800 Gebäude nach Starkregen in der Grafschaft beschädigt „Nie zuvor solche Mitmenschlichkeit erlebt“

GRAFSCHAFT · Der Grafschafter Gemeinderat entwickelt ein neues Hochwasserschutzkonzept. Die Kreissparkasse gewährt für die Betroffenen „billiges Geld“ ohne bürokratischen Aufwand und ohne Sicherheit als Sonderkreditprogramm.

Der Rat der Gemeinde Grafschaft ist weiterhin mit der Aufarbeitung der Starkregenereignisse vom 4. Juni beschäftigt. Im Fokus steht nun ein Hochwasserschutzkonzept. Zunächst sollen dort aus den Erfahrungen der vergangenen Unwetter gemeinsam mit Bürgern Maßnahmen und Möglichkeiten der Vorsorge zur Rückhaltung des Wassers in der Fläche auch im privaten Bereich aufgezeigt werden. Zum Auftakt sollen zwei Bürgerversammlungen für alle Einwohner durchgeführt werden.

In diesen Veranstaltungen werden dann die Gefährdungssituation, die Maßnahmen der Gemeinde zur Vorsorge und zur Gefahrenabwehr sowie die Aufgaben zur Minderung von Schäden durch Starkregen und Überflutung im privaten Bereich vorgestellt. Alle Beteiligten sollen zudem ihre Erfahrungen und Probleme darstellen können. In Workshops in den verschiedenen Ortsteilen sollen diese Themen schließlich aufgegriffen, vertieft und konkrete Maßnahmen der Hochwasservorsorge entwickelt werden. Alle Projekte werden im örtlichen Hochwasserschutzkonzept festgeschrieben. Für ihre Umsetzung, so der Vorschlag der Verwaltung, werden klare Verantwortlichkeiten benannt.

Klaus Huse erklärte für die CDU-Fraktion, man werde sich in der kommenden Zeit intensiv mit den Folgen des schlimmen Hochwassers zu beschäftigen haben, um eine bestmögliche Unterstützung der betroffenen Bürger zu gewährleisten. Die Gemeinde habe schnell und umfassend geholfen.

Es gelte nun, die Ängste der Betroffenen ernst zu nehmen und weitere Maßnahmen der Hochwasservorsorge zu treffen. „Wir können den Menschen ihre Ängste nicht vollends nehmen“, sagte SPD-Ratsmitglied Udo Klein. Alle Möglichkeiten der Prävention müssten untersucht werden, auch in der Landwirtschaft. Gewächshäuser, Hagelschutzfolien und Tunnelanlagen würden zu weiteren Versiegelungen beitragen. Die Gemeinde brauche ein „ausgereiftes Konzept“. Dies nach der Devise: „Gründlichkeit vor Schnelligkeit“.

Die FWG zeigte sich davon überzeugt, dass sich derartige Starkregenereignisse in Zukunft häufen würden. Daher müsse das Hochwasserschutzkonzept schnell umgesetzt werden. Insbesondere dankte die Freie Wählergemeinschaft der Verwaltung für die in den vergangenen Wochen geleistete herausragende Arbeit – was von den anderen Fraktionen mit lautstarkem Beifall quittiert wurde. Mathias Heeb von den Grünen, der wie andere Ratsvertreter auch, aktiv in die Hilfsaktionen involviert war, unterstrich das Miteinander in der Krisensituation: „Ich habe nie zuvor eine solche Mitmenschlichkeit erlebt.“

Mehr als 800 private und öffentliche Gebäude im ganzen Kreis Ahrweiler sind durch die Folgen der Starkregen-Ereignisse beschädigt worden. Zahlreichen Unwetter-Opfern ist ein hoher wirtschaftlicher Schaden entstanden, bei Vereinzelten bedroht er sogar deren Existenz. Darauf hat auch die Kreissparkasse Ahrweiler reagiert und 40 000 Euro Soforthilfe an den Hilfsfonds des Kreises, „Nachbar in Not“, gespendet.

Der Kreis stellt die Spende zur Verfügung, verteilt wird das Geld direkt durch die betroffenen Kommunen.

„Wir können zwar keine Keller auspumpen, aber wir können die Betroffenen auf diese Weise unterstützen“, sagte Vorstandsmitglied Guido Mombauer, der allen haupt- und nebenamtlichen Helfern für ihren Einsatz dankt: Ohne sie hätte das Unwetter und dessen Folgen sicherlich ein noch schlimmeres Ausmaß angenommen.“

Über die Spende hinaus hat die Kreissparkasse Ahrweiler ein Sonderkreditprogramm für die von den Unwettern betroffenen Menschen des Kreises aufgelegt. Diese können einen Betrag von bis zu 25 000 Euro unbürokratisch ohne Sicherstellung abrufen.

Mombauer: „Durch den über die Laufzeit von bis zu fünf Jahren festen Zinssatz von 0,5 Prozent bietet der Kredit Planungssicherheit und hält gleichzeitig die Belastungen so gering wie möglich.“

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