Altbach in Gelsdorf Paten kümmern sich um das Gewässer

Gelsdorf · Paten pflegen den Altbach in Gelsdorf. Jetzt haben sie Zuwachs bekommen. Die Resonanz auf eine Informationsveranstaltung war überraschend groß.

 Über zwei Dutzend Teilnehmer: Die Info-Veranstaltung zum Thema Patenschaften für den Altbach in Gelsdorf ist auf überraschend große Resonanz gestoßen.

Über zwei Dutzend Teilnehmer: Die Info-Veranstaltung zum Thema Patenschaften für den Altbach in Gelsdorf ist auf überraschend große Resonanz gestoßen.

Foto: Volker Jost

„Mit so einer großen Resonanz hätten wir niemals gerechnet“, freute sich Jochen Winkhoff über zwei Dutzend Teilnehmer bei der Informationsveranstaltung zum Thema „Bachpatenschaften“ für den Altbach. Zusammen mit Otto Pauels und Michael Jenal betreut Winkhoff aufgrund eines Vertrages mit der Gemeinde Grafschaft das von seiner Quelle bis zur Autobahn 3,5 Kilometer lange Gewässer, das im Wald oberhalb von Gelsdorf entspringt, am westlichen Ortsrand entlang fließt und im weiteren Verlauf die Gemarkung von Eckendorf durchquert und südlich der Kempermühle bei Adendorf in den Swistbach mündet. Nicht erst das Hochwasser vom vergangenen Juli habe gezeigt, wie wichtig es sei, auch auf die kleinen Gewässer zu achten. Mit einer Bachpatenschaft könne das Gewässer gepflegt und so letztlich die Anwohner vor größeren Schäden bei Hochwasser bewahrt werden.

In ihrer Arbeit beschränken sich die drei Gelsdorfer Bachpaten nicht nur darauf, Unrat wie Einkaufswagen oder Paletten aus dem Bachbett zu entfernen, sondern sie pflanzen beispielsweise auch Schwarzerlen, um den Boden am Gewässerrand standfester zu machen. „Jeder Baum, der an der Seite eines Baches den Boden festhält, ist total wichtig“, weiß Winkhoff. Die Menschen gäben dem Wasser die Kraft zur Zerstörung, weil ihm nicht genug Raum gegeben und die Schwammwirkung des Bodens nicht ausreichend berücksichtigt werde. Eines der wichtigsten Ziele zur Verbesserung des Hochwasserschutzes sei beispielsweise die Steigerung des Humusgehaltes im Boden.

Forderung nach mehr Hochwasserschutz

Ortsbeiratsmitglied Felicitas Schlitz (SPD) bekräftigte im Rückblick auf die Katastrophe im vergangenen Juli, dass auch in Gelsdorf mehr für den Hochwasserschutz getan werden müsse: „Denn das Wasser, das oberhalb des Ortes zurückgehalten wird, kann im Ort nicht zu Überschwemmungen führen.“ Der erfahrene Bachpate Winfried Sander vom BUND wusste allerdings: „Man muss das Problem zunächst erkennen, dann erst kann man zu einer Lösung kommen.“ Doch eine Lösung zu finden, sei insbesondere an einem Gewässer nicht ganz so einfach. Dafür müssten die Grundlagen bekannt sein, etwa der genaue Verlauf des Gewässers. Sander machte zudem deutlich: „Ein Gewässer ohne Hochwasser ist ein totes Gewässer – die Frage ist nur, wie hoch das Wasser steigen darf.“

Um einen umfassenden Hochwasserschutz zu erreichen, müsse es das Ziel sein, möglichst viel Wasser auf den Flächen außerhalb der Orte zurückzuhalten. Dabei müsse man wissen, dass ein Graben das Wasser aus einem großen Einzugsbereich oberhalb des Ortes in den Altbach einleite, vor allem bei Starkregen. Wenn nun, wie geplant, der Gewerbepark Gelsdorf um eine Fläche von neun Hektar erweitert werden sollte, bedeute das eine ebenso große Flächenversiegelung, was wiederum auf Kosten der Versickerungsmöglichkeiten gehe. Die Erweiterung des Gewerbegebietes gehöre also letztlich auch zur Gewässersituation, denn das Einzugsgebiet eines Gewässers und seine Beschaffenheit sei entscheidend für die Wassermenge, die es führt. Deshalb plädierte Sander dafür, dass jeder Eingriff in Natur und Landschaft ausgeglichen werden muss.

Projekte mit Schulkindern und Landwirt geplant

Eines der Hauptprobleme für die Gewässer sei die Landwirtschaft und deren Umgang mit den Böden, „aber auch, dass wir alle hier wohnen, ist ein Problem“, machte der Geograph und ehemalige Gymnasiallehrer deutlich, dass letztlich auch jedes Wohngebäude zu Versiegelung beitrage, aber die Menschen ja irgendwo wohnen müssten. Die Devise müsse dennoch sein, möglichst viele Flächen wieder zu entsiegeln, „doch die Realität sieht anders aus.“

Denn meist sei überhaupt nicht klar, wo man überhaupt anfangen könne. Deshalb riet er dazu, zuerst einmal die versiegelte Fläche im Dorf zu erfassen und danach zu überlegen, was davon entsiegelt werden könne. „Sie müssen die Lösung hier vor Ort finden“, appellierte er an die Gelsdorfer, sich über Möglichkeiten der Verbesserung der Gewässersituation Gedanken zu machen. Die Lösung des Hochwasserproblems nicht im Bach selbst, sondern in der Fläche, die ihn speise.

Am Ende der Informationsveranstaltung fanden sich gleich mehrere Personen, die sich dazu bereit erklären, sich künftig selbst aktiv als Bachpate einzubringen. Auch wurden schon einige Aktivitäten geplant, die im Laufe des Jahres gestartet werden sollen: Ein Projektteam will im Sommer eine Begehung des Altbachs mit den Gelsdorfer Schulkindern organisieren. Mit Forscherkoffern und Gummistiefeln ausgestattet, sollen die Kinder Wasserproben nehmen und Wassertierchen zählen, um schon früh die Bedeutung des Gewässers erkennen zu können. Zudem soll in einem Modellprojekt mit einem einheimischen Landwirt erprobt werden, wie die Humusschicht verbessert werden könne.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort
Vielfältiges Fehlerbild
Kommentar zum Flut-Untersuchungsausschuss Vielfältiges Fehlerbild