Haribo auf der Grafschaft Niemand will den Haribo-Verkehr

Grafschaft · Die Bürger sollen noch stärker in die Planungen der Grafschaft eingebunden werden. Doch die Kommunalpolitiker werden es schwer haben, allen Wünschen der Bürger gerecht zu werden, wenn es um die Erweiterung des Innovationsparks geht.

 In Esch kommt es bei Ausflugswetter schon jetzt zu Staus.

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Foto: Martin Gausmann

Es allen recht zu machen, wird schwer: Wenn am Donnerstag, 7. April, im Grafschafter Rathaus der Bauausschuss tagt (18 Uhr) und sich mit der Verkehrsuntersuchung zur Erweiterung des Innovationsparks in Ringen beschäftigt, dann bekommen es die Kommunalpolitiker mit sehr unterschiedlichen Wünschen zu tun, die eine Bürgerbeteiligung ergeben hat. Mit der Haribo-Ansiedlung wird schließlich mehr Verkehr durch die Grafschaft fließen. Den will aber keiner vor der Haustüre haben.

Bis zum 29. Februar konnten die Grafschafter Bürger zu der Verkehrsuntersuchung Stellung nehmen und sich zu einzelnen Varianten im Rahmen eines Beteiligungsverfahrens äußern. Davon wurde auch rege Gebrauch gemacht: 353 Stellungnahmen, Wünsche, Anregungen und Bedenken gingen im Ringener Rathaus ein.

53 Prozent von ihnen plädierten für eine sogenannte „Null-Lösung“. Soll heißen: Nichts soll sich verändern, keine Entlastungsstraßen oder neue Autobahnanbindungen sollen geschaffen werden. Der vorhandene Kreisel am Eingang des Innovationsparks werde den durch Haribo zu erwartenden Mehrverkehr schon aufnehmen können.

Haribo selbst gibt an, dass am neuen Werk mit 740 Lastwagenbewegungen innerhalb von 24 Stunden zu rechnen ist (160 Lkw pro Tag in der Produktion, 580 Lkw pro Tag in der Logistik). Hinzu kommt der Pkw-Verkehr, der von in drei Schichten tätigen 2400 Mitarbeitern ausgelöst wird.

22 Prozent der Bürgerbeteiligungsteilnehmer sprachen sich für den sechsspurigen Ausbau der Autobahn aus, um den Verkehr zu entzerren und aus den Grafschafter Ortsteilen herauszuhalten. Ein Viertel aller Petenten bevorzugt indes den Bau der sogenannten Südtangente, die parallel zur Autobahn verlaufen und dann auf die A 61 führen soll. Je nach dem Grad einer etwaigen Betroffenheit kommt es allerdings in den einzelnen Ortsteilen zu völlig verschiedenen Präferenzen.

Eine denkbare Südspange lehnt man in Ringen ab. Stattdessen wird eine Westspange favorisiert, die in Richtung Vettelhoven zur L 83 führen würde. In Eckendorf und in Vettelhoven plädiert das Gros für eine Null-Variante, keiner will dort eine West- oder Südspange, in Gelsdorf sind 90 Prozent für eine neue Straße parallel zur Autobahn, so dass der Ortsteil von zusätzlichem innerörtlichen Verkehr weitgehend verschont bliebe.

Ein Teil der Bürger aus den Ortsbezirken Bengen, Birresdorf, Holzweiler, Lantershofen, Leimersdorf und Nierendorf sieht indes im „Planfall 4 b“, einer Westspange, eine verkehrliche Lösung für die Grafschaft.

95,6 Prozent der Stellungnahmen stammen übrigens aus Ringen, Vettelhoven, Gelsdorf und Eckendorf. Das bedeutet, mit Hilfe des durchgeführten Beteiligungsverfahrens konnte kein gemeindegebietweites Bild zur Verkehrsuntersuchung gewonnen werden. Ausschließlich Bürger aus den direkt betroffenen Ortsteilen haben Stellungnahmen eingereicht.

Im Rathaus rät man nun die Ausdehnung der Verkehrsuntersuchung auf das gesamte Gemeindegebiet. Auf der Grundlage einer Analyse und einer Prognose der verkehrlichen Situation in der gesamten Grafschaft ergäbe sich dann die Möglichkeit, im Rahmen des Gestaltungsprozesses „Quo vadis Grafschaft?“ alle Bürger in einen breiter aufgestellten Beteiligungsprozess einzubinden.

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