Hochwasserschutz in der Grafschaft Nierendorfer beschweren sich über Auenlandschaft

Grafschaft-Nierendorf · Die für Grafschaft-Nierendorf geplanten Maßnahmen zum Hochwasserschutz lösen bei den Anwohnern bei weitem nicht nur Beifall aus. Einige beschweren sich jetzt: Man habe sie über die geplanten Arbeiten schlecht bis gar nicht informiert.

 Unwetterschäden, wie sie beim Starkregen 2016 zu verzeichnen waren, sollen sich in Nierendorf nicht wiederholen.

Unwetterschäden, wie sie beim Starkregen 2016 zu verzeichnen waren, sollen sich in Nierendorf nicht wiederholen.

Foto: Martin Gausmann

Ist es eine mögliche Angst vor der Veränderung, sind es einfach nur fehlende Informationen oder woran liegt es, dass zuletzt vom Starkregen so arg gebeutelte Menschen in Niedernierendorf den anstehenden Arbeiten zur Renaturierung des Leimersdorfer Bachs äußerst skeptisch entgegensehen? Die Arbeiten schließen auch die Umwandlung in eine Auenlandschaft und die Sanierung der Landesstraße L 80 bis zum Deutschen Eck mit ein.

„Zu den Maßnahmen haben noch längst nicht alle Anwohner ihr Einverständnis erklärt“, sagt Helga Dohmganz. Sie wohnt in einem der sechs Anwesen östlich der Johannes-Häbler-Straße, die bei den Starkregenfällen 2010, 2013 und besonders 2016 hart getroffen wurden. Eigentlich müsste sie froh darüber sein, dass hier nun Abhilfe geschaffen werden soll. Diese sieht die ehemalige Beigeordnete der Gemeinde Grafschaft aber nicht als ausreichend an: „Das Wasser kam ja nicht nur über die Straße, es schoss im hohen Bogen aus dem Kanal“, gibt sie auch einem nicht ausreichend dimensionierten Kanalsystem eine Mitschuld an den Überschwemmungen.

Den Kanal so auszubauen, dass er Wassermassen, wie sie 2016 über Nierendorf niedergingen, fassen kann, ist aber schlichtweg unmöglich, sagt der Grafschafter Bauamtsleiter Friedhelm Moog. Derweil spricht Dohmganz von Schattenseiten des Projekts: „Straßenseitig werden in den Grundstücken Mauern und Zäune abgerissen, Tore versetzt und Bäume gefällt, um dem Rad- und Gehweg Platz zu machen. Und im Grundstück werden ‚Übergabestellen-Verbindungssammler’ gebaut.“

Dohmganz führt weiter aus: „Obwohl es ein Planfeststellungsverfahren sein soll, wurden uns die Pläne nicht offengelegt und bis heute keiner der Bürger informiert. Stattdessen schickte man uns falsche, völlig veraltete Katasterpläne zu, in die für uns alle unverständliche, nicht interpretierbare Linien eingezeichnet waren, die übrigens auch nicht stimmten. Aber jedem der Pläne war die Erteilung der Bauerlaubnis mit frankiertem Rückkuvert beigefügt“, was sie besonders ärgert.

Hier tun sich einige Fragen auf, die den Anwohnern möglicherweise noch nicht beantwortet werden konnten. Das räumt auch Friedhelm Moog ein: „Als die Zeit der Einwohnerinformation gekommen war, kam auch Corona“, sagt er. Dabei empfindet der Bauamtsleiter es als unglücklich, dass der Landesbetrieb Mobilität (LBM) im Mai und Juni Baupläne an die Anwohner verschickte und diese um ihr schriftliches Einverständnis gebeten wurden. Ob die vorgelegten Pläne tatsächlich veraltet waren, kann Moog nicht sagen, da er keine Kopien der Schreiben erhielt. Hier wird die Verwaltung auf jeden Fall Abhilfe schaffen und Mitte August die Anlieger zu einem Informationsgespräch einladen. Dann sollen offene Fragen geklärt und falsche Informationen aus der Welt geschaffen werden. Möglicherweise wird der LBM im September sogar eine zweite Infoveranstaltung abhalten, ehe die Maßnahmen beginnen.

In einem ist der Bauamtsleiter sicher: „Es wird den Anliegern durch die Baumaßnahmen nur Positives widerfahren.“ Diesen Maßnahmen sieht Helga Dohmganz mit äußerst gemischten Gefühlen entgegen. Sie und ihr Mann seien ebenso wie eine Nachbarin über 80 Jahre alt und wollen eigentlich nur mit ihren Tieren in der schönen Landschaft ihren Lebensabend in Ruhe verbringen können. „Uns ist nun bewusst, dass wir bei der langen Bauzeit den Rest des Lebens in Dreck, Schutt und Lärm verbringen müssen.“

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