Dass seine Hightech-Innovationen gar zum Bau von Marsraketen eingesetzt werden, erwähnt er eher nur beiläufig.

Ersten Lebensjahre in Nigeria verbracht

Dabei kann der Gelsdorfer sehr stolz auf sein Lebenswerk sein. In Nigeria verbrachte er als Sohn eines dort eingesetzten deutschen Ärztepaares die ersten Lebensjahre, entwickelte dort bereits als kleiner Junge seine Leidenschaft für Technik, Modellbau und vor allem für das Fliegen. Dass heute ein Hubschrauber neben seinem Gelsdorfer Eigenheim anstelle eines Autos („Ich fahre selten“) geparkt ist, ist also kein Zufall. Wenn er dann doch mal per Kraftfahrzeug unterwegs ist, dann schiebt er einen seiner Oldtimer aus der Halle.

In Köln verlebte Kügelgen nach seiner Afrika-Zeit seine Jugendjahre, in Aachen absolvierte er sein Maschinenbaustudium. Längst hatte er damit begonnen, Flugzeuge zu bauen. Erst kleine, dann größere. Riesige Modelle zieren noch heute die Hallen seiner Firma. Es folgten Drohnen, unbemannte Flugkörper. Das war 1985, also längst bevor diese Flugobjekte Einzug in inzwischen zahlreiche Kinderzimmer gehalten haben.

Im Keller seiner Eltern entstand die erste selbst gebaute Maschine, die er nach Malaysia verkaufte. Damit konnte man in kürzester Zeit voll funktionsfähige Kunststoffteile in Kleinserien fertigen. Für Kügelgen ein großes unternehmerisches Risiko, zumal die Hausbank den jungen Erfinder zunächst nicht unbedingt als kreditwürdig einstufte. Es ging gut. Weitere Aufträge folgten; in Troisdorf, später in Sankt Augustin, mietete Kügelgen eine Halle an. Aber erst 2000 legte er als Unternehmer so richtig los. In der Grafschaft. Seither ist MK Technology einer der führenden Hersteller von Feingussanlagen, Autoklaven und Vakuumgießanlagen für den Fein- und Präzisionsguss.

Standort für kundenspezifische Sonderlösungen

Neben kompletten – vermutlich nicht nur für Außenstehende hochkomplizierten – Systemen für die Serienfertigung von Keramikschalen werden Autoklaven für das Wachsausschmelzen und viele kundenspezifische Sonderlösungen in den Gelsdorfer Hallen gefertigt. Auch werden von der Grafschaft aus Vakuumgießanlagen für den Bereich „Rapid Prototyping“ (Modellbau) in den unterschiedlichsten Größen und Ausführungen in alle Teile der Welt verschickt.

Seit 21 Jahren ist MK Technology erfolgreich auf dem Markt. Vor drei Jahren wurden die Grafschafter Maschinenbauer in die Liga der erfolgreichsten und am schnellsten wachsenden Firmen gewählt. Auf allen fünf Kontinenten werden die MK-Anlagen inzwischen eingesetzt. Zu den Kunden gehören Großkonzerne ebenso wie mittelständische Unternehmen, Forschungseinrichtungen und Dienstleister.

Auch sind alle Branchen vertreten – von der Luft- und Raumfahrt über die Automobilindustrie und Medizintechnik bis hin zur Haushaltswaren- und Unterhaltungselektronik. Ob Rolls Royce, Adidas, De Longhi, Jaguar, Bosch oder Miele: MK Technology ist bei den Global-Player-Konzernen ein Begriff. Kügelgen baut für sie die Maschinen, die sie für ihre Produktionen brauchen. Der Vertrieb erfolgt weltweit. Bei 80 Prozent liegt der Exportanteil an den Produkten „Made in der Grafschaft“.

Mehr als 5000 Jahre alte Gusstechnik

Als Feinguss-Spezialist nutzt der Grafschafter eine mehr als 5000 Jahre alte Technik, um den Bau von Flugzeugtriebwerken, medizinischen Implantaten, Turboladerädern oder Golfschlägern möglich zu machen. Alle schmelzbaren Legierungen können verwendet werden, den Gestaltungsmöglichkeiten sind beim Feinguss fast keine Grenzen gesetzt. Kügelgen schafft Anlagen, die Prozesse beschleunigen und sicherer machen, die Bauteilqualität steigern und Ausschussraten senken.

„Rapid Prototyping“ sei die noch junge Technologie zur Herstellung funktionsfähiger seriennaher oder serienidentischer Einzelteile in nur wenigen Stunden, erklärt Kügelgen. Ein Teilbereich dieser neuen Technik ist das Vakuumgießen. Ausgehend von einem Urmodell, das mit einer der neuen generativen Techniken, aber auch konventionell hergestellt werden kann, wird eine Silikonform gegossen. In diese Silikonform wird anschließend unter Vakuum ein Zwei-Komponenten-Polyurethanharz gefüllt. Längst gibt es ein Joint Venture in China. „Dort haben wir unsere Anlagen stehen und bieten unsere Dienstleistung in einer 8000 Quadratmeter großen Produktionshalle an.

Die Firma ist eine halbe Autostunde von Schanghai entfernt in Fuho. Wir arbeiten da mit rund 50 Mitarbeitern, das heißt, wir fertigen auf unseren Anlagen Teile für Rapid Prototyping und Feinguss“, so der Grafschafter.

Der Glaube an eine bessere Zukunft

Als Nichttechniker muss man nicht gleich alles verstehen, was Michael Kügelgen in seinem Alltag so macht. Fest steht jedoch, dass der begeisterte Hobbyflieger auch nach den Sternen greift. „Es sind vor allem private Firmen, die den Weltraum als zukünftigen Markt für Sternentourismus und extraterrestrische Unternehmungen erobern wollen“, schreibt er selbst auf seiner Firmenhomepage. Den hinter diesen Firmen stehenden Investoren sei der Glaube an eine bessere Zukunft, eine bessere Welt und der Wille, dies selbst noch zu erleben gemein, so der Fuji-FA-200-Pilot. Mit diesem japanischen Leichtflugzeug hat Kügelgen jahrelang seine Heimat aus der Vogelperspektive erforscht. Nun dreht er gemütlich mit seinem Hubschrauber seine Runden am Himmelszelt.

Rund 20 Firmen forschten heute weltweit, entwickelten und bauten riesige Raketen für ihre fürwahr hochfliegenden Weltraumpläne, berichtet Kügelgen. Solche Monstermaschinen benötigten auch neue Produktionsanlagen und Verfahren, um entsprechend große Triebwerke fehlerfrei fertigen zu können – und die gebe es bei MK Technology.

Insofern ist die kleine Grafschaft dann auch irgendwie an der großen Weltraumeroberung beteiligt. Die Raketen bauen zwar andere: Kügelgens Maschinen machen es aber erst möglich, dass sie überhaupt entstehen, funktionieren und schließlich in Richtung Mars fliegen können.

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