„Kalbsgraben“ in Karweiler Neubaugebiet in der Grafschaft steht vor dem Aus

Grafschaft · Im Bauausschuss der Gemeinde Grafschaft wird über das neue Baugebiet „Kalbsgraben“ in Karweiler diskutiert. Ein aktuelles Gutachten schürt massive Zweifel an der Umsetzung.

Ein Lärmschutzgutachten sorgt für Probleme bei der Umsetzung des neuen Baugebietes „Kalbsgraben“ in Karweiler.

Ein Lärmschutzgutachten sorgt für Probleme bei der Umsetzung des neuen Baugebietes „Kalbsgraben“ in Karweiler.

Foto: ahr-foto

Ein am nördlichen Ortsrand vor Karweiler im sogenannten „Kalbsgraben“ geplantes Neubaugebiet steht schon im frühen Planungsstadium vor dem Aus. Hintergrund ist ein Schallgutachten, das dem Planungsbereich starke Belastungen durch Verkehrslärm sowie einen benachbarten Aussiedlerhof unterstellt. Selbst eine Lärmschutzwand von acht Metern Höhe könne diese Belastung nicht abwenden. Das Gutachten des Bopparder Ingenieurbüros Pies sorgte im Bauausschuss der Gemeinde Grafschaft allerdings für Verwunderung und Kopfschütteln. „Ich habe mit meiner subjektiven Einschätzung noch nie so danebengelegen“, äußerte sich etwa der SPD-Fraktionsvorsitzende Hubert Münch, der hinzufügte, die Methodik des Gutachtens nicht zu kennen. Auch Reinhold Hermann (FWG) zeigte sich verwundert, dass es überhaupt zur Einholung eines Schallgutachtens kommen musste: „Es gibt im Kreis und in der Grafschaft viele Wohngebiete an befahrenen Straßen.“

Grenzwerte werden laut Gutachten deutlich überschritten

Gutachterin Elisa Skalski erläuterte im Ausschuss, man berufe sich auf Verkehrszahlen des Jahres 2019, die auf das Jahr 2030 hochgerechnet wurden. Demnach würden die Orientierungszahlen am Tag und in der Nacht deutlich überschritten. Auf der an das Gebiet angrenzenden Kreisstraße ist Tempo 100 erlaubt. Bei einer Reduzierung auf Tempo 50 gäbe es eine deutliche Verbesserung um fünf bis sechs Dezibel, räumte Skalski auf Nachfrage von Roland Schaaf (CDU) ein. Während ein benachbarter Getränkemarkt keine Relevanz in der negativen Beurteilung habe, spiele der Fernlärm von der Autobahn auch noch eine Rolle. Größter Lärmfaktor aber sei der Aussiedlerhof, der in der Spitze auf 45 Erntetage kommen könne und der eine mobile Getreidetrocknungsanlage in den Einsatz bringe. „Die Anlage kann überall auf dem Hof stehen“, so die Gutachterin.

Tobias Wronka (Bündnis 90/Die Grünen) meinte, er könne das Gutachten nicht akzeptieren. Udo Klein (SPD) äußerte sich ebenfalls drastisch: „Mit einem nicht nachvollziehbaren Schallgutachten wird hier ein komplettes kleines Baugebiet kaputtgemacht.“ Und Karweilers Ortsvorsteher Dieter Bornschlegl ergänzte, dass es im Ort noch nie Beschwerden über Lärm aus besagten Quellen gegeben habe. Letztendlich wurde ein Antrag auf Einstellung des Verfahrens von Schaaf zwar mit Mehrheit der anderen Fraktionen abgelehnt und der Tagesordnungspunkt ohne Empfehlung an den Gemeinderat weitergegeben, hier droht dem Baugebiet schon aufgrund der CDU-Mehrheit jedoch das Aus. Alternative wäre die Festsetzung eines lärmbeeinträchtigten Gebiets mit massiven Baubeschränkungen für die künftigen Häuslebauer. Damit verbunden sind auch hohe Kosten. „Die Planung muss gerichtsfest sein“, drückte es Bürgermeister Achim Juchem aus.

Probleme mit dem Baugebiet sind nicht unbekannt

Der Bereich Kalbsgraben war im Jahr 2017 im Rahmen einer Baugesetzbuch-Novelle zur schnellen Entwicklung kleiner Baugebiete in den Fokus geraten. Drei Jahre später stand fest: Wegen einer außerhalb des Plangebiets liegenden Entwässerung kann das beschleunigte Verfahren nicht angewendet werden, man entschied sich für eine klassische Realisierung werden. Schon einmal war eine Entwicklung zum Baugebiet gescheitert.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort