Ministerin Eder übergibt Förderbescheid Neues Retentionsprojekt von Kreisstadt und Grafschaft kann starten
Grafschaft · Auf der Grafschaft sind Renaturierungsmaßnahmen mit einer Summe von etwa 4,1 Millionen Euro geplant. Umweltministerin Katrin Eder überreichte jetzt Förderbescheide über 3,22 Millionen Euro und ließ sich das Projekt nochmals erklären.
„Mit dem Hochwasserschutz ist es nie vorbei.“ Worte der rheinland-pfälzischen Umweltministerin Katrin Eder (Bündnis 90/Die Grünen), die am Freitagnachmittag die Grafschaft besuchte. Mit dabei hatte Eder gleich drei Förderbescheide über insgesamt 3,22 Millionen Euro für eine anstehende große Hochwasserschutzmaßnahme in Nierendorf. Die Gelder gliedern sich auf in 1,837 Millionen Euro Fördergelder für die Verlegung des Leimersdorfer Baches in die ehemalige Bachaue, 1,297 Millionen Euro für die Renaturierung der Aue zwischen Nierendorf und dem Deutschen Eck sowie 86.000 Euro Fördergelder für die Stiftung Natur und Umwelt. So entsteht eine neue Retentionsfläche, die bis zu 44.000 Kubikmeter Wasser in der Fläche ohne Errichtung üppiger Bauwerke zurückhalten kann. Es ist die nunmehr vierte gemeinsame Maßnahme der Gemeinde Grafschaft mit der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler an diesem Gewässer und noch nicht die letzte. „Wir dachten, es wäre alles soweit fertig, bis wir im Jahr 2016 eines Besseren belehrt wurden“, wies Kreisstadt-Bürgermeister Guido Orthen auf die Entstehungsgeschichte der Idee hin. Seinerzeit hatte Starkregen das Rückhaltebecken oberhalb von Nierendorf zum Überlaufen gebracht und in Gimmigen musste das ohnehin riesige Becken geöffnet und der Ort überflutet werden. Begehungen mit Planer Peter Terporten ließen seinerzeit die Idee der neuerlichen Maßnahmen aufkommen, zumal alte Tranchot-Karten aus dem frühen 19. Jahrhundert den alten Bachverlauf zeigten.
Im Ort Nierendorf war nach den schweren Verwüstungen durch das Hochwasser 2016 das Bachprofil erweitert und die Uferrandzonen aufgeweitet worden. Nun startet die Maßnahme nahe Niedernierendorf, die mit der Erneuerung der L80 und der Anlage eines Radwegs zu einer Gesamtmaßnahme verbunden ist. Der Grafschafter Bürgermeister Achim Juchem bezifferte die Gesamtkosten der Renaturierung auf 4,1 Millionen Euro, von denen die Gemeinde Grafschaft rund 500.000 Euro trägt. „Der maßgebliche Anteil ist aber durch die Förderungen gedeckt“, so Juchem.
Schutz der Unterlieger durch die Oberlieger
Umweltministerin Eder zeigte sich von dem Projekt begeistert. Sie lobte vor allen Dingen die interkommunale Zusammenarbeit und machte deutlich: „Der Schutz der Unterlieger durch die Oberlieger hat sich bewährt.“ Projekte wie die angedachte Renaturierung würden oftmals mehr bewirken als technische Projekte.
Auch Planer Peter Terporten freut sich auf die anstehende Umsetzung. Auf Wunsch der Ministerin erläuterte er noch einmal die Einzelheiten der anstehenden Maßnahmen. So werde der Bach nur so tief gelegt, dass er sich bei Hochwasser in der Aue ausdehnen kann. „Der Bach soll mäandern“, so die Vorstellung Terportens, der auch von einer fruchtbaren Zusammenarbeit mit dem Straßenbaulastträger Landesbetrieb Mobilität (LBM) sprach. Somit könne bei Nierendorf mit einem Schlag die Verbindung aus Hochwasserschutz durch Retention und verbesserter Infrastruktur geschaffen werden. Der entstehende Radweg wird die Lücke zwischen Kreisstadt und dem angrenzenden Nordrhein-Westfalen ein Stück weit schließen. Dabei sind auch Haltepunkte für Radler eingeplant, denn die renaturierte Aue kann auch ein touristisch interessanter Hingucker werden.