Kreis Ahrweiler Politik ist sich beim Wild uneins

GRAFSCHAFT/WASSENACH · Die Jäger im Kreis Ahrweiler bekommen Unterstützung von den Liberalen. FDP-Frontfrau Christina Steinheuer, Mitglied im Kreistag und Vorsitzende der FDP-Fraktion im Gemeinderat Grafschaft, steht "voll hinter der Petition" und ist damit gegen den qualvollen Hungertod heimischer Wildtiere.

 Der "Chef" im Eifelwald: ein stolzer Rothirsch.

Der "Chef" im Eifelwald: ein stolzer Rothirsch.

Foto: GA

"Es ist absurd, dass in einem harten Winter, wie dem, den wir gerade alle erlebt haben, Jäger die heimischen Wildtiere, die hungern, nicht füttern dürfen. Das Verbot hatte zur Folge, dass Hunderte Wildtiere im Winter elendig verendet sind. Das kann keine Landesregierung ernsthaft wollen.

Deshalb sollte die rot-grüne Landesregierung sich selbst und der Öffentlichkeit gegenüber eingestehen, dass das Fütterungsverbot ein Fehler ist und denselben beheben", so die Journalistin, die auf dem Land auf einem Bauernhof lebt und im engen Austausch mit der Natur aufgewachsen ist.

"Wild muss gejagt werden, das ist keine Frage, sonst würde es sich unkontrolliert vermehren und hohe Schäden in der Land- und Weinwirtschaft anrichten. Aber die Jagd unterliegt auch einem Ethos, Jäger haben Verantwortung. Dass sie, vom Gesetz zur Untätigkeit gezwungen zusehen müssen, wie die Tiere verhungern, kann nicht wahr sein."

Steinheuer kennt viele Jäger. "In diesem Winter haben viele Jäger heimlich gefüttert und das unter Androhung von Strafe. Das ist pervers und zeigt nur, dass tatsächlicher und vermeintlicher Tierschutz oft weit auseinander liegen." Oft sei es leider so, dass dort, wo aus prinzipiell-ideologischen Motiven heraus Politik gemacht werde, das vielleicht gut gemeinte Ziel fatale Konsequenzen habe. "Das Fütterungsverbot muss weg, ganz einfach."

Man könne sowohl den Medien als auch den Stellungnahmen der Landesregierung entnehmen, dass Rot-Grün kein Einsehen habe, das Fütterungsverbot aufzuheben. Daher hatte sich die FDP-Politikerin dazu entschieden, die Kampagne der Kreisgruppe Ahrweiler im Landesjagdverband zu unterstützen. Und auch bei dem am Samstag anstehenden Bezirksparteitag der FDP, der dieses Mal im Kreis Altenkirchen stattfindet, will Steinheuer für die Petition der Jägerschaft werben.

Marcel Hürter, SPD-Landtagsabgeordneter aus Wassenach steht hinter dem Fütterungsverbot der Landesregierung, das seit 1997 besteht und von den Jägern des Kreises Ahrweiler hart attackiert wird.

Marcel Hürter, umwelt- und forstpolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, ist der Ansicht, dass dieses grundsätzliche Verbot sinnvoll ist: "Die Ausnahmen, die von der unteren Jagdbehörde im Kreis Ahrweiler bereits im Januar erteilt wurden, zeigen, dass es auch mit der Verordnung möglich ist, auf besondere Situationen zu reagieren. Das wesentliche Problem ist, dass wir in vielen Regionen des Landes hohe Schalenwildbestände haben. Während die Bestände beim Schwarzwild fast flächendeckend zu Problemen, insbesondere für die Landwirtschaft, führen, sind beim Rotwild vor allem der Binger Wald, das Kesselinger Tal und die angrenzenden Gebiete betroffen. Rotwildbestände, wie sie in diesen Regionen vorhanden sind, führen zu erheblichen wirtschaftlichen Schäden und zu Mehraufwendungen im Schutz der Kulturen."

Auch für das Rotwild im Kreis Ahrweiler ergebe sich durch die hohen Bestände eine bedauernswerte Situation. So seien im Jagdjahr 2011/2012 allein im Kreis Ahrweiler 50 Stücke Rotwild als Fallwild gefunden worden. Im gesamten übrigen Landesgebiet seien im gleichen Zeitraum 112 Stück

gezählt worden. Für das Jagdjahr 2012/2013 lägen die landesweiten Zahlen noch nicht vor. Sie dürften aber nochmals höher liegen, erklärte Hürter. Ziel müsse es sein, Schalenwildbestände zu haben, die für den jeweiligen Lebensraum angemessen sind. Deshalb müssten die Anstrengungen intensiviert werden, einen Ausgleich zwischen den Belangen der Landeskultur und der Jagd herbeizuführen.

Vor diesem Hintergrund begrüßt Marcel Hürter, die Entscheidung, die Abschussvorgaben in den Revieren des Rotwildkernbereichs im Kreis Ahrweiler um 25 Prozent zu steigern. Dies sei ein erster Schritt hin zu angemessenen Beständen. Der Abgeordnete aus der Nähe des Laacher Sees sieht den Entwurf der neuen Landesjagdverordnung positiv.

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