Rheinbachs Bürgermeister bestärkt FOC-Gegner

Mit einem Vortrag über ihren Kampf gegen das geplante Factory Outlet Center (FOC) im Hörsaal 1 des Städtebau-Seminars der Bonner Uni gossen Stefan Raetz und sein Wirtschaftsförderer Robin Denstorff Wasser auf die Mühlen der Stadtplaner.

Region. Einen Ausflug auf ungewohntes Terrain unternahmen Rheinbachs Bürgermeister Stefan Raetz und sein Wirtschaftsförderer Robin Denstorff: Im Hörsaal 1 des Städtebau-Seminars der Bonner Universität gossen sie mit dem Vortrag über ihren Kampf gegen das geplante Factory Outlet Center (FOC) in der Grafschaft Wasser auf die Mühlen der Stadtplaner. Die zeigten sich qua Amt als dankbares Publikum, wenn es darum geht, Innenstädte zu schützen.

Allerdings sahen die Besucher des Städtebau-Seminars von Professor Theo Kötter durchaus auch den Reiz, den ein FOC auf die Kunden ausübt: "Für den Betrachter ist die Welt da in Ordnung." Schließlich gebe es in "dieser Plastikwelt, die Innenstadt simuliert", im Gegensatz zum Original eben keine hohen Parkgebühren, Hundehaufen in der Fußgängerzone oder teure Fahrkarten für den öffentlichen Nahverkehr. Einer sprach denn auch "von einer Abstimmung mit den Reifen". Allerdings hatte zuvor Denstorff klar gemacht, dass eben nicht alle Bevölkerungsgruppen wahlberechtigt sind: "Junge und alte Leute ohne Auto bleiben im FOC außen vor."

Raetz machte kein Hehl aus seiner Überzeugung, dass auch die Einzelhändler in den Städten aufwachen müssten, wenn sie den großen Einkaufszentren auf der grünen Wiese etwas entgegensetzen wollen. "Sie heißen ja Einzelhändler, weil sie einzeln handeln", witzelte der Bürgermeister und machte zugleich klar, dass an Service, Angebot und Modernität durchaus noch etwas zu tun sei.

Solche Bemühungen stoßen nach Ansicht eines Diskussionsteilnehmers aber dann an Grenzen, wenn der Fachhandel zwar berate, der Kunde aber anschließend im Internet kaufe, oder die Geiz-Ist-Geil-Mentalität ihn einzig und allein auf den Preis schielen lasse. Da seien Marktmacht und Masse entscheidend.

"Die Politik darf nicht umkippen", forderte einer, nachdem Raetz zuvor die regionale Zusammenarbeit als zwiespältig geschildert hatte: Zwar seien das Land NRW, die Bonner und der Rhein-Sieg-Kreis mit allen Kommunen einig in der Ablehnung eines FOC an der nördlichen Grenze von Rheinland-Pfalz, weil dies nur darauf ausgerichtet sei, Kaufkraft aus dem benachbarten Ballungsraum abzuschöpfen.

Auf der anderen Seite koche dann doch jeder sein eigenes Süppchen: Troisdorf versuche zurzeit mit minderem Erfolg weitere 9 000 Quadratmeter Verkaufsfläche zu entwickeln, Sankt Augustin wolle den Huma-Einkaufspark kräftig erweitern. Und Siegburg sei mit seinen Plänen für ein ECE-Einkaufszentrum am Widerstand der Bürger gescheitert. "Da gibt es bisher keine Absprache in der Region", so Raetz.

"Erstaunlich" findet er die klare Absage der Siegburger zum ECE. Beim FOC Grafschaft sehe das anders aus, weil die Bürger nicht die Folgen vor Augen hätten. Raetz empfiehlt den Geschäftsleuten in Rheinbach und anderswo deshalb die spektakuläre Aktion der Siegburger zur Nachahmung: Die hatten an einem Samstag an jedem zweiten Laden die Schaufenster verklebt, mit dem Hinweis: Opfer des Einkaufszentrums.

Und für den weiteren Kampf sieht sich Raetz auch gerüstet, zum Beispiel mit vielen juristischen Finessen. Denn eines steht für Raetz fest: "Nach der Landtagswahl in Rheinland-Pfalz ist beim FOC die Ruhe vor dem Sturm vorbei."

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