Haribo erweitert Neubau auf der Grafschaft Mehr Platz für Gummibärchen

Grafschaft · Die neue Haribo-Firmenzentrale mit Werk und Lager auf der Grafschaft ist noch nicht eröffnet, da plant der Bonner Gummibärchen-Konzern schon die erste Erweiterung. Es soll eine weitere Produktionshalle entstehen.

 Im ersten Schritt will Haribo Mitte 2017 eine Produktionshalle und sein Zentrallager in Betrieb nehmen.

Im ersten Schritt will Haribo Mitte 2017 eine Produktionshalle und sein Zentrallager in Betrieb nehmen.

Foto: Martin Gausmann

Von weit her sichtbar ragt das 45 Meter hohe Haribo-Zentrallager über das Gewerbegebiet auf der Grafschaft. Die Großbaustelle des Bonner Gummibärchen-Konzerns wirkt wie ein gigantischer Flughafen zwischen Maisfeldern und Apfelplantagen. Bis zu 700 Bauarbeiter und Handwerker kümmern sich hier darum, dass der Süßwarenhersteller wie geplant Produktion und Zentrallager im Juni kommenden Jahres in Betrieb nehmen kann. Die Hauptverwaltung soll im ersten Quartal 2018 folgen. „Es soll das Herzstück des Unternehmens werden“, sagte Geschäftsführer Arndt Rüsges gestern bei der Vorstellung des Standortes.

Die Bärchen-Produktion läuft bei dem Bonner Traditions-Unternehmen offenbar auf Hochtouren. Zahlen nennt Haribo nicht. Rüsges sprach jedoch von „sehr erfolgreichen“ Geschäften und kündigte an, dass der Konzern bereits die zweite Ausbaustufe für das 27 Hektar große Gelände umsetzen will: Bis zu den Jahren 2019/2020 soll eine weitere Produktionshalle auf der Grafschaft entstehen und die Kapazität damit verdoppeln. Langfristig erlaube der Platz auch eine weitere Werkshalle.

„Wir haben uns vor allem wegen der langfristigen Perspektiven für diesen Standort entschieden“, sagte Rüsges. In Bonn und Umgebung habe Haribo kein passendes Grundstück dieser Größe gefunden. Der Standort in Rheinbach, der über Jahre für den Haribo-Neubau im Gespräch stand, sei wegen Auflagen zu Funden aus der Römerzeit gescheitert. Zur Höhe der Investitionen für das, so Rüsges, „größte Bauprojekt in der Geschichte Haribos“ hält sich das Unternehmen bedeckt. In Branchenkreisen ist von mehr als 500 Millionen Euro die Rede, die das Unternehmen offenbar aus eigener Kasse aufgebracht hat. „Ich habe noch nie in meiner Berufslaufbahn bei Haribo mit einer Bank gesprochen“, sagte Rüsges.

Fast betriebsfertig ist auf der Grafschaft das Zentrallager, nach Unternehmensangaben eines der größten Deutschlands. An 48 Verladerampen liefern hier Lastwagen Grundstoffe für die Produktion an und transportieren tonnenweise Süßes zum Einzelhandel. Haribo beliefert künftig ab Grafschaft Deutschland, die Benelux-Länder und Teile Frankreichs. „Die geographische Lage der Grafschaft ist für uns ideal“, sagt Rüsges. Für die Produktion würden derzeit in den Werken Solingen und Bonn Beschäftigte auf der Grafschaft eingearbeitet. Im ersten Schritt sollen an dem Standort zwischen 700 und 800 Menschen beschäftigt werden, darunter 350 Menschen aus der Hauptverwaltung, die von Bonn auf die Grafschaft wechseln. Schrittweise sollen Produktion und damit auch Beschäftigung ausgebaut werden. „Rund 2000 Arbeitsplätze an dem Standort sind langfristig durchaus möglich“, sagte Rüsges.

Für sie schafft das Unternehmen eine eigene Infrastruktur. Haribo plant einen Kindergarten auf der Grafschaft, der auch für Kinder offen sein soll, deren Eltern nicht im Unternehmen arbeiten. Dazu soll ein Fitness-Center kommen. Vertreter der Gemeinde kündigten an, den Standort mit einem Bus ab dem Meckenheimer Bahnhof zu verbinden. Auch ein Werksverkauf ist in dem Industriegebiet vorgesehen. Der oft diskutierte Bau eines Museums oder einer Haribo-“Erlebniswelt“ bleibt jedoch offenbar noch als Plan in den Schubladen. „Das steht auf unserer Prioritätenliste ganz weit hinten“, sagte der Geschäftsführer.

Diese Pläne waren vor Jahren bereits in Bonn gescheitert. Die Gründungsstadt des Süßwaren-Riesen verliert bald mit dem Haribo-Firmensitz nicht nur eines ihrer bekanntesten Unternehmen sondern auch Gewerbesteuer. Die Produktion in Kessenich solle jedoch mit der Werksverwaltung erhalten bleiben, betonte Haribo. Was nach dem Umzug mit den Räumen der Hauptverwaltung geschehe, sei noch offen. „Eine Vermietung ist für uns durchaus eine Möglichkeit“, kündigte Rüsges an.

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